
© Ralf Hirschberger
Geplatzter Reifen ließ Gefahrengut-Lkw kippen: Giftige Dämpfe nach Unfall auf der A10
Nuthetal - Nach einem schweren Unfall eines Gefahrengut-Transporters nahe dem Autobahndreieck Nuthetal bleibt die A10 auch am heutigen Donnerstag noch teilweise gesperrt. Ein Reifenplatzer hatte bereits am Dienstagnachmittag den Transporter auf dem südlichen Berliner Ring zum Kippen gebracht.
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Nuthetal - Nach einem schweren Unfall eines Gefahrengut-Transporters nahe dem Autobahndreieck Nuthetal bleibt die A10 auch am heutigen Donnerstag noch teilweise gesperrt. Ein Reifenplatzer hatte bereits am Dienstagnachmittag den Transporter auf dem südlichen Berliner Ring zum Kippen gebracht. Der Laster, der in Richtung Polen unterwegs war, durchbrach die Mittelleitplanke und rutschte auf die Gegenfahrbahn. Das auslaufende Benzin entflammte sich, der Laster ging in Flammen auf, aus den Tanks des Transporters liefen giftige Stoffe aus. Geladen hatte der Lkw 2,6 Tonnen ätzende Flüssigkeiten, darunter das höchst giftige Kaliumhydrogendifluorid, teilte das Landratsamt Potsdam-Mittelmark am Mittwoch auf Anfrage mit.
„Kommen die Fluoridverbindungen mit Wasser und Sauerstoff zusammen, entsteht giftiges Fluorwasserstoff“, so Landratsamtssprecherin Andrea Metzler. Ein Chemiker der Gefahrstoffeinheit des Landratsamtes habe vor Ort eine Bestandsaufnahme gemacht. Werden die giftigen Stoffe eingeatmet oder gelangen in die Blutbahn, „können sie im Körper das Kalzium binden, das kann zum Tod führen“, so Metzler. Am späten Dienstagnachmittag, als klar war, dass von den ausgelaufenen Flüssigkeiten eine derartig hohe Gefahr ausgeht, haben die Behörden einen 100 Meter großen Bannkreis um die Unfallstelle errichtet. „Der große Abstand zur nächsten Wohnsiedlung sowie die günstige Windrichtung hat Schlimmeres verhindert“, sagt Metzler. Gemeint sind mögliche Evakuierungen.
Rund 90 Rettungskräfte mussten jedoch nach ihrem Einsatz mit Salzlauge dekontaminiert werden und wurden zur Sicherheit in einem Krankenhaus untersucht. Bei vier Rettungskräften seien laut Metzler Symptome einer Vergiftung festgestellt worden. Am späten Mittwochnachmittag konnten alle Einsatzkräfte aus dem Krankenhaus entlassen werden. Auch der 34 Jahre alte polnische Fahrer des Lkw wurde bei dem Unfall nur leicht verletzt, Anzeichen einer Vergiftung hatte er nicht.
Der verunglückte Transporter wurde am Mittwoch per Kran geborgen, die Aufräumarbeiten zogen sich bis in die Nacht hinein und gehen am heutigen Tag weiter. Bis Mittwochabend sollte die Fahrbahn in Richtung Frankfurt/Oder geräumt sein, unklar war bis zum Redaktionsschluss aber, ob die gesperrte Strecke wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte. Die Fahrbahn in Richtung Magdeburg ist voraussichtlich noch bis heute gesperrt.
Durch die große Hitze der Flammen sei zudem der Asphalt der Autobahn stark beschädigt worden, so Metzler. Nach Angaben des Landesbetriebs Straßenwesen Brandenburg müssen etwa 200 bis 300 Quadratmeter Asphalt ersetzt werden.Die Polizei schätzt den Sachschaden auf rund 86 000 Euro.
Der Verkehr auf dem südlichen Berliner Ring ist weiträumig umgeleitet worden. Die Umleitung erfolgte in Richtung Frankfurt/Oder von der A10 über das Autobahndreieck Nuthetal auf die A115 bis zur Anschlussstelle Potsdam-Babelsberg, von dort über die Landstraße 40 zur B101 und von dort wieder auf die A10. In Gegenrichtung mussten die Autofahrer über die gleiche Strecke umgeleitet werden. (mit dpa)
Eva Schmid (mit dpa)
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