Potsdam-Mittelmark: Gleiches Recht für fast alle
In Beelitz muss ein Häuslebauer wegen falscher Farbe sein Dach umdecken, in einem prominenteren Fall wurde anders entschieden
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In Beelitz muss ein Häuslebauer wegen falscher Farbe sein Dach umdecken, in einem prominenteren Fall wurde anders entschieden Beelitz. Für einen Häuslebauer im „Kleinen Anger“ in Beelitz wird es jetzt sehr ernst: Statt mit roten Ziegeln hat Familie L. in dem neuen Beelitzer Siedlungsgebiet ihr Dach in schwarz eingedeckt. Dies verstößt gegen die Gestaltungssatzung, die dafür sorgen soll, dass er Anger am Rande der Trebbiner - und Berliner Straße einmal ein geschlossenes Erscheinungsbild hat. Die roten Dächer wurden wegen der angrenzenden Altstadt gewählt, in der diese Dachfarbe dominiert. Darüber hinaus besteht in der Satzung aber viel Bewegungsfreiheit. Die Häuser müssen lediglich eine geneigte Dachform haben und dürfen nicht mehr als zweigeschossig (plus ausgebautes Dachgeschoss) sein. Überall besteht Spielraum, selbst bei den Ziegeln: Die Farben dürfen zwischen rot und rotbraun differieren. Familie L. war das offenbar schon zu viel an Restriktionen. Im Frühjahr wurde das Dach anthrazitfarben eingedeckt, obwohl der Architekt die Familie auf das Beelitzer Satzungsrecht hingewiesen hatte. 82 Einfamilienhäuser sollen im Kleinen Anger entstehen, etwa die Hälfte der erschlossenen Grundstücke sind verkauft. Bislang haben sich alle an die Dachfarbe gehalten. Es habe zwar Anträge gegeben, ob eine andere Farbe gewählt werden darf. „Dies haben wir aber nicht gewährt“, so Günter Hamecher von der Beelitzer Bauverwaltung. Nachdem die Bauaufsicht Belzig mit einem Baustopp und Bußgeldern drohte, wenn die Dacheindeckung nicht sofort satzungsgerecht geändert wird, stellte auch Familie L. einen Ausnahmeantrag bei der Stadt. „Eine Umeindeckung würde unsere finanziellen Möglichkeiten bei weitem überschreiten“, heißt es darin. Mit einer knappen zwei-Drittel-Mehrheit lehnten die Stadtverordneten am Montag den Antrag ab. Die Befürworter einer Ausnahmegenehmigung argumentierten vergeblich, dass „die Welt bunt“ sei, dass auch im Fiwag-Neubaugebiet in Fichtenwalde verschiedenfarbige Dächer bestehen würden und dass eine Dachumdeckung eine unverhältnismäßige Härte für die zugezogene Familie darstelle. Man könne nicht einfach seine Satzung über Bord werfen, wenn sie nicht eingehalten wird, wurde entgegen gehalten. Immerhin empfehlen die Stadtverordneten der Bauaufsicht, die Durchsetzung noch ein Jahr hinaus zu schieben, um der Familie finanziell etwa Atem zu geben. Ob die Belziger Behörde sich daran halten wird, ist fraglich. Auch wenn die Mehrheit der Stadtverordneten zur Härte gegen Familie L. stand, so wurden bei einzelnen Mandatsträgern doch auch Erinnerungen an einen Fall wach, bei dem anders verfahren wurde: Als der Salon der prominenten Beelitzer Friseurweltmeisterin Jana Eichler vor zwei Jahren saniert wurde, hat man nämlich gewährt, was Familie L. versagt wurde: Entgegen der für das Altstadtgebäude geltenden Sanierungssatzung war eine Gaube bis hinauf zum Dachfirst gezogen worden. Die Stadtverordneten waren auch damals dagegen, einen Ausnahmeantrag zu gewähren. Doch unter ungeklärten Umständen stimmte der Hauptausschuss später dem Antrag doch noch zu. Das Votum ging an die Bauaufsicht, die sich mit der Entscheidung des zweitwichtigsten, städtischen Gremiums begnügte. Die Stadtverordneten haben nie wieder nach der Umsetzung ihres Beschlusses gefragt. Henry Klix
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