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Potsdam-Mittelmark: Große Bühne nicht nur für Punkrock-Helden

Besucherrekord: 3700 Musikfans kamen am Wochenende zum elften „Rock in Caputh“ - einem gelungenen Mix aus regionalen Größen und Kultbands

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Schwielowsee - Am Donnerstagabend war die Aufregung dann doch zu spüren. Die Vorbereitung lief auf Hochtouren, dort mussten noch Kabel verlegt werden, da war noch ein Zelt aufzubauen. „Rock in Caputh“ hat sich längst von einem kleinen Fest zu einem überregionalen Festival gemausert. „Zum Auftakt vor elf Jahren hatten wir 120 Gäste, jetzt erwarten wir Tausende", blickte Veranstalter Sven Lehmann voraus.

Tatsächlich kamen etwa 3700 Musikfans aus ganz Deutschland am Freitag und Samstag zum Open-Air-Festival auf das Gelände an der Michendorfer Chaussee – ein neuer Besucherrekord. Die Veranstalter vom Verein Cooltour 05 hatten wieder ein prall gefülltes Konzertprogramm auf die Beine gestellt. Gespannt erwartet wurden nicht nur „Hasenscheisse“ und andere regionale Bands, sondern auch namhafte Größen des Rock-Business, wie die Punkrock-Helden von „Dritte Wahl“ und die Franken „J.B.O“, die schon seit Jahrzehnten Kultstatus innehaben. Mit dem Maximum-Rock-Radiosender „Star FM“ war zudem ein idealer Partner mit im Boot.

„Das Wichtigste ist, rechtzeitig Nachwuchs zu rekrutieren“, erzählt Lehmann. Und so gibt es zum Auftakt am Freitag auch eine „Mini-Playback-Show“, eher Karaoke als Playback. Die Jüngsten dürfen hier, angefeuert von Freunden und Familie, ihren Idolen huldigen und selbst auf die Bühne steigen. Ziemlich beeindruckend, was hier geboten wird: Culcha Candela spielt hier im Miniaturformat, oder auch Pink. „Da vorne rechts, das ist meine Tochter!“, sagt ein stolzer Vater. Aileen und Lara versuchen sich an Cindy Laupers Klassiker „Girls just wanna have fun“, und das richtig gut.

Mittlerweile füllt sich das Festivalgelände, Autos, Motorräder und Busse rollen an, es werden fleißig Zelte errichtet und die Luft wird vom Klirren der Bierflaschen und dem Geruch von Holzkohle erfüllt. Wolfgang kommt extra aus Nürnberg zum Festival nach Caputh, aber Gäste gibt es auch von der Insel Usedom und aus Thüringen. „Wir sind extra wegen ,Dritte Wahl’ hier", sagt Maik aus Ludwigsfelde und seine Freunde nicken. Überhaupt scheint ,Dritte Wahl’ der unangefochtene Headliner zu sein. Die Rostocker Urgesteine sind wohl der Garant für ein gelungenes Festival. Die Stimmung ist mittlerweile am Kochen. Der Wettergott scheint es gut gemeint zu haben, immer wieder bricht die Sonne durch die Wolken, es ist nicht zu heiß, später fallen nur vereinzelte Tropfen von Himmel. Samstagnachmittag trifft ein Motorrad-Korso mit mehreren Hundert Bikern ein, Lederjacken und Helme dominieren zeitweise das Bild. Die amerikanische Kult-Marke „Harley-Davidson“ ist auf dem Gelände sogar mit eigenem Stand vertreten.

Auf der Bühne wird unterdessen gerockt, was das Zeug hält. Der Mix aus regionalen Bands und Größen im Rockgeschäft geht auf. Robert, Sänger der genialen Werderaner Band „Dönerpunks“ erzählt, dass er sich nicht nur auf der Bühne engagiert. „Ich mach Security, moderiere und habe mit aufgebaut.“ Die Fanbase wurde auch gleich mitgebracht: Wer etwas auf sich hält, trägt ein T-Shirt der Band mit der Aufschrift „Waldorf Hardcore Punk“. Die Spaßkapelle gehört im nächsten Jahr definitiv auf die große Bühne und hat durchaus das Potenzial, „Dritte Wahl“ Konkurrenz zu machen.

Es ist das Familiäre, was das „Rock in Caputh“ auszeichnet. Wer einmal da war, kommt auch wieder. „Die Stimmung ist hier so friedlich, nicht wie auf manchen anderen Festivals“, sagt der 18-jährige Max. Wo man auch hinsieht, man erblickt nur strahlende Gesichter. Ein rundum gelungener Auftakt in die Festival-Saison: Einstein hätte ganz bestimmt seine helle Freude gehabt in seiner Caputher Sommerresidenz.

Oliver Dietrich

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