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Schaumig. Ein Guinness braucht seine Zeit, um einen Penny zu halten.

© T.Reichelt

Potsdam-Mittelmark: Gitarrenmusik, Whiskey und irisches Bier

Teltow hat seinen ersten Pub: Ein Kroate holt das Flair der grünen Insel ins Mühlendorf

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Teltow - Igor erik zieht am Zapfhahn. Es pfeift und summt, dann schießt das irische Bier aus dem Stutzen. Dunkel wie Kaffee strömt das Guinness in das Glas, schlägt schaumigeWellen bis zum Messstrich. Stopp. „Ein irisches Bier braucht seine Zeit“, sagt erik und stellt das Glas auf dem Holztresen ab. Es ist randvoll gefüllt mit elfenbeinfarbenem Schaum. Wie bei einer Sanduhr die gegen die Gesetze der Physik arbeitet, schiebt sich die Creme Stück für Stück nach oben. Ein Schauspiel, das Minuten dauert, bis eine nur noch fingerbreite Schicht Schaum auf dem Stout zurückbleibt.

Seit dem Start des neuen Jahres ist Teltow um eine gehörige Portion irischen Flairs reicher. Der Kroate Igor erik hat sich in der Kanada-Allee in Teltow seinenTraum von einem Pub erfüllt. „Ich hatte das Gefühl, so was fehlte hier.“ Er lächelt zufrieden, seine braunen Augen strahlen, ein paar schiefe Zähne blitzen auf. Der 30-Jährige ist glücklich.

Aus den Lautsprechern dudelt das Lied Yellow Submarine von den Beatles. Gedämpftes Licht fällt auf Männer und Frauen an der Bar. Sie philosophieren bei einem Whiskey über die Welt, lassen Eiswürfel in ihren Gläsern kreisen. Der Whiskey kostet zwischen 2,60 und 9 Euro. Die Auswahl ist groß. Auf der anderen Seite des dunkelgrün gestrichenen Raumes haben es sich Studenten an einem zum Stehtisch umfunktionierten Holzfass bequem gemacht. Darauf stehen drei Guinness zu je 2,80 Euro. Stimmengewirr liegt in der Luft. An der Decke hängt eine irische Flagge. Auf dem flachen Fernseher hetzen Sportler durch ein Stadion. Ein Engländer aus der Nachbarschaft sitzt in der Ecke und ordert ein frisches Bier – „a new Guinness“.

Über 15 Jahre hat Igor erik im kroatischen Gosipic in einem der schönsten Pubs Europas gearbeitet, sagt er selbst. Er hat Bier gezapft, Whiskey ausgeschenkt, Dartpfeile vom Boden aufgehoben und seine Frau Zeljka kennengelernt. Vor drei Jahren ist er zu der in Deutschland aufgewachsenen Kroatin nach Berlin gezogen. Lange war er auf der Suche nach einer leeren Kneipe. „Bis ich gesehen, dass Laden im Mühlendorf frei“, sagt erik – in der Hektik hinter dem Tresen verschluckt er schnell das eine oder andere Wort. „Latte Macchiato? Kommt sofort“, ruft er, dreht auf dem Absatz und verschwindet in der Küche.

„Ich hoffe, die Teltower honorieren meine Arbeit.“ Der sympathische Kroate, der noch nie in Irland war, will seinen Pub ausbauen. Eine Dartscheibe ist bestellt, ein Gitarrenspieler soll an den Wochenenden für Stimmung sorgen. Mit dem Start der Bundesligarückrunde an diesem Wochenende wird außerdem fast täglich Fußball auf dem Fernseher an der Wand laufen. „Wenn Hertha gewinnt, gibt es Schnaps für alle“, sagt erik.

Da seine Küche noch nicht ganz fertig ist, hat er sich etwas einfallen lassen: Gäste können bei einem Pizzalieferdienst bestellen, sie erhalten sogar Rabatt. Noch darf in eriks Pub geraucht werden, doch das soll bald vorbei sein, denn die meisten Gäste seien Nichtraucher.

Betitelt hat er den Teltower Pub nach dem irischen Nationalsymbol, einem dreiblättrigen Kleeblatt, dem Shamrock. Als Shamrock bezeichnen die Iren aber auch ein besonders langsam gezapftes Guinness, erklärt erik, als er das dunkle irische Bier herüberreicht. Mit Geduld wird der Schaum besonders fest. „So fest, dass ein irischer Penny nicht versinkt.“ Ob das auch mit einem europäischen Cent funktioniert, dass sollen die Teltower am besten selbst probieren. Tobias Reichelt

Der Shamrock-Pub in der Kanada-Allee 10 in Teltow hat täglich ab 17 Uhr geöffnet. Reservierungen unter 0163 783 1878.

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