Grundstückspreise in Potsdam-Mittelmark: Günstige Zinsen, höhere Preise
Das dritte Jahr in Folge sind Baugrundstücke im Speckgürtel deutlich teurer geworden. Am teuersten sind sie in Kleinmachnow.
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Die Zeit der Schnäppchenjäger ist vorbei: Rund um Potsdam noch ein attraktives Baugrundstück zu Quadratmeterpreisen von unter 100 Euro zu bekommen, ist fast unmöglich geworden. „Seit 2012 sind die Bodenpreise im engeren Verflechtungsraum jedes Jahr um etwa zehn Prozent gestiegen“, sagte Wilk Mroß am Freitag im Büro des Gutachterausschusses in Teltow, dessen Vorsitzender er ist. Einmal im Jahr werden dort – abgeleitet von den Verkäufen des Vorjahres – der Presse die neuen Bodenrichtwerte in Potsdam-Mittelmark vorgestellt.
Spitzenreiter bei den Preisen ist nach wie vor Kleinmachnow, wo in guten Lagen wie am Ortszentrum oder in der Ginsterheide zwischen 350 bis 490 Euro pro Quadratmeter hingeblättert werden. In einigen Ecken des Ortes sind die Preise im vorigen Jahr um satte 60 Euro gestiegen. „Das ist ein Anstieg in einer Höhe, zu der man in der Peripherie schon gute Grundstücke bekommen kann“, so Mroß.
"Man zahlt in Kleinmachnow auch für den Namen"
Zwar sind auch im benachbarten Stahnsdorf die Preise nach oben geschnellt, im Grashüpferviertel oder der Blumensiedlung auf inzwischen 240 Euro. Warum Stahnsdorfer Grundstücke, nur ein paar Hundert Meter von Kleinmachnower Ausreißern entfernt, mitunter nur noch die Hälfte kosten, sei aber nicht abschließend geklärt, sagte Mroß. „Man zahlt wohl in Kleinmachnow auch für den Namen, und das ist ja auch gut so.“ Ganz anders in Teltow, der günstigsten Ortschaft im Kanal-Trio: Dort ist man ab 110 Euro dabei, Höchstpreise werden in der Mahlower Straße oder dem Flussviertel mit 220 Euro pro Quadratmeter erzielt.
Ungeachtet solcher Unterschiede: Die Preise kennen im Speckgürtel derzeit nur eine Richtung – nach oben. Gemessen am Ausgangsjahr 2000 (100 Prozent) waren sie bis zum Jahr 2008 auf 80,4 Prozent gepurzelt, kletterten bis 2012 mühsam auf 84,4 Prozent, bevor sie bis ins vergangene Jahr auf 113,1 Prozent davonflatterten. Laut Mroß wurde der Anstieg vor allem durch günstige Bauzinsen begünstigt. „Wenn ich mehr für mein Baugrundstück zahlen muss, ist der Einspareffekt bei der Bank natürlich wieder weg.“
Auch Makler in Werder (Havel) müssen Spielräume bei Kaufinteressenten gewittert haben: Statt 105 oder 110 Euro blättert man inzwischen 115 und 120 Euro für den Quadratmeter hin. Grundstücke in der neuen Hafenresidenz der Havelauen wechselten für 160 Euro pro Quadratmeter den Besitzer – ein Spitzenpreis für die Blütenstadt, wobei Wassergrundstücke in der Bodenrichtwertetabelle nicht berücksichtigt werden. Sie sind gemeinhin zweieinhalb Mal so teuer wie normale Grundstücke, wie Mroß sagte. „Das würde die Statistik verfälschen.“
Grundsteuer erhöht
Auch in Nuthetal, Michendorf und Schwielowsee gehen die Zeiten vorbei, wo man in guten Lagen mit zweistelligen Bodenpreisen noch dabei war. Allenfalls, wer sich vor den abgelegeneren Lagen wie Fahlhorst, Stücken oder Kammerode nicht fürchtet, kann noch günstiger davonkommen. Hinter dem Berliner Ring purzeln die Preise dann ganz schnell ins Bodenlose, in einigen Flämingdörfern bekommt man schon zu Quadratmeterpreisen unter zehn Euro Baugrundstücke im Grünen. Hier und da sind die Preise in der Peripherie noch weiter gepurzelt, wobei unterm Strich auch dort im vorigen Jahr ein Anstieg von zwei Prozent verzeichnet wurde. Der Ausgangswert vom Jahr 2000 wird aber nur knapp wieder erreicht.
Von der Erhöhung der Grunderwerbssteuer – mittlerweile kassiert der Fiskus bei Käufen 6,5 Prozent – sei die Nachfrage unberührt geblieben, sagte Mroß. Wie im Vorjahr hätten 2015 rund 500 Baugrundstücke den Besitzer gewechselt. „Allerdings war zu beobachten, dass viele Käufe noch auf den Juni vorgezogen wurden, um nur fünf Prozent zahlen zu müssen“, so der Chef des Gutachterausschusses.
Ein ganz neues Angebot für Eigentümer und Makler hat das Land mit dem Bodenrichtwerteportal Boris geschaffen. Unter boris-brandenburg.de können sie sich straßengenau anschauen, wie sich die Preise in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Und darüber philosophieren, warum die Preise auf der Kleinmachnower Seite des Teltowkanals bei 310 und auf der Stahnsdorfer bei 200 Euro liegen.
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