KulTOUR: Gloop und Cygnox, Wolf und Hirsch
Drei junge Künstlerinnen stellen in der Galerie Töplitz ihre Arbeiten aus
Stand:
Von Gerold Paul
Werder (Havel) - Bevor sich die „Galerie Töplitz“ winterfest macht, lädt sie am Samstag zu ihrer vierten Vernissage des Jahres 2010. Diesmal hat der „Havel-Land-Art e.V.“ gleich drei junge, teils noch im Studium befindliche Damen um Ausstellungsbeteiligung gebeten. Alle hatten gleichsam Berührung mit Zwergenkönig Giebich vom Giebichenstein, der bekanntlich viel Gutes tat, bis arge Söldner ihm die Bergspitze wegschossen, mitten im 30-jährigen Krieg. Seitdem hat ihn keiner mehr gesehen. Man darf allerdings davon ausgehen, dass er allein jene im Geiste berät, die auf der „Hochschule für Kunst und Design“ ihr hohes Handwerk lernen, manchmal „Kunst“ genannt.
Susan Liebold zum Beispiel ist in Thüringen aufgewachsen, einem traditionellen Zentrum der Glasgestaltung. Dieser Werkstoff, so erzählt sie, trage viele Geheimnisse in sich, so etwa die Fähigkeit, das Licht zu fangen. Allerdings hielt sie es bei der Tradition nicht lange aus, sie brauchte Umwege, um wieder zu ihrem Ursprung zu finden. Auf Burg Giebichenstein bei Halle zum Beispiel. Ihre Ausstellungsstücke wirken filigran und zerbrechlich, sie scheinen den Bilder-Mappen von Ernst Haeckel entnommen.
Glastiere-Glaspflanzen von Korallenriff und Tiefsee. Lasziv im eigenen Lichte gefangen, durchsichtig, pastös, immer sehr schön. So schöpft sie an der selbstgewählten Grenze zwischen Kunst oder Design. An der Decke hängen „Leuchtkörper“ besonderer Fertigung mit Namen wie Cygnox und Gloop. Die Staatenqualle kopfüber. Hübsch, sich vorzustellen, dass es in der Künstlerin innendrin so licht aussehen könnte!
Ziemlich düster hingegen scheinen die Linol- und großflächigen Grafikarbeiten der Noch-Giebichenstein-Studentin Sara Möbius. Sie hat eine starke Präferenz für den Wald. Weil vor ihrer Haustür Halle aber kaum welcher wächst, sucht sie ihn beispielsweise im Harz. Die Bilder, die sie sich von ihm macht, muten auf den ersten Blick wie Schwarz-Weiß-Fotografien an. In Wahrheit handelt es sich um raffiniert arrangierte Kohle-Arbeiten.
Hirsch und Wolf und Schwein und Reh geben ihre Korrespondenzen nach strengen und dunklen Regeln Richtung Gemüt ab. Manchmal als „Negativ“ geschaffen, wirken diese kontrastreichen Bilder kalt und warm, nah und fern, immer sind es Kontemplativa, da kann der gute deutsche Märchenwald nicht allzu weit sein. Wollte sie irgendwann einmal „Hänsel und Gretel“ oder den „Rumpelstilz“ illustrieren, so dürfte da einiges zu erwarten sein.
Die junge Slowakin Aneta Koutná lernt auf Burg Giebichenstein mit einem Stipendium die verfeinerte Art der Porzellan-Gestaltung. Von ganz dünn bis „normal“ stellt sie Gefäße und Geschirre aus, in denen, man staunt, sogar Teile von Großmutters Gardine eingearbeitet sind. Zerbrechlichkeiten lässt die junge Frau aus Bratislava so nicht gelten. Gut, sagt sie, manches ist nicht für alle Tage, eher „für besonders“. Jedenfalls sind diese Unikate stabiler, als sie aussehen mögen.
Über so gelehrige und geschickte Schüler kann sich Zwergenkönig Giebich oder Hiebich freuen. Der „Verein zur Förderung von Kunst und Kultur im Havelland“ auch: Vier Verkaufsausstellungen – vier Offerten der Nachhaltigkeit, da wäre es wohl nur recht und billig, das Eröffnungskonzert am Samstag in der benachbarten Dorfkirche (16 Uhr) im Namen von Cygnox und Gloop nicht zu versäumen. Das Duo Aaron Dan (Querflöte) und Heidi Mockert (Fagott) spielt Werke von Bach, Telemann, Karg-Elert und Gershwin.
Vernissage Samstag um 17 Uhr, Öffnungszeiten Sa. und So. 14-18 Uhr, Mo. bis Fr. 16 bis 18 Uhr; bis zum 10. Oktober, Töplitz, An der Havel 68
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: