Potsdam-Mittelmark: Gute Planung, schlechte Planung
Im Teltower Bauausschuss wundert man sich über Angaben der Verwaltung in Sachen Straßenbau
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Teltow - Der jüngste Bauausschuss gewährte den Mitgliedern tiefe Einblicke in die Werteskala des Bauamtes. Denn da war von guter und schlechter Baufirma die Rede, was man dann auch am Beispiel zweier Planungsfirmen für den Straßenausbau darlegen wollte. Allerdings war Ausschusschef Helmut Tietz (SPD) daran nicht interessiert, weshalb er Bauamtsmitarbeiterin Kerstin Hollatz aufforderte, sich an Fakten zu halten. Die lobte aber weiter die Planungen für das Musikerviertel, während als Beispiel für schlechte Planung die Walter-Rathenau-Straße herhalten musste. Dort hatten sich die Anwohner vehement für ein Planungsbüro ausgesprochen, um ihre Vorstellungen eines abgespeckten und kostengünstigen Straßenbaues durchzusetzen. Auch die Stadtverordneten sahen in der Variante des Planungsbüros Schmihing & Haag ihre Vorstellungen bestätigt: Regenwasser nicht über Rohre sondern in Mulden versickern zu lassen.
Hollatz erklärte im Ausschuss, dass nun zwei Anwohner dieser Straße Bedenken gegenüber der Muldenvariante angemeldet hätten und deshalb zusätzliche Verrohrung und Notüberläufe für ihre Grundstücke fordern. Auch der Planer hätte daraufhin gegenüber dem Bauamt Einsicht gezeigt und entgegen seiner Planung versichert, dass in diesem Bereich eine Verrohrung technisch notwendig sei. Das Büro sein nun aufgefordert seine Preise zu überprüfen, informierte Hollatz. „Warum wurde der Bauausschuss darüber nicht informiert oder sind solche Veränderungen nur noch Geschäft der Verwaltung“, fragte Tietz ungehalten nach. Zweifel an der technischen Notwendigkeit einer Verrohrung bekundete indes Eberhard Adenstedt (Grüne/CDU). Er sei selbst vor Ort gewesen und sehe keine Gefahr, dass Regenwasser in diesem Boden nicht ausreichend versickern könne. Denn gerade in dem für die Verrohrung vorgesehenem Gelände, das an die Havelstraße angrenze, sei ein sehr versickerungsfähiger Feinsand vorhanden, so Adenstedt. „Hier wird wieder versucht über die Hintertür, die Planung durchzusetzen, die die Verwaltung lieber hätte“, sagte Frank Fromm (SPD). Auf diese Weise wolle man das Votum der Stadtverordneten unterlaufen, weshalb Fromm ankündigte, Einsicht in die Akten nehmen zu wollen.
Auf PNN-Nachfrage erklärte das Planungsbüro Schmihing & Haag, dass zu keiner Zeit Zweifel an den eigenen Planungen zur Rathenau-Straße bestanden hätten. „Eine Verrohrung ist völlig nutzlos“, sagte Planer Friedrich Haag, denn das Regenwasser müsste in einen Kanal in die Havelstraße abfließen können. Dort existiert kein solcher Kanal. Auch die Anwohnerinitiative wundert sich, dass die vom Bauamt für notwendig befundene Verrohrung nur für eine Straßenseite in diesem Bereich erforderlich sein soll. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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