Kleinmachnow: Günstig wohnen an der Autobahn
Erste Weichenstellung für neues Wohnquartier am Stahnsdorfer Damm in Kleinmachnow.
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Kleinmachnow - Noch mehr Wohnungen in Kleinmachnow? Noch mehr Einwohner und mehr Verkehr? Oder besser neue Arbeits- und Ausbildungsplätze für die jungen Bewohner des Ortes? In der Gemeindevertretersitzung am Donnerstagabend entspann sich eine städtebauliche Grundsatzdebatte. Es ging um die Frage, was mit dem letzten noch verfügbaren Entwicklungsareal der Gemeinde passiert. Es geht um 43 000 Quadratmeter Land vor der Autobahn rechts und links des Stahnsdorfer Damms, das an sich zur Gewerbeansiedlung vorgesehen war.
Jetzt gibt es wie berichtet die Idee, die Flächen größtenteils zu Wohnbauland umzuwidmen. Sie geht auf die gemeindeeigene Planungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (P&E) zurück, der knapp ein Drittel des Areals gehört. Besonders dort könnte auch sozialer Wohnungsbau umgesetzt werden, wie es heißt – 120 der 270 insgesamt möglichen Wohneinheiten könnten damit zu günstigen Konditionen vermietet werden. Eine Mehrheit der Gemeindevertreter stimmte in einem Grundsatzbeschluss dafür, den Gedanken weiterzuverfolgen, sechs waren dagegen.
„Wir brauchen diese Flächen, weil auch in Kleinmachnow Bedarf an preiswertem Wohnraum besteht“, warb Bürgermeister Michael Grubert (SPD) für die Idee. Es sollten Wohnungen werden, die vor allem Einwohnern aus Kleinmachnow und der Umgebung zur Verfügung stehen sollen. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen sei zurzeit geringer als der Bedarf an vor allem sozialem Wohnraum.
SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann sekundierte: Er habe mal recherchiert, wie viele der 170 Kita- und Hortangestellten in Kleinmachnow lebten, es seien lediglich 47. Bei den 300 Lehrern seien es ein Viertel, beim Pflegepersonal im Sen Vital fast keiner. „Wir haben eine soziale Verpflichtung und auch die Mittel, in Kleinmachnow preiswerten Wohnraum anzubieten“, erklärte Bültermann.
Widerstand kam unter anderem aus den Reihen der Grünen. So erinnerte Gemeindevertreter Alan Oeff den Bürgermeister an Aussagen vom Beginn seiner Amtszeit, keine neuen Wohngebiete mehr auszuweisen. Die CDU habe im Wahlprogramm gefordert, aus dem betreffenden Areal ein Innovationszentrum zu machen. „Wir haben unseren Teil für den Zuzug geleistet“, sagte Oeff. Jetzt müssten Ansiedlungsmöglichkeiten für Gewerbe erhalten bleiben und Ausbildungsplätze geschaffen werden, damit der Ort keine Schlafstadt werde.
BIK-Fraktionschef Roland Templin sprach vom „unmöglichsten Baugebiet, das man sich vorstellen kann“ und zählte die Nähe zu bestehenden Gewerbebetrieben und zur Autobahn und die Probleme mit dem Altlasten auf dem brach liegenden Fath-Gelände auf, das teilweise zu dem Entwicklungsbereich gehört. Jahrelang wurden dort Autos und Laster repariert. „Keiner derjenigen, die sie genannt haben, will da wohnen. Hier geht es nur darum, maximale Profite zu erzielen.“
Das wiederum wies Klaus-Jürgen Warnick, Fraktionschef der Linken, Aufsichtsratschef der P&E und Befürworter der Wohnbaupläne, vehement zurück. „Mir Profitsucht vorzuwerfen, das ist wirklich ein Witz.“ Für alle aufgezählten Schwierigkeiten gebe es Lösungen, so sprach Warnick von einer Riegelbebauung an der Autobahn, die wie eine Lärmschutzwand wirke.
Was die Altlasten angehe, müssten sie beseitigt werden, bevor mit den Flächen Geld verdient werden kann. So ist es auch im Grundsatzbeschluss festgelegt. Vom 3,5 Hektar großen Fath-Gelände sind ein Drittel Gegenstand der Pläne. Es gehört der Haußmann AG, die anderen Planflächen der P&E und dem Land. Warnick sprach vom „letzten Stück Kleinmachnow, auf das wir als Gemeindevertreter noch Einfluss nehmen können“. Im neuen Wohnquartier würde es deutlich mehr Grün geben, als das in einem Gewerbegebiet möglich sei.
Der Grundsatzbeschluss sei auch nur eine erste Weichenstellung, wie Bürgermeister Grubert betonte. In einer Klausurtagung der Gemeindevertreter Anfang kommenden Jahres sollen Details besprochen werden. Zuvor soll es noch Gespräche mit Gewerbebetrieben geben, die von den Plänen betroffen sind.
Was frühere Aussagen angeht, müsse man sie manchmal mit neuen Realitäten in Einklang bringen, sagte Grubert an Oeff gerichtet. In anderen Bereichen Kleinmachnows sei er bis heute der Meinung, dass keine Verdichtung mehr möglich sei. Was regionale Gewerbetreibende angeht, so sei auch ein Gewerbehof Gegenstand der Pläne. Bis zur Umsetzung ist es ohnehin ein weiter Weg mit vielen Beteiligungsmöglichkeiten: Die Gemeinde mit 20 500 Einwohnern muss neue Bebauungsplanverfahren führen.
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