Potsdam-Mittelmark: Gurken und Paprika stibitzt?
Vom Betrieb gekündigt, vom Gericht mit Geldbuße belegt
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Vom Betrieb gekündigt, vom Gericht mit Geldbuße belegt Groß Kreutz/Potsdam. „Die haben bloß ein Haar in der Suppe gesucht, um uns loszuwerden“, argwöhnen Ronny B.* (33) und Alex L.* (33) vor Gericht. „Und es hat ja prompt geklappt.“ Die Männer sollen am 28. August vorigen Jahres beim Diebstahl je einer Kiste Salatgurken und Paprika aus einer Lagerhalle der „Frucht-Express Import Export GmbH“ Groß Kreutz beobachtet worden sein, den sie entschieden bestreiten. Nach der fristlosen Kündigung des Arbeitsverhältnisses folgte nun die Gerichtsverhandlung. Die Angeklagten bemühen sich nach Kräften, Indizien für eine Intrige ihrer früheren Vorgesetzten aus dem Hut zu zaubern. „Erst wurde alles eingestellt, was Beine hat. Dann entließ man die Leute wieder. Ich hatte schon die Ahnung, dass ich nach der Probezeit auch gehen muss“, so Ex-Lagerarbeiter Ronny B. „Und mich wollten sie loswerden, weil ich nach einem Arbeitsunfall längere Zeit krank war“, glaubt der frühere Kraftfahrer Alex L. An jenem Augusttag hätten sie etwas außerhalb des Lagers gestanden, um zu rauchen, erinnert sich Ronny B. Kollege Alex L. habe bereits Feierabend gehabt. Plötzlich sei sein Schichtleiter aufgetaucht, habe sie bezichtigt, „Dinge hin- und herzuschieben“ und sie davon in Kenntnis gesetzt, dies melden zu müssen. „Alex fuhr nach Hause. Kurz danach sollte ich ins Konferenzzimmer kommen. Da saßen die Chefs und konfrontierten mich mit dem Vorwurf, ich hätte Ware gestohlen.“ Da er dies abstritt, sei eine Generalinventur angedroht worden. „Da fehlt immer etwas“, weiß Ronny B. Schließlich habe man ihn aufgefordert, eine Erklärung zu verfassen, in der er den Diebstahl zugibt. „Mein Chef meinte, dann bekomme ich eine ordentliche Kündigung und kriege keine Probleme beim Arbeitsamt.“ Also habe er sich „auf den Kuhhandel eingelassen“, ärgert sich der Mann heute. „Ich wurde am Tag darauf in den Konferenzraum gebeten“, erzählt Alex L. „Dort wurde mir ohne großes Brimborium meine Entlassung überreicht. Ich war total perplex. Schließlich hatte ich damals schon über eineinhalb Jahre als Fahrer beim Fruchthof gearbeitet.“ „Das Rolltor der Rampe war halb geöffnet“, berichtet Lagerist Detlef L. (23) im Zeugenstand. „Ich beobachtete, wie Ronny B. zwei Kisten durchschob. Dann wollte er dasselbe mit einem Sack Kartoffeln versuchen. Da habe ich den Schichtleiter informiert. Der hat den Rest in die Wege geleitet.“ „Wir haben selber große Gärten und sind nicht auf fremdes Gemüse angewiesen“, entgegnen die Angeklagten. „Außerdem wären wir nie so blöd gewesen, unsere Arbeit aufs Spiel zu setzen.“ Das Gericht erwägt, das Verfahren gegen die nicht Vorbestraften einzustellen. Ronny B., Alex L. und die Staatsanwaltschaft, die dem Prozedere zustimmen müssen, sind einverstanden. Wenn die Angeklagten je 100 Euro Geldbuße an die Staatskasse gezahlt haben, wird die Akte zugeklappt. G. Hohenstein (*Namen geändert.)
G. Hohenstein
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