Potsdam-Mittelmark: Großalarm beim „Roten Adler“
Waldbrand, Explosion und Busunfall: 450 Einsatzkräfte von Kreis und Bundeswehr probten den Ernstfall
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Potsdam-Mittelmark - Ein 120 Hektar großes munitionsverseuchtes Waldgebiet in Flammen, explodierende Granaten und Feuerwehrkräfte, die die Hauptwege nicht mehr verlassen dürfen. Dichte Rauchschwaden ziehen über eine nahe Landstraße – dort kommt es zu einer Massenkarambolage unter anderem mit einem Bus und einem Lkw. Das war das Szenario der zivilmilitärischen Übung „Roter Adler“ am Samstag auf dem Truppenübungsplatz Lehnin.
Geprobt wurde das Zusammenwirken von 450 Einsatzkräften von Feuerwehren, Hilfsdiensten, Polizei und Bundeswehr unter Führung der Kreisverwaltung in einem solchen Katastrophenfall. Ein Großfeuer, wie es an diesem Nachmittag mit Nebelkerzen und Pyrotechnik simuliert wurde, war im Juni 2008 schon einmal dramatische Realität im Nachbarkreis. Auf einem einstigen Truppenübungsplatz bei Jüterbog wüteten 24 Stunden die Flammen, bevor sie mit vereinten Kräften unter Kontrolle gebracht werden konnten.
Wie damals sein Amtskollege in Jüterbog entschied sich Landrat Wolfgang Blasig am Samstag im Übungs-Szenario, die Bundeswehr um Hilfe zu bitten, weil die Lage mit eigenen Kräften nicht mehr zu beherrschen war.
Vom sicheren Dach eines Mehrgeschossers im Häuserkampfareal des Truppenübungsplatzes sahen etwa 200 Beobachter, wie die Feuerwehren der Waldbrandeinheit Mittelmark anrückten und einen Wasserschleier über den munitionsverseuchten Waldboden legten. Ein Helikopter der Polizei wurde angefordert, um die Lage aus der Luft zu beurteilen, Wenig später kreiste auch ein Bundeswehr-Hubschrauber über den Bäumen – im Schlepp ein Löschwasserbehälter, um die Flammen aus relativ sicherer Entfernung zu bekämpfen.
Jährlich findet eine solche zivilmilitärische Übung im Land Brandenburg statt. Federführend ist jeweils ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt. Dabei geht es auch um die Arbeit der aus Reservisten bestehenden Kreisverbindungskommandos. Sie sind in Notfällen Ansprechpartner für das Landrtatsamt und Kontaktstelle zur Bundeswehr. Nicht immer sind die Übungen so aufwändig wie diesmal.
Auch beim nachgestellten Crash auf der Landstraße ging es am Samstag bis ins Detail. 60 stöhnenden und schreienden Unfallopfern – dargestellt von jungen Sanitätssoldaten aus Kladow – musste geholfen werden. Eine Frau, die unter Schock stehend nach ihrer Freundin suchte und von einem Polizisten beruhigt werden musste, Pkw-Fahrer, die vom anrückenden Technik-Zug der Feuerwehr aus ihrem Fahrzeug befreit wurden: Die Lehrvorführung ließ nichts aus. Und es wurden Erinnerungen wach bei einigen Rettungskräften an den schweren Busunfall mit Todesopfern im Jahr 2006 auf der A 2. Damals wurden die Betroffenen im mittelmärkischen Feuerwehrzentrum in Beelitz-Heilstätten betreut. Am Samstag war es die Aufgabe von Hilfsdiensten und Bundeswehr vor Ort gemeinsam einen Lazarettplatz aufzubauen. Echt wirkte die Situation am Eingang, wo der Sichtungsarzt die Opfer nach Grad der Verletzung in die verschiedenen Zelte verteilte und auch feststellen musste, dass es für einige keine Hilfe mehr gab. Schwerverletzte wurde vom Hubschrauber abgeholt.
„Es ist wichtig zu wissen, wie der Partner tickt“, sagte Landrat Wolfgang Blasig auf einer abschließenden Pressekonferenz. Einige kleine Probleme hätten gezeigt, woran noch gearbeitet werden müsse. So seien die Funkgeräte von zivilen Rettungskräften und Bundeswehr bisher nur „eingeschränkt kompatibel“. Insgesamt sei die Übung jedoch sehr erfolgreich verlaufen, so das übereinstimmende Fazit von Blasig und dem Kommandeur des Bundeswehr-Landeskommandos Michael Setzer.
Dann wurde zur Stärkung auf den Grillplatz eingeladen. Bei guter Stimmung, denn diesmal war ja nur ein fiktiver Fall geprobt worden. Allerdings verdammt real. Hagen Ludwig
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