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Potsdam-Mittelmark: Günstige Havel-Idylle

Das Diakonische Werk Potsdam will am Werderaner Zernsee ein Schullandheim eröffnen

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Werder (Havel) - Aus dem Erntehelferlager wird ein „Havelcamp“: In der Kolonie Zern in Kemnitz soll, direkt am Ufer des Zernsees, ein Schullandheim entstehen. Geplant sei „eine Beherbergungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte für wenig Geld“, sagte Marcel Kankarowitsch, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Potsdam und zukünftiger Betreiber des Projekts, gestern bei einem Ortstermin. Bereits im nächsten Sommer könnten die ersten Werder-Touristen, Schulklassen, Fahrradfahrer oder Wasserwanderer in den renovierten Räumen übernachten.

Rund 250 000 Euro wollen die Diakonie und der Eigentümer des rund zwei Hektar großen Geländes, die AS Immobilien GmbH, investieren, erklärte AS-Geschäftsführer Andreas Scheffner gestern. Wie genau die Kosten zwischen Eigentümer und Mieter aufgeteilt werden, sei noch unklar, sagte Scheffner. Bereits im Juni wurden die Bauanträge für das ehrgeizige Projekt gestellt. Im September könnten dann frühstmöglich die Bauarbeiten beginnen und nach rund einem halben Jahr erste Bereiche des Heims eröffnen. Hartmut Schröder, erster Beigeordneter der Stadt Werder, sicherte gestern die Unterstützung des Rathauses bei den Bauanträgen zu, um das Projekt möglichst schnell umsetzen zu können.

„Das besondere ist, man baut hier eigentlich nichts“, erklärte Architektin Cornelia Thömmes ihre Pläne mit den alten DDR-Bauten. Die eingeschossigen Häuser standen seit ihrem Bau für die LPG Marquardt ständig im Wandel, erklärte die Architektin. Damals dienten sie als Agrar-Schulungsheim. Nach dem Mauerfall wurden hier erst Asylanten und später Erntehelfer untergebracht. Erst in den vergangenen zwei Jahren standen die Gebäude leer. Trotzdem sind Dämmung, Wasseranschluss und Heizung vorhanden und intakt. „Die Häuser müssen nur einen neuen Schliff erfahren“, erklärte Scheffner. Größere Baumaßnahmen wird es nicht geben, denn die vier Häuser stehen im Landschaftsschutzgebiet. Lediglich ein Wintergarten soll das sogenannte Bettenhaus mit dem Haupthaus, in dem sich ein großer Saal befindet, und dem Nordflügel verbinden. Das Dach wird erneuert und künftig soll eine Holzfassade die Häuser schmücken, ebenso wie grüne Klapp-Fensterläden. Mit einem Schritt könnten dann die Gäste vom Zimmer aus das ganze Jahr über ins Grüne treten können, erklärte Architektin Thömmes. Auf den 1500 Quadratmetern Nutzfläche soll in Doppelbett- und Familienzimmern Platz für die Unterbringung von 120 Gästen entstehen. „Eine Jugendherberge, das ist das, was in Werder fehlt, preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten für Familien, Rucksacktouristen, Wasserwanderer und Jugendgruppen“, fasste Scheffner die Grundidee zusammen, die er vor einigen Monaten mit seinem Geschäftspartner Kankarowitsch besprach. „Wir wollen hier kein zweites Resort Schwielowsee eröffnen“, sagte der Diako-Chef zu den Plänen. Für rund 20 bis 30 Euro wolle die Diakonie Übernachtungen anbieten, je nach Ausstattung und Verpflegung. Vorbild des Projektes sei das Oderland-Camp, sagte Kankarowitsch, der das Konzept importieren und unter dem Namen „Havelcamp“ führen möchte.

Rund 150 Betten samt Matratzen und Kopfkissen lagern bereits in den Gebäuden. Sie stammen aus alten Zeiten, sind aber noch gut erhalten, erklärte Scheffner. So wie eigentlich alles auf dem Gelände, befand Architektin Thömmes: „Ein bisschen muffig, aber sonst in Ordnung – urig und chic.“ Tobias Reichelt

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