Von Henry Klix: Glindow bekommt Gemeindezentrum
Rathaus will missglückten Kaufvertrag für Kunsthof „rückabwickeln“ – Zustimmung von allen Seiten
Stand:
Werder (Havel) - Partylaune in Glindow: Der Werderaner Ortsteil könnte bald wieder ein Gemeindezentrum bekommen. Wie die 1. Beigeordnete Manuela Saß gegenüber den PNN bestätigte, soll die Kommune im Laufe des kommenden Jahres wieder Eigentümer des Kunsthofs werden. Das Rathaus verhandele derzeit über eine „Rückabwicklung“ des Kaufvertrags, der 1995 für die frühere Kulturstätte mit großem Saal, kleinem Saal und Restauranträumen geschlossen wurde. Die jetzigen Kunsthof-Eigentümer, das Ehepaar Mader, seien damit „grundsätzlich einverstanden“.
Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm (Freie Bürger) geht davon aus, dass der Kunsthof zum Glindower Gemeindezentrum wird, wenn er wieder der öffentlichen Hand gehört. Erste Abstimmungen dazu habe es im Hauptaussschuss des Stadtparlaments gegeben. „Bürgermeister Große findet es auch gut.“ Wie berichtet wird im März die Porta Helena schließen, damit gehe eine wichtige Feierstätte im 3300-Einwohner-Ort verloren. „Wir brauchen den Kunsthof als neue Trainings- und Veranstaltungsstätte für den Karnevalsverein und für unsere beiden Chöre“, so Wilhelm. Auch die Frauensportgruppe könnte hier trainieren – und so die überfüllte Turnhalle entlasten. Zudem tagt der Ortsbeirat immer noch in Horträumen der Schule. „Wir würden gern da raus.“
Laut Wilhelm könnte die städtische Wohnungsgesellschaft HGW die Trägerschaft des Kunsthofs übernehmen, sie verwalte bereits andere Gemeindezentren in Werder und den Ortsteilen. Glindows Ortsbeirat würde einen Teil der Betriebskosten beisteuern. Zudem hofft der Ortsvorsteher, dass sich mit der Wiederbelebung ein neuer Gaststättenpächter für den Kunsthof findet. Das frühere Glindower Gemeindezentrum im alten Rathaus wurde vor einigen Jahren verkauft, es sei als Verwaltungshaus für die Ortszwecke ungeeignet gewesen.
Der Kunsthof ist derweil seit 1913 – damals als „Gasthof Albrecht“ – wichtiger Treffpunkt im Ort. In der DDR wurde das Haus staatlich betrieben: Dorfdiskos, Parteiversammlungen und Schülerspeisung fanden hier statt. Durch Hajo und Gudrun Mader wurde die Kulturstätte nach der Wende belebt, das Haus saniert, vier Wohnungen eingerichtet und zuletzt der große Saal renoviert. Noch bis September 2009 fanden im Saal Konzert- oder Theaterveranstaltungen statt, bis vor anderthalb Jahren gab es einen Gaststättenpächter. Doch mangels Gästen wurde der Betrieb vom Ehepaar Mader eingestellt, in der Remise auf dem Hof gibt es noch ein gefragtes Kursangebot des Kunsthof-Vereins.
Hintergrund der geplanten Rückabwicklung ist der 1995 zwischen der damaligen Gemeinde Glindow und dem Ehepaar Mader geschlossene, unglücklich formulierte Kaufvertrag: Damals lief noch ein Restitutionsverfahren für das Haus. Maders mussten den Kunsthof deshalb nicht sofort bezahlen – allerdings erhält der Kaufvertrag unklare Passagen und ist deshalb kaum einzulösen. Nach zwei Gerichtsverfahren sei „keine Seite mehr an Streit interessiert“, sagte Beigeordnete Saß. Jetzt will die Stadt das Haus zurückhaben – wieviel sie dafür bezahlen muss, ist Gegenstand von Verhandlungen.
Hajo Mader hält die Rückabwicklung des Kunsthofes für einen guten Weg – auch für den Kunsthof-Verein. Der wolle die Remise auf dem Hof gern weiter als Atelier für seine Kurse betreiben. Für den Kunsthof selbst hätte er sich auch die Einrichtung einer Kita vorstellen können, entsprechende Konzepte des Diakonischen Werks wurden aber von der Stadt Werder verworfen. Er habe mit seiner Frau viel Zeit und Geld in den Kunsthof gesteckt, so Hajo Mader gegenüber den PNN. „Irgendwann war absehbar, dass wir ihn nicht weiter betreiben können.“ Über eine Zukunft des Hauses als Gemeindezentrum wäre er froh.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: