Von Tobias Reichelt: Güterfelder Verkehrspoker
Kritik an Bürgerinitiative wird laut / Land hat noch keine genauen Baupläne
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Stahnsdorf - Raus aus dem Dauerstau und rein in die ruhige Dorfidylle. Nichts sehnlicher wünschen sich die verkehrsgeplagten Güterfelder. Doch auch zwei Tage nach der Entscheidung des Landes, die Umgehungsstraße für den Stahnsdorfer Ortsteil zu bauen, bleiben offene Fragen. „Wir hoffen, dass man von den Bauarbeiten wirklich etwas sieht“, sagte Ortsvorsteher Dietrich Huckshold (Wir Vier) gestern gegenüber den PNN. Noch scheinen die letzten Karten im Güterfelder Verkehrspoker nicht ausgespielt zu sein.
Nach Bekanntwerden des Baustarts – schon am Montag sollen die ersten Baumfällarbeiten beginnen – hat die Bürgerinitiative „Contra Nord“ angekündigt, einen gerichtlichen Baustopp erwirken zu wollen. Mit welcher Begründung, blieb gestern unklar – zuvor hatte die Initiative unter anderem Umweltaspekte angeführt. „Es ist noch keine Klagebegründung und auch kein Eilantrag bei uns eingegangen“, teilte der Sprecher des Potsdamer Verwaltungsgerichts, Ruben Langer, den PNN auf Anfrage mit. Dabei war die Klage gegen die Straße schon im Mai 2008 eingereicht worden. Je weiter die Bauarbeiten an der Landesstraße voranschritten, desto schwerer werde es auch, per Eilantrag dagegen vorzugehen, sagte Langer. „Die Bürgerinitiative läuft Gefahr, dass vollendete Tatsachen geschaffen werden.“ Bemühungen der Klage einreicher, den Prozess zu beschleunigen, seien nicht zu erkennen.
Blufft die Bürgerinitiative? Nein, die Klagebegründung soll im April nachgereicht werden, hieß es gestern. Als einer von drei Klägern will „Contra Nord“ an ihrem Protest festhalten, kündigte BI-Sprecherin Inge Schrader an. Die Anwälte der Initiative werden ein Eilverfahren anstrengen, versicherte sie. Dies sei bisher nicht möglich gewesen, da nicht gebaut wurde. Die Anwälte wurden nach PNN-Informationen schon vorige Woche Freitag vom Baubeginn informiert. Keinesfalls, betonte Schrader, spiele man auf Zeit. Allerdings: „Uns ist die unzumutbare Verkehrssituation im Dorf bewusst.“
Auch die andere Seite lässt sich nicht ins Blatt gucken: „Wir können noch nicht sagen, wo genau wir mit den Baumaßnahmen beginnen“, erklärte der Sprecher des Verkehrsministeriums, Egbert Neumann, gestern gegenüber den PNN. Dies sei „wetterabhängig“. Auch ob die Baumaßnahmen bereits ausgeschrieben wurden und in welcher Reihenfolge gebaut wird, konnte gestern trotz intensiver Nachfragen nicht erhellt werden. Nur soviel: Es wurde „eine Firma“ mit den Baumarbeiten beauftragt. In welchem Abschnitt begonnen wird, „soll sich klären“.
Die offenen Fragen lassen viele Güterfelder aufhorchen. Sollten die Bauarbeiten für die Umgehungsstraße statt im Osten Güterfeldes am Güterfelder Eck im Westen beginnen, drohe dem Dorf eine Katastrophe, warnte Ortsvorsteher Hucks hold. „Das hält kein Mensch aus, sollte der Verkehr des Güterfelder Ecks während der Baumaßnahmen durch das Dorf fließen“, sagte Huckshold. Ministeriumssprecher Neumann geheimnisvoll: „Wir werden dies berücksichtigen.“
Ist der angekündigte Baubeginn vielleicht ein Mittel, um die Kläger aus der Reserve zu locken? Einem der Kläger – der Evangelischen Kirchengemeinde – ist der Einsatz bereits zu hoch geworden: „Wir haben nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagte Gemeindepfarrer Helmut Kulla gestern und zeigte sich grundsätzlich gesprächsbereit. Ortsbürgermeister Hucks hold warnte gestern auch die anderen Gegenspieler davor, den Bau weiter aufzuhalten. „Das stößt alle Güterfelder vor den Kopf.“
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