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Aus dem GERICHTSSAAL: Gutachter soll gehört werden

Prozess um mutmaßlichen Missbrauch ausgesetzt

Stand:

Schwielowsee · Geltow– Der Prozess um den mutmaßlichen Missbrauch im Geltower Kinderheim ist geplatzt. Die Vertreterin der Nebenklage beantragte, Caroline C.* von einem Psychologen begutachten zu lassen. Die inzwischen Zwanzigjährige hatte den schweren Vorwurf gegen einen Erzieher am ersten Verhandlungstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit bekräftigt. Der Angeklagte Peter P.* (56) verwahrte sich gegen die Beschuldigungen, sich zwischen 1998 und 2000 mehrfach sexuell an dem Mädchen vergangen zu haben. Er sprach von Rache der Belastungszeugin, die sich nach seinem Weggang aus der Wohngruppe im Stich gelassen wähnte. (PNN berichteten.)

Der Sachverständige werde in einem aussagepsychologischen Gutachten „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ zu dem Schluss gelangen, dass ihre Mandantin die Wahrheit gesagt habe, so die Anwältin von Nebenklägerin Caroline C.. Das Gericht unter Vorsitz von Constanze Rammoser-Bode gab dem Antrag statt und setzte die Verhandlung aus.

Zuvor wurde die Zwillingsschwester des mutmaßlichen Missbrauchsopfers in den Zeugenstand gerufen. Beide Mädchen kamen im Alter von zehn Jahren aus einer Pflegefamilie in die Einrichtung. Clementine C.* (20) berichtete, sie und die anderen Kinder der Wohngruppe seien „ein bisschen traurig gewesen“, als Peter P. zu den Älteren versetzt wurde. „Das Zusammenleben war okay. Ich habe in ihm allerdings immer einen Erzieher gesehen, nie einen Vaterersatz. Caroline war auch nicht wütend auf ihn.“

Laut eigenem Bekunden verstand sich der Angeklagte in der „familienähnlich orientierten“ externen Wohngruppe als „Vater“, nahm die Kleineren beim Fernsehen auf den Schoß, gab ihnen Gute-Nacht-Küsschen. Mehr sei allerdings nicht gewesen, beteuerte Peter P. am ersten Prozesstag. „Ich habe meiner Zwillingsschwester nie angemerkt, dass etwas nicht stimmte“, berichtete Clementine C. „Aber sie hat mir auch nicht alles erzählt.“ Als sich Caroline kurz nach dem 18. Geburtstag in ihrem Beisein einer Erzieherin offenbarte, sei sie „sehr geschockt“ gewesen.

Matthias Schöneburg, der Verteidiger von Peter P., erwartet die Neuauflage des Prozesses im Frühjahr. Dann muss Caroline C. noch einmal erzählen, was sie so gerne vergessen möchte. Der Angeklagte – er arbeitet inzwischen in einem Berliner Kinderheim – wird sich wieder mit dem Vorwurf des sexuellen Kindesmissbrauchs konfrontiert sehen. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga

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