
© J. Bergmann
Tag der offenen Schränke im Schloss Caputh: Goldstaub und Zinnoberrot
Zum Tag der offenen Schränke im Schloss Caputh gab es seltene Einblicke in fürstliche Wohnkultur.
Stand:
Schwielowsee - Edles Zinnoberrot mit Goldstaub bedeckt, filigrane Blüten- und Blättermalereien in Gold auf schwarzem Untergrund. Das klingt exotisch und ist es auch. Zum „Tag der offenen Schränke“ wurde am Sonntag im Schloss Caputh das Innere kostbarer chinesischer Möbel geöffnet – ein besonderer Anblick. Auch wenn die vielen Kästchen und Schubladen allesamt leer waren, die Besucher staunten.
Die Geschichte der kostbaren Schränke aus dem Schloss reicht weit zurück: China galt im 17. Jahrhundert als heile Welt und in Europa stand chinesische Kunst hoch im Kurs. Anfangs konnten sich nur Königs- und Fürstenhäuser solche Möbel, Porzellan und Schmuckstücke leisten, die vor allem dem Prestige ihrer Besitzer dienten. Die Möbel selbst kennzeichnet ein linearer Stil und sie erinnern eher an Kästen, die an den Seiten mit Tragegriffen versehen wurden. Im Kontrast dazu die Tische, auf denen diese Kabinettschränke stehen: Goldene blütenumrankte Tischbeine, wie sie seinerzeit als Gestelle vor allem in Norddeutschland verbreitet waren und sich mehr den Wanddekorationen der Räume anpassten. Doch gerade diese Gegensätze lassen das Arrangement exotisch wirken.
Exotisch und vor allem pompös ging es zu Lebzeiten der Kurfürstin Dorothea (1636 – 1689) im Caputher Schloss zu: Die Wänden waren mit Goldledertapeten und Atlas bespannt, so die Kustodin der Möbelsammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Henriette Graf. Auch die noch gut erhaltenen Stuckaturen und Deckengemälde zeugen von der fürstlichen Wohnkultur, die vor allem andere beeindrucken sollte. „Die Gäste sollten staunen, was die Schlossbesitzer so alles an prunkvollen Kostbarkeiten gesammelt hatten“, so Graf.
So standen im Schlafzimmer von Kurfürstin Dorothea gleich zwei Lackkabinettschränke. In diesen Gemächern hielt die Fürstin, auf ihrem Prunkbett ruhend, Audienz, allerdings war der Eintritt nur weiblichen Gästen vorbehalten. Die waren sicherlich fasziniert von den beiden Glanzstücken, deren Inneres vermutlich Schmuckstücken vorbehalten war. Die Schönheit des Holzes zieht noch heute Blicke auf sich, auch wenn die beiden Schränke im Chinoiserie-Stil mit den ornamentalen Messingbeschlägen eigentlich aus Ahornholz und Fichte gefertigt wurden und somit aus Europa stammen, wie Restaurator Thomas Kühn erklärte.
„Die Böden der Schubladen wurden noch genagelt, weshalb sie nicht schwer beladen werden können, sonst fällt alles durch.“ Der Holzrestaurator verwies auf feine Risse im Lack, ähnlich der Krakeliertechnik, ein Hinweis nicht nur auf den europäischen Ursprung des Lackes, für dessen Herstellung Baumharz verwendet wurde, sondern auch der Fertigung des Schrankes samt Bemalung.
Ein dritter Schrank im Nachbarraum ist dagegen ein Original aus Japan. Schon der Lack glänzt anders und die Malereien wirken fast wie ein Relief. Für dieses Möbel wurde echter Lacksaft verwendet, der in China „Qi“ und in Japan „urushi“ genannt wird, berichtete Kustodin Graf. Grundstoff ist ein grau-weiß milchiges Rindensekret des Lackbaumes, das mit Hanftüchern gefiltert und später erhitzt wird. Klassische Lackfarben wie Rot und Schwarz werden durch Beigaben von Zinnober oder Ruß eingefärbt. Reliefartige Oberflächen werden durch mehrmaliges Auftragen von hauchdünnen Lackschichten erzielt, teilweise bis zu 20 Schichten. Für jede Schicht ist eine Trockendauer von einer Woche notwendig.
Da dieser Lacksaft nicht in Flaschen konserviert werden konnte, gilt es als sicher, so Graf, dass dieses Schränkchen in Japan gefertigt wurde. Ein weiterer Hinweis, dass dieser Schrank aus Fernost stammt, sei zudem die Perspektive der Darstellungen, die für Japaner eher zweitrangig ist und kein naturgetreues Abbild sein will. Trotzdem erscheint die nahende Wolkenfront auf der rechten Türseite sehr vital im Gegensatz zu dem Angler, der wie ein Ruhepol im Bild zu verharren scheint. Diese Spannung von Fülle und Leere wirkt auf heutige Betrachter sehr poesievoll.
Zwei blau-weiße Porzellanvasen stehen auf dem Lackschrank und gehören auch zu den Kunstgütern, die seinerzeit heiß begehrt waren, da in Europa noch niemand herausgefunden hatte wie man Porzellan herstellt. Die asiatische Luxusware war in Europa begehrt, aber nur für wenige erschwinglich. Eine Sammlung chinesischen Porzellans präsentierte auch die Kurfürstin im Schloss Caputh. Und so schrieb der Italiener Gregorio Leti 1686 nach einem Schlossbesuch begeistert: „Ich weiß nicht, welche anderen Fürsten sich rühmen könnten, Schöneres zu besitzen.“
Kirsten Graulich
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