Uferstraße Caputh-Ferch wird gesperrt: Große Runde um den Schwielowsee
Busfahren wird umständlicher,die Tourismusbranche befürchtet, dass Urlauber wegbleiben, Autofahrer und Radler müssen Umwege auf sich nehmen. Ab Februar beginnen die Bauarbeiten an der Uferstraße am Schwielowsee.
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Schwielowsee - Auf beschaulichen Straßen unter Eichen hindurch eine Rundfahrt direkt am Schwielowsee machen, im Auto oder dick eingemummelt auf dem Fahrrad: Wer das noch einmal erleben möchte, sollte das kommende Wochenende für die Tour nutzen. Ab Montag werden die Kreisstraße und der Radweg zwischen Caputh und Ferch bis voraussichtlich Ende Oktober voll gesperrt, dann beginnen die Vorarbeiten für den Ausbau der Straße.
„In den ersten vier Wochen werden Bäume gefällt, schon dafür muss die Straße voll gesperrt werden“, sagte Michael Hollax, Sachbearbeiter der Kreisstraßenbehörde, am Donnerstag den PNN. Die Bäume seien teilweise 30 Meter hoch – zu groß, um auf der Straße neben dem bewaldeten Hang noch Autos fahren zu lassen. Ab März soll dann der eigentliche Straßenausbau beginnen, bei dem unter anderem der Hang an zwei Stellen abgetragen und mit einer bis zu zwei Meter hohen Stützwand gesichert wird, um die Straße zu verbreitern (PNN berichteten).
Bus-Pendler müssen mehr Zeit einplanen
Autos werden während der Sperrung über Michendorf und Neuseddin umgeleitet. „Wir rechnen nicht mit größeren Behinderungen, da die Autos neben der Umleitung über Neuseddin auch über die Autobahn oder über Geltow nach Potsdam fahren können“, so Hollax.
Anstrengender wird es für Pendler, die mit dem Bus zwischen Ferch und Potsdam unterwegs sind: Die Linie 607 fährt nicht zwischen Caputh und Ferch. Fahrgäste aus Ferch müssen in Ferch-Lienewitz in den Zug nach Potsdam umsteigen. Dabei müssen sie 15 Minuten am Bahnhof warten – an den Bahnsteigen gibt es keinen Schutz vor Wind oder Regen. Die Fahrzeit zum Potsdamer Hauptbahnhof verlängert sich um zehn Minuten.
„Wir haben den Busumlauf zwischen dem Fercher Bahnhof und dem Ortskern nicht anders gestalten können“, so Ulrike Rehberg, Sprecherin der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft. Der Bus pendle jeweils zwischen dem gut zwei Kilometer südlich von Ferch gelegenen Bahnhof und der Haltestelle Mittelbusch am nördlichen Ende von Ferch.
Keine direkte Busverbindung mehr nach Werder
Am Wochenende müssen sich die Fercher noch einmal umgewöhnen: Statt über Ferch-Lienewitz müssen sie dann über Werder nach Potsdam fahren. Ein Linientaxi pendelt alle zwei Stunden zwischen dem Fercher Rathaus und der Holländer Mühle, wo man in die Busse nach Werder und Potsdam umsteigen kann.
„Die direkte Busverbindung nach Werder wird es dafür in diesem Jahr nicht geben“, so Rehberg. Der sogenannte Kulturbus war vor Jahren als touristisches Saisonangebot rund um den Schwielowsee eingeführt worden. Zusammen mit den in Ferch endenden Bussen wurde so am Wochenende ein Stundentakt zwischen Ferch und Potsdam geboten. Ob wenigstens zwischen Caputh und Potsdam an den Sommerwochenenden ein Stundentakt erhalten bleibt, ist Rehberg zufolge offen. „Dazu wird es noch Abstimmungen geben.“ Bei schönem Wetter waren die Busse in den vergangenen Jahren selbst mit Stundentakt schon in Caputh voll, was laut Rehberg auch die Verkehrsplaner wüssten.
Auch Radler müssen sich umgewöhnen
Neben Autofahrern und Nahverkehrskunden müssen sich auch Radler umgewöhnen: Statt direkt am See entlang, müssen sie ab Montag auf einem Waldweg parallel zur Kreisstraße fahren. „Wir haben den Weg in dieser Woche teilweise mit Schotter befestigt, ab Montag ist er auch offiziell ausgeschildert“, so Sachbearbeiter Hollax. Man habe in dem hügeligen Gelände eine Strecke gewählt, die nur wenige Anstiege enthält.
In der Tourismusbranche rund um den Schwielowsee herrscht trotzdem die Angst, dass Touristen wegbleiben. „Unsere Gäste sind meist Radtouristen, die eine Rundfahrt um den Schwielowsee machen“, sagt Dorothea Berger vom Petzower Sanddornhof. Ob die auch kommen, wenn man statt entlang des Sees auf Schotterpisten durch den Wald fahren muss, sei fraglich. Auch die veränderte Busanbindung sieht sie kritisch. „Früher fuhr der Bus alle touristischen Höhepunkte rund um den See an, das hat Fahrgäste ohne eigenes Auto angezogen.“ Jetzt müssen sie an der Holländer Mühle umsteigen und in Ferch endet die Fahrt.
Nur 35 statt 71 Bäume werden gefällt
Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) ist trotzdem dankbar, dass mit dem Linientaxi eine Anbindung an Werder erhalten bleibt. „Zudem fahren erstmals auch in der Woche einige Busse von Ferch nach Werder in den Werderpark und der Bahnhof Ferch-Lienewitz bekommt eine Busanbindung“, so Hoppe. Sie hofft, dass die Linie nach dem Ende des Straßenausbaus Ferch-Caputh beibehalten werden kann, wenn die Schwielowseer sie gut annehmen. In einigen Wochen könnte die Verkehrsführung auf mögliche Verbesserungen hin geprüft werden.
Verbesserungen hatten sich die Schwielowseer in einer Bürgerbeteiligung schließlich auch beim Straßenausbau erkämpft, ursprünglich sollten am Ufer 71 Eichen gefällt werden. Eine Bürgerinitiative hatte sich dagegen aufgelehnt und der Landkreis beauftragte einen Ingenieur, den Kompromiss zu finden, der nun gebaut wird: Nur 35 Bäume fallen.
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