Potsdam-Mittelmark: Grün oder Straße ?
Naturschützer Andree Halpap nutzt die Erfahrungen mit der Ortsumgehung Michendorf für die Netzverknüpfung Potsdam
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Michendorf · Langerwisch - Vielleicht ist er der gefährlichste Gegner der Ortsumgehung Potsdam. Das Rüstzeug hat er, Andree Halpap aus Langerwisch. Im Bauministerium ist der Name noch durch die Ortsumgehung Michendorf bekannt: Halpap managte die Klage des Naturschutzverbands BUND, organisierte Vor-Ort-Runden, schrieb Eingaben und trug beharrlich Fakten zusammen. Verhindert hat er die Straße nicht. Aber mit Nachdruck und Biss konnte Halpap – oft im direkten Dialog mit dem Bauminister oder dessen Staatsekretär – zum Beispiel zusätzlichen Lärmschutz durchsetzen.
Jetzt stellt sich der Naturschützer einem weit größeren Straßenprojekt in den Weg: Potsdamer Stadtverordnete und mittelmärkische Kreistagsmitglieder lernen ihn derzeit in der Arbeitsgruppe kennen, die den Weg für einen ersten Abschnitt der Potsdamer Netzverknüpfung ebnen soll. Halpap ist delegiert, die Interessen seiner Gemeinde zu vertreten: Die Michendorfer sind sich beim Kampf gegen die Netzverknüpfung einig, fürchten mehr Verkehr in der Region.
Halpap ist Naturschützer mit Erfahrungen in Wissenschaft, Praxis und Verwaltung. Wie er zu seiner „Naturschutzseele“ kam, weiß der 45-Jährige nicht genau. „Vielleicht war es mein Opa, der mit mir ins Moor gefahren ist, als ich klein war.“ In Bremen geboren, studierte Halpap von 1980 bis 1993 Biologie und dann Forstwissenschaft. Bielefeld, Osnabrück und Göttingen waren Stationen seines akademischen Werdegangs, zwischendrin Spiekeroog: Auf der Ostfrieseninsel war er drei Jahre Naturschutzwart. Die Jobsuche verschlug ihn 1993 nach Potsdam – im Landesumweltamt ist er für „naturschutzgerechte Landnutzung“ zuständig.
Ein Teilzeitjob wie seine Frau ihn hat – Halpap wollte Zeit für die Familie gewinnen. Ganz hat das nicht geklappt: Als das Quartett 1996 von Babelsberg nach Wilhelmshorst und dann nach Langerwisch zog, ist die Michendorfer Ortsumgehung „reingeschlittert“. Die „Wunde in der Landschaft“ wurmte ihn, bei der Bürgerinitiative Milan war sein Hilfsangebot willkommen. Aus der Niederlage habe er gelernt, sagt Halpap. „Man darf nicht auf Verwaltungsverfahren und Gerichte vertrauen.“ Gegenüber ehrenamtlichem Protest sei die Verwaltung mit ihrer Manpower im Vorteil. Schon das Raumordnungsverfahren für Netzverknüpfung müsse deshalb verhindert werden. „Wenn das läuft, ist nichts mehr zu machen.“ Der Widerstand sei immerhin breiter und qualifizierter als damals in Michendorf, die Sache nicht so weit fortgeschritten.
Halpap war auch dabei, als vor der Kommunalwahl 2003 ein bündnisgrüner Basisverband gegründet wurde. In der Partei ist er nicht, ließ sich aber zur Kandidatur hinreißen. Die Gegner der Ortsumgehung Michendorf verhalfen ihm, wie er rückblickend meint, zum Sitz im ersten Gemeindeparlament der Großgemeinde. „Grün oder Straße?“, fragen ihn die Kinder Klara (9) und Justus (7), wenn er wieder zum Abendtermin aufbricht.
Als Gemeindevertreter hat er sich mit seiner verbindlichen Art einen Namen gemacht – zuletzt mit seiner Fraktionskollegin Claudia Günther in der Diskussion um den Gemeindehaushalt: Von 23 Änderungsanträgen hatten 18 einen grünen Anstrich – die meisten wurden angenommen. Lückenschlüsse bei Radwegen, verkehrsberuhigte Wohnbereiche, Straßenreparatur statt Neubau, mehr Bürgernähe, eine Interessenvertretung der Jugend – für Halpap gibt es viele grüne, kommunale Themen. Für Anträge wie den, die Diäten um bis zu 80 Prozent zu kürzen, wird er allerdings nicht nur geliebt.
Konflikten weicht er nicht aus, auch der Streit um die Ortsumgehung Michendorf sei nicht ausgestanden: Mit Milan besorgt er derzeit professionelle Vermessungsgeräte. Lärmschutzwälle seien kürzer als zugesagt, Anbindungen an das bestehende Wegenetz nicht erfolgt. Das Bauministerium wird schon bald die nächste Eingabe auf dem Tisch haben.
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