Potsdam-Mittelmark: Grün, grüner, Greenpark
Mit Kraft von der Sonne, Wind und Biomüll soll der Stahnsdorfer Gewerbepark energieautark werden. Die Genossenschaft Bäketal will damit ein erstes deutliches Zeichen setzen
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Stahnsdorf - Strom vom Dach und Wärme aus dem Biomüll. Das soll für die Unternehmen des Stahnsdorfer Gewerbeparks Greenpark Realität werden. In etwa drei bis fünf Jahren könnte der Strombedarf der Betriebe zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gespeist werden. Solarzellen, Blockheizkraftwerke und Biogasanlagen sollen dafür sorgen, dass nicht nur die Lichter an bleiben, sondern auch die Heizungen weiterlaufen. Das sagte Harald Mushack, Vorsitzender der Energiegenossenschaft Bäketal, jetzt gegenüber den PNN.
Das Vorzeigeprojekt des autarken Gewerbeparks soll das erste werden, das die Anhänger der noch jungen Genossenschaft in der Region Teltow verwirklichen wollen. Am Dienstag reichte Mushack eine Bewerbung für den Wettbewerb „Erneuerbare Energie Kommune“ bei der Bioenergie-Region „Ludwigsfelde Plus“ ein. Dort werden insgesamt 20 000 Euro an Projekte in der Umgebung vergeben. Gefördert wird der Wettbewerb vom Bundesverbraucherschutzministerium. Mit den erhofften Preisgeldern könnten die Planungen für das grüne Gewerbeparkprojekt starten.
Der umweltfreundliche Park soll zum Aushängeschild in Stahnsdorf werden, so Mushack. Mit den Eigentümern habe man verhandelt. Das Interesse sei groß und auch das Potenzial: Allein auf den Dächern der vier größten Bürogebäude ließen sich Solaranlagen im Wert von je 50 000 Euro installieren. Nach ersten statischen Berechnungen ließen sich auf ihnen zwischen 315 und 540 Megawatt Strom erzeugen. Darüber hinaus sind fußballfeldgroße Hallendächer ungenutzt. Insgesamt werden im Gewerbegebiet jährlich 1800 Megawatt Strom verbraucht.
Die auf den Dächern gewonnene Energie könnte von den ansässigen Unternehmen, wie dem Telefonanbieter Vodafone oder dem Elektronikunternehmen TDK, genutzt werden. Das spare nicht nur den Betrieben Stromkosten, sondern soll auch der Genossenschaft mehr Geld in die Kasse spülen, als würde sie die Energie ins allgemeine Netz einspeisen. An Wochenenden oder an heißen Sommertagen könnte überschüssige Energie vom nahen Selgros-Markt abgenommen werden. Dort laufen die Klimaanlagen und Tiefkühlgeräte Tag und Nacht, sagte Mushack. Auch die 120 am Greenpark gelegenen Wohnungen könnten den Strom von nebenan beziehen.
Allein bei der Nutzung der Sonnenenergie wollen es die Genossen im Greenpark nicht bewenden lassen. Dort werden jährlich auch 450 000 Kubikmeter Gas verbraucht. Mehrere Blockheizkraftwerke und eine Biogasanlage sollen den Bedarf decken. Der benötigte Biomüll soll vom mittelmärkischen Abfallunternehmen APM und vom Kleinmachnower Bauhof kommen. Sämtlicher Grünschnitt könnte zu Wärme umgewandelt werden. Entsprechende Gespräche mit dem Bauhof und der APM habe es bereits gegeben, sagte Mushack. Beim Abfallunternehmen sei man begeistert, könne man sich dadurch Transportwege und Kompostierung sparen. Sollte der Biomüll nicht reichen, könnte Bio- oder Windgas dazugekauft werden. Geprüft werden soll auch, inwieweit Pferdemist der umliegenden Reiterhöfe genutzt werden kann.
Ende vergangenen Jahres hatte sich die Energiegenossenschaft gegründet, um verstärkt erneuerbare Energien in der Region Teltow zu erzeugen und den Einwohnern preiswert Strom anbieten zu können. Ende Mai soll die Gründungsphase abgeschlossen sein und weitere Genossenschaftsanteile zu je 250 Euro verkauft werden. Drei Prozent Rendite soll es geben. Jeder Anteilseigner bekommt unabhängig von der persönlich eingebrachten Gesamtsumme eine Stimme in der Genossenschaftsversammlung.
Die Idee zu der Genossenschaft sei in den vergangenen zwei Jahren gereift, zu einer Zeit, in der die Kommunen die Konzessionen für die Strom- und Gasnetze mit den Energieanbietern EonEdis und Energie Mark Brandenburg verlängerten, sagte Mushack. Damit hatten die Kommunalparlamente die Idee für eigene und später vielleicht auch regionale Stadtwerke auf Eis gelegt. Nun wolle man zeigen, dass es auch anders geht.
Die Liste der Ideen der Genossenschaftler geht weit über das Projekt Greenpark hinaus: Das Wasser im Kleinmachnower Freibad könnte durch Wärmepumpen aufgewärmt und auf dem Dach der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Schule Strom gewonnen werden. Auch ein Klimaschutzkonzept für Stahnsdorf wollen sie schreiben. Und kleinere Neubaugebiete, wie im Ortsteil Sputendorf, könnten künftig zentral versorgt werden. Klimafreundlich und autark, sagt Mushack.
Am heutigen Donnerstag hält Harald Mushack im Rahmen der Woche der Sonne einen Vortrag zur Genossenschaft im Rathaus Kleinmachnow. Beginn ist um 18.30 Uhr. Um 19.30 Uhr wird der Film „Leben mit der Energiewende“ gezeigt. Vorab können ab 17.30 Uhr Elektrofahrzeuge besichtigt werden.
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