Potsdam-Mittelmark: „Gotischer Dom oder Fischerhütte?“
In Caputh soll nächstes Jahr ein neues evangelisches Gemeindezentrum entstehen
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Schwielowsee · Caputh - Die ersten Weichen für den Neubau des evangelischen Gemeindehauses in Caputh sind gestellt: Pfarrer Hans-Georg Baaske stellte gestern Pläne vor, wonach der kirchliche Treffpunkt zum Reformationstag 2007 am Südwestrand des Kirchparks eröffnet werden könnte. Die Denkmalpflege habe sich nach anfänglicher Skepsis einverstanden mit dem sensiblen Standort in Nachbarschaft der Stülerkirche erklärt.
Die Kirchengemeinde will den Bau in der Seestraße nun sorgsam planen und ins Umfeld einpassen. Dafür soll es bis September einen Architekten-Wettbewerb geben, für den bereits geeignete Kandidaten angeschrieben wurden. Der Siegerentwurf soll bis Jahresende zum Bauantrag formuliert werden, sagte Baaske. Im Frühjahr könnte Baubeginn sein.
Allerdings ist der Zeitplan mit einem Fragezeichen versehen: Der Neubau wird etwa 600 000 Euro kosten. Zur Finanzierung soll die Kirchenrücklage von 250 000 Euro herhalten, auch hofft man auf einen kleinen landeskirchlichen Zuschuss. Allerdings fehlen noch etwa 300 000 Euro, die aus dem Verkauf des alten Gemeindehauses in der Lindenstraße 39 eingenommen werden sollten. Das 2500 Quadratmeter große Grundstück ist für die Kirche nicht verwertbar, vom Erwerber könnte es mit vier weiteren Wohngebäuden bebaut werden. „Wenn wir keinen ordentlichen Kaufpreis erzielen, wird nichts aus dem Neubau“, so Baaske. Dann würde man das Gemeindehaus soweit herrichten, dass es für weitere Zeit nutzbar bleibt. Eine Komplettsanierung und Umbau lohnt sich für die Kirchengemeinde allerdings nicht.
Ein Neubau bleibt Favorit, auch wegen der Nähe zur Kirche. Für den Wettbewerb gibt es schon erste Maßgaben: Für den Anderthalb-Geschosser mit 360 Quadratmetern Grundfläche ist im Kirchpark ein Baufeld von 1200 Quadratmeter abgesteckt. Ein großer Gemeindesaal und drei getrennte Räume für Kirchengruppen sollen entstehen, einer für Kinder und Jugendliche. Im Empfangsbereich kann sich Baaske eine Teeküche vorstellen, zum Beispiel als Treffpunkt für das benachbarte Seniorenheim. Auch das Bürgerhaus ist schräg gegenüber und böte sich für Kooperationen an. Im Neubau soll es eine Wohnung geben, mit Mieteinnahmen sollen die Betriebskosten gedeckt werden. Auf einen Keller will man verzichten – mit Rücksicht auf den Friedhof, der hier bis 1933 existierte. Zwei alte Kastanien müssen wohl gefällt werden, auch das alte Leichenwagen-Haus wird abgerissen.
Bei einer Versammlung im evangelischen Gemeindehaus soll es am Dienstag, 27. Juni um 19.30 Uhr nochmal um Details zur Gestaltung des Neubaus gehen. Dann soll die Frage beantwortet werden, was den Architekten für den Wettbewerb mit auf den Weg gegeben wird? Pfarrer Baaske formulierte das denkbare Spektrum ironisch: „Gotischer Dom oder Fischerhütte?“. Henry Klix
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