Potsdam-Mittelmark: Golmer Innovationszentrum am seidenen Faden
Landkreis Potsdam-Mittelmark will die Stadt Potsdam mit ins Boot nehmen
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Landkreis Potsdam-Mittelmark will die Stadt Potsdam mit ins Boot nehmen Teltow/Potsdam. Der Bau des seit Jahren geplanten Golmer Innovationszentrums „Go In“ für Existenzgründer hängt am seidenen Faden. Gegenwärtig sei das Technologiezentrum Teltow (TZT) als Bauherr nicht in der Lage, den notwendigen Eigenanteil aufzubringen, erklärte dessen Geschäftsführer Dr. Ulrich Dietzsch am Dienstag im Finanzausschuss des Kreises Potsdam-Mittelmark. Schuld daran seien unerfüllbare Bedingungen der Landesinvestitionsbank (ILB) für die bereits zugesagte Vergabe eines Kredits an das kreiseigene TZT.Unter anderem werde eine Bürgschaft des Landkreises für das Objekt in Golm gefordert, was bei dem derzeitigen Millionendefizit im Kreishaushalt kaum realisierbar sei. Andererseits habe die TZT allein zur Beantragung der Baugenehmigung bereits Leistungen im Wert von 775000 Euro in Auftrag gegeben. „Ein kostenneutraler Ausstieg des TZT aus dem Projekt ist nicht mehr möglich“, erklärte Dietzsch. Der nun vorgelegte Rettungsversuch des Landratsamtes beinhaltet zwei Komponenten: Erstens soll als Alternative zum ILB-Kredit der Landrat ermächtigt werden, das Stammkapital des TZT um 500000 auf 600000 Euro zu erhöhen, um die Anschubfinanzierung zu garantieren. Zweitens sollen 50 Prozent der Gesellschaftsanteile am TZT ausgeschrieben werden, wobei die Käufer öffentlich-rechtliche Unternehmen oder deren Körperschaften sein sollten. Gedacht wird hier vor allem an die Stadt Potsdam, auf deren Territorium das geplante Innovationszentrum nach der jüngsten Gemeindegebietsreform liegt. Trotz der gegenwärtigen Finanzierungsprobleme und der territorialen Veränderungen wäre der Bau des Golmer Innovationszentrums auch eine große Chance für den Landkreis Potsdam-Mittelmark, betonte der Büroleiter des Landrates, Bernd Schade. Seit Jahren schon hofft man in Golm, mit einem auf Biotechnologie und Biochemie spezialisierten Innovationszentrum eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft herzustellen. Gerechnet wird vor allem mit Ausgründungen aus der Universität Potsdam, verschiedenen Instituten der Max-Planck-Gesellschaft sowie dem Fraunhofer-Instituts, die allesamt im Wissenschaftspark Golm ansässig sind. Vorgesehen sind 4000 Quadratmeter Nutzfläche für junge Unternehmen, jeweils zur Hälfte Büros und Labors. Ende 2003 kam endlich der Zuwendungsbescheid über 8,6 Millionen Euro EU-Förderung (PNN berichteten). Für Frühjahr 2005 war die Eröffnung des Zentrums geplant. Angesichts der jüngsten Probleme wäre bei einer schnellen Positionierung des Landkreises jetzt frühestens 2006 mit der Fertigstellung zu rechnen. Die Mitglieder des Finanzausschusses sehen jedoch noch erheblichen Beratungsbedarf angesichts der angeforderten Finanzspritze von einer halben Million Euro und dem jüngsten Fiasko mit der Gesundheitszentrum GmbH, die der Kreis kurz vor der Insolvenz verkaufen musste. Erst sollte geklärt werden, ob Potsdam überhaupt zur Beteiligung an der TZT bereit sei, empfahl Christian Große (CDU). Darüber jedoch gab es bisher noch keine konkreten Verhandlungen. Die Beschlussvorlage wurde in den Kreisausschuss verwiesen, der Ausgang ist offen. Sollte das Projekt allerdings scheitern, würde die TZT in eine äußerst prekäre Situation geraten, wie der Rechtsamtsleiter der Landratsamtes, Michael Kreutner, erläuterte. Sie wäre dann mit Forderungen von 845000 Euro konfrontiert, die sie nicht bedienen könnte. Dann müsste der Landkreis einspringen, der mit 2,25 Millionen Euro für die TZT bürgt. Hagen Ludwig
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