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Zaghafte Fortschritte. Der Rohbau der Blütentherme sollte bereits stehen. Zu sehen ist bislang aber nur das Erdgeschoss – noch ohne Decke.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Gute Bauzeit im Winter erhofft

Arbeiten für Werders Blütentherme erneut ins Stocken geraten. Fachleute zweifeln an Eröffnung im März

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Werder (Havel) - Mitte Oktober sollte eigentlich der Rohbau stehen, Dach und Fassade sollten in den nächsten Tagen dicht sein und die Innenausbauten beginnen. Doch die Bauarbeiten für die Blütentherme in Werder gehen stockend voran: Bis jetzt liegt noch nicht einmal die Decke auf dem vom Regen durchtränkten Erdgeschoss, dem noch ein gläsernes Obergeschoss und ein begrüntes Holzdach aufgesetzt werden soll.

Frank Nägele, Geschäftsführer der Kristall Bäder AG, räumte auf PNN-Anfrage die Verzögerung ein. Es habe bei der Statik einen Rechenfehler gegeben, die Umplanung habe erneut wertvolle Wochen gekostet. Dennoch halte man am Ziel fest, Ostern 2013, also am 31. März, zu eröffnen, „wenn wir über den Winter eine gute Bauzeit haben“, schiebt Nägele nach. Trotz eines harten Winters habe man schließlich auch für den Neubau in Seelze (Niedersachsen) zum Jahreswechsel 2009/2010 durchgearbeitet – das sei genauso für Werder denkbar. Unterm Strich müsse es darum gehen, ein Gebäude zu bauen, das die nächsten 50 Jahre steht, betonte Nägele. „Da vertrete ich drei Monate Bauverzögerung gern“.

Das musste er schon mal im August vor Werders Stadtverordneten tun: Seinerzeit musste der ursprünglich im Dezember geplante Start der neuen Therme am Zernsee wegen Gründungsproblemen verschoben werden, was wohl bereits mit Vertragsstrafen gegenüber der Stadt verbunden war. Im März wiederum endet die Preisbindungsfrist für das Bad, dessen Kosten auf 18 Millionen Euro gedeckelt sind – die die Stadt bezahlt. Im Rathaus sieht man noch keinen Grund zur Sorge, wenngleich auch von der Ersten Beigeordneten Manuela Saß bereits ergänzt wird: „Das Wetter darf nicht schlechter werden.“ Die Controllerin, die die Stadt für das Großprojekt eingestellt hat, hat sich gestern noch mal auf der Baustelle umgeschaut.

Baufachleute aus der Region, die namentlich nicht genannt werden wollen, sticheln derweil bereits, dass es „im Winter erfahrungsgemäß Frost geben kann“. Sie glauben längst nicht mehr, dass der März als Eröffungstermin zu halten ist. „Das ist vollkommen aussichtslos“, sagt einer. Bis dato seien noch nicht einmal die Deckenstürze verlegt.

Jeder Bauschritt benötige seine Zeit, das Trocknen von Betonbauteilen zum Beispiel lasse sich kaum beschleunigen. Die Bauzeit werde am Ende doch, wie ursprünglich von der Kristall Bäder AG geplant, wenigstens zwanzig Monate betragen. „Das ist ausbautechnisch ja kein Einfamilienhaus.“

Das Bauantragsverfahren und der späte Frost zum Jahresbeginn hatten den Baustart bereits ins Frühjahr hinein verzögert. Die Kristall Bäder AG hatte zuletzt für sich in Anspruch genommen, dass man bis März nur fünfzehn statt zwanzig Monate Bauzeit benötigen werde. „Das Bad macht nicht vor September auf“, meint hingegen ein Beobachter aus der Baubranche.

Für den Begründer der Bädergruppe, Heinz Steinhart, lief es in diesem Jahr ohnehin nicht gut: Erst gab es einen Großbrand im Kristallbad im bayerischen Luftkurort Fichtelberg, dann musste eine Bädergesellschaft seines Sohnes Insolvenz anmelden. Dass das auf Werder (Havel) ausstrahlen kann, wurde jeweils verneint.

Das Magazin „Stern“ hatte im September dann auch noch auf drei vernichtenden Seiten Steinharts Geschäftsmodell zerlegt – ausgerechnet am Beispiel der abgebrannten Kristalltherme in Fichtelberg. Tenor: Das Risiko für den Bau seiner Luxusthermen ließe sich Steinhart mit Steuergeldern in Millionenhöhe vergolden. Auch in Werder.

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