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Potsdam-Mittelmark: Grüne schlagen Gesamtschule in Geltow vor Berlin: Neuer Schulstandort könnte Potsdam entlasten. Skeptische Reaktion aus dem Rathaus

Schwielowsee - Schwielowsee sollte wieder eine weiterführende Schule bekommen. Das hat der Ortsverband der Grünen in einem offenen Brief an Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) gefordert – und skeptische Reaktionen damit ausgelöst.

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Schwielowsee - Schwielowsee sollte wieder eine weiterführende Schule bekommen. Das hat der Ortsverband der Grünen in einem offenen Brief an Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) gefordert – und skeptische Reaktionen damit ausgelöst. Die Grünen haben allerdings gute Argumente: Potsdams Schulen seien wegen des Zuzugs, auch ins Umland, unter Druck geraten, so Grünen-Vize Winnie Berlin in dem Schreiben. Wie berichtet müssen in den kommenden Jahren 160 Millionen Euro in Schulerweiterungen und -neubauten in der Landeshauptstadt investiert werden. Durch einen Neubau in Schwielowsee könnte die Situation entschärft werden, meint Berlin.

Zugleich würde man „eine wohnortnahe Beschulung realisieren und damit auch den extrem gewordenen Pendlerverkehr reduzieren“. Gegebenenfalls könnten Schüler vom Potsdamer Stadtrand in Schwielowsee unterrichtet werden. Die Grünen schlagen dazu vor, aus der Geltower Grundschule eine Integrierte Gesamtschule für die Klassen 1 bis 13 zu machen. Es werde wegen der gewachsenen Schülerzahl ohnehin nicht ausreichen, die Geltower Schule wie geplant zu sanieren. „Darüber hinaus ist keine Schule der Gemeinde bisher barrierefrei.“

Mit dem offenen Brief wolle man eine Diskussion in der Gemeindevertretung anstoßen, so Berlin. „Als 1991 in Geltow und 2006 in Caputh die Realschulen der Gemeinde geschlossen wurden, glaubte wohl niemand mehr an steigende Kinderzahlen.“ Inzwischen erfreue sich die Gemeinde aber eines steten Zuzugs junger Familien, sodass in der Grundschule in Caputh zwei- bis dreizügig und in Geltow ein- bis zweizügig unterrichtet werden könne. Allein in Geltow habe sich die Schülerzahl in den vergangenen neun Jahren mehr als verdoppelt. 55 Prozent der Grundschüler aus Schwielowsee bekämen die Gymnasialempfehlung.

Laut Schulentwicklungsplan seien die beiden Schulstandorte der Gemeinde bis 2018 gesichert. „Der Schulentwicklungsplan ist aber nur eine Orientierungsplanung. Für das konkrete Konzept der Beschulung in den Gemeinden und die Umsetzung sind die Träger, zumeist die Kommunen selbst, zuständig“, so Berlin.

Das sieht Bürgermeisterin Hoppe anders. „Die Schließung der Caputher Realschule wurde uns einst von den oberen Landesbehörden vorgeschrieben“, so Hoppe gestern gegenüber den PNN. Auch ein Schulneubau sei keine Entscheidung, die die Gemeinde treffen kann. Sie sei froh, dass man in den vergangenen Jahren die Grundschulstandorte mit hohen Standards als Ganztagsschulen etablieren und sichern konnte, so Hoppe weiter. Als sie angefangen habe, habe der Grundschulstandort Geltow noch infrage gestanden.

CDU/FDP-Fraktionschef Heiko Hüller zeigte sich offener für die Idee, der die neue Gemeindevertretung nach der Kommunalwahl durchaus einmal nachgehen könnte, wie er sagte. „Man muss natürlich aufpassen, welche Qualität man erreichen kann.“ Die Konkurrenz in Potsdam, Michendorf und Werder (Havel) sei nicht zu unterschätzen und schließlich bestehe Wahlfreiheit. Dennoch sollte man den Landkreis beauftragen, einen neuen Gesamtschulstandort in Geltow einmal durchzurechnen.

„Wenn uns die Gemeinde danach fragt, würden wir uns die Zahlen nochmal genauer anschauen“, sagte Schulmanager André Hohmann vom Landratsamt. Aktuell werde allerdings „kein Erfordernis für eine Gesamtschule in Geltow“ gesehen, wobei das Landratsamt bei der Schulentwicklungsplanung die Potsdamer Probleme im Blick behalte.

Der Bildungsexperte der Potsdamer Linken, Stefan Wollenberg, freut sich zwar über die Überlegungen der Nachbarn. Die meisten Einpendler nach Potsdam kämen aber aus der Region Teltow und aus Werder. „Es könnte schwer werden, die zu bewegen, ihre Kinder nach Geltow zu bringen.“ Zudem sei der Neubau einer Gesamtschule mit Investitionen von 25 bis 30 Millionen Euro verbunden. Bis zur zehnten Klasse müsste sie fünfzügig, danach dreizügig sein, damit Kurssystem und Übergang in die Sek II funktionieren. Wollenberg: „Vielleicht will sich die Gemeinde lieber an einem Schulneubau in Potsdam beteiligen.“

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