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Potsdam-Mittelmark: Gute Ernte, schlechter Preis

Nicht die Hitze, aber die Konkurrenz machte der Süßkirsche aus Werder in diesem Jahr zu schaffen

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Werder - Zwar wird die Süßkirschenernte diese Woche abgeschlossen, immer noch hängen aber viele wohlschmeckende Früchte an den Bäumen: Etwa 20 bis 40 Prozent der Kirschen sind für die Ernte zu klein, wie Obstbauern aus der Region Werder (Havel) bei einer PNN-Umfrage erklärten. „Das hängt mit der langen Trockenheit zusammen“, sagte Heiko Wels vom Glindower Obsthof Wels.

Die kleinen Früchte können mit den größeren zwar geschmacklich mithalten. „Sie sind aber leider unverkäuflich“, so Wels. So werde in diesem Jahr auch nicht in einem Zuge geerntet: „Wir holen die Kirschen vom Baum, wenn sie gewachsen sind. Dadurch verlängert sich auch die Ernte ein bisschen“, so Wels.

Auch beim Obsthof Barth-Remus in Glindow hat man das Problem: „Wir sind schon die dritte Runde in den Bäumen“, sagt Gerd Remus. In nassen Jahren sei die Ernte allerdings auch nicht ertragreicher: „Da haben wir Schwierigkeiten mit den zerplatzten Kirschen.“ Die diesjährigen Erträge lägen unterm Strich im Durchschnitt. Problematisch für die Obstbauern sei vielmehr, dass die Märkte mit ausländischer Ware – aus der Türkei oder Frankreich – voll gestopft seien. „Unsere Kirschen schmecken zwar am besten, die Kunden achten aber vor allem auf die Größe.“ Da hätten die Konkurrenten mitunter eben die Nase vorn.

Auf dem Frischemarkt am Strengfeld an der B 1 (samstags 8 bis 16, sonntags 11 bis 16 Uhr) sind Süßkirschen für knapp zwei Euro zu haben. Auf dem Großmarkt Beusselstraße in Berlin haben die Bauern zwar sichere Abnehmer, erzielen aber nur 70 Cent pro Kilo. Wie bei Wels und Barth-Remus wird auch beim Obsthof Polz in Werder die Preisentwicklung beklagt. „Die Ernte ist in Ordnung, der Preis schlecht“, sagt Patrick Polz. Es seien zu viele Süßkirschen auf dem Markt. Da bleibt ihm nur, auf die Sauerkirschen zu hoffen. Die Ernte laufe seit zwei Wochen, auf dem Großmarkt wird dafür das Doppelte bezahlt. „Sauerkirschen gehen dieses Jahr wegen der Hitze besser weg“, sagt auch Gerd Barth. Offenbar liege es an ihrer erfrischenden Wirkung. Die gute alte Kirschsuppe scheint noch aktuell zu sein. Bei Barth-Remus beginnt gerade die Ernte der Schattenmorelle.

Ob süß oder sauer: Von der Qualität ihrer Ware sind Werders Obstbauern überzeugt: Enttäuschungen mit riesigen Export-Knuppern, die nach Wasser schmecken, werde man selbst bei den kleinsten Süßkirschen aus Werder nicht erfahren, meint Obstbauer Wels. Henry Klix

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