Potsdam-Mittelmark: Glücksquelle mit Dach
Alte Dorfschule in Schenkenhorst ist nun Bürgerhaus / Auch benachbartes Gebäude soll saniert werden
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Stahnsdorf · Schenkenhorst - Als Schenkenhorst noch Schenkendorf hieß, saßen im einzigen Klassenraum der Dorfschule 75 Kinder, die alle von einem Lehrer unterrichtet wurden. Ortschronist Erhard Nickel hat das recherchiert und die Geschichte der 1914 eröffneten Schule für nachfolgende Generationen festgehalten, auch damit sie fortgeschrieben werden kann.
Zwar läutete die Schulglocke letztmalig vor 50 Jahren, doch das alte Schulhaus in der Dorfstraße 26 blieb bis heute gesellschaftlicher Mittelpunkt des Dorfes. So wurde aus dem Klassenzimmer zeitweilig ein Turnraum, der in den 60er Jahren zum Klubraum avancierte, später zog die Gemeindeverwaltung ein.
Ein weiteres Kapitel der Schulchronik konnte Ende vergangener Woche aufgeschlagen werden: der Bürgertreff Schenkenhorst. Nach einer Umbauzeit von zehn Monaten übergaben Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) und Ortsbürgermeisterin Karin Steingräber das Gebäude feierlich an die künftigen Nutzer. Enser erinnerte daran, wie er und Karin Steingräber einst im gleichen Raum saßen und grübelten, wie trotz einer Großgemeinde Stahnsdorf auch die dörfliche Identität jedes Ortes erhalten bleiben kann. Ein Ziel hieß danach: jeder Ort bekommt ein Bürgerhaus. 157 000 Euro wurden für das Schenkenhorster Projekt vertraglich zugesichert. Als dann im vergangenen Herbst festgestellt wurde, dass das gesamte Dach ausgewechselt werden muss, stockten die Gemeindevertreter den Etat um 60 000 Euro auf. Charakteristische Elemente des denkmalgeschützten Gebäudes blieben erhalten wie die Schulglocke und das Türmchen, das einst als Entlüftungshaube diente. Neben der Modernisierung der Elektro-, Sanitär- und Heizungsanlagen wurde auch eine kleine Küche angebaut. Zum Dachgeschoss führt nun eine separate Treppe. Von der gelangt man in den etwa 50 Quadratmeter großen Dachraum mit Fledermausgauben, der später einmal Treffpunkt für den Handarbeitszirkel und die Dorfjugend sein soll.
Rund 8000 Euro würde das Material kosten, um diesen Raum auszubauen, weshalb Karin Steingräber darauf hofft, dass die Gemeindevertreter auch dieses Vorhaben unterstützen. Den Ausbau wollen die Mitglieder des Trägervereins „Bürgertreff Schenkenhorst“ in eigener Regie übernehmen. Schon bei der Sanierung packten sie tatkräftig mit an, entfernten alte Tapeten und arbeiteten die schönen alten Fensterrahmen wieder auf. Ein großes Lob gab es zur Eröffnung auch für die ortsansässige Baufirma Hoffmann. Die habe sich laut Architekt Jörg Behnke „hier selbst ein Denkmal gesetzt, vor allem weil sie bei den Umbaumaßnahmen kreativ mitgedacht hat“.
Kreativ zeigte sich auch Stahnsdorfs Gemeindeverwaltung mit einem selbst geschmiedetem Glückwunschvers: „Lang ersehnt, jetzt endlich wahr: Ihr habt ein Haus! Wie wunderbar! Es sei und bleib euch allezeit Glücksquelle und Gemeinsamkeit“. Wie zutreffend die Zeilen sind, bestätigen bereits zahlreiche Terminwünsche von Vereinen, Feuerwehr, Kindergarten, Seniorentreff. Auch private Feiern wurden schon angemeldet. Gleichzeitig gibt es noch rings um das Gebäude viel zu tun. So soll die jahrelang gewachsene Hecke weichen, die das Gebäude an der Straßenseite fast verdeckt. Bürgermeister Enser kann sich zudem vorstellen, dass auch die Fassade des östlichen Gebäudeflügels saniert wird, in dem sich eine Wohnung und eine Arztpraxis befinden. Darüber müssten aber noch die Gemeindevertreter befinden, so Enser. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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