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Potsdam-Mittelmark: GZG verklagt den Kreis – und bekommt Konkurrenz

Geschäftsführer will 1,5 Millionen aus Belzig. Während die Klage läuft, plant ein Investor ein Gegenprojekt zum Ärztehaus in Teltow

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Geschäftsführer will 1,5 Millionen aus Belzig. Während die Klage läuft, plant ein Investor ein Gegenprojekt zum Ärztehaus in Teltow Teltow - „Ich mache mir Gedanken, aber keine Sorgen.“ Lars Lindemann, Geschäftsführer der Gesundheitszentrum Teltow gGmbH (GZG) verfällt nicht in Panik wegen der Tatsache, dass vis à vis des Ärztehauses ein Konkurrenzstandort heranwächst. Im benachbarten Techno Terrain soll ein „Ambulantes Medizinisches Zentrum“ mit 20 Arztpraxen entstehen. Zwischen der zur GZG gehörenden „Poliklinik“ an der Potsdamer Straße und dem geplanten neuen Zentrum droht ein harter Kampf um die in der Region zugelassene Ärzteschaft. Für das Gesundheitszentrum käme er zu einer ungünstigen Zeit, denn gegenwärtig streitet man sich mit dem Landkreis, ob beim Kauf der GZG alles rechtens war. Dabei geht es in einer Klage u.a. um 1,5 Millionen Euro. Die Unwägbarkeiten der GZG sieht Rainer Hasse als Chance, das zu einem Drittel leerstehende Bürogebäude in der Rheinstraße mit neuen Mietern zu füllen. Hasse akquiriert im Auftrag der Fondsgesellschaft BVT München, der das zum „Ambulanten Medizinische Zentrum“ erkorene Bürogebäude im Techno Terrain gehört. Er macht kein Hehl daraus, dass er die komplizierte Situation der GZG ausnutzt: „Ich spreche gezielt Ärzte der Poliklinik an.“ Er habe unter den Ärzten, die im Gesundheitszentrum praktizieren, eine große Unsicherheit ausgemacht, wie es an dem Standort weitergeht. Einige würden auf sein Werben abwartend und zurückhaltend reagieren, andere aufgrund kurzer Vertragslaufzeiten mit der GZG über einen Umzug ins Techno Terrain nachdenken. Hasslers Argumente für seine offensiven Abwerbungsversuche: Der Gebäudezustand des Gesundheitszentrum sei „desaströs“, der Investitionsaufwand enorm, der zeitliche Umfang für Sanierungsarbeiten groß und die rechtliche Situation unklar. Hasse spricht von einem „Vakuum für alle Beteiligten“. Mit dem zwölf Jahre alten Bürogebäude im Techno Terrain habe man hingegen „alle Vorteile, um moderne Praxen einzurichten“, so Hasse. Er ist vom Erfolg seiner Akquiseaktivitäten und der Idee eines „Ambulanten Medizinischen Zentrums“ überzeugt: „Wir verheben uns nicht, denn mit dem Standort für das Ärztezentrum sind wir da, wo Bevölkerung und Politik uns haben wollen.“ Unterdessen kämpft GZG-Chef Lars Lindemann mit seiner Klage gegen den Landkreis Potsdam-Mittelmark an einer anderen Front. Der Kreis soll 1,5 Millionen Euro ausstehender Kapitaleinlagen an die GZG zahlen. Hintergrund ist der Verkauf der GZG durch den Landkreis an das Evangelische Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin im vergangenen Jahr. Der Landkreis hatte seine durch Misswirtschaft in finanzielle Schieflage geratene Gesellschaft zum Verkauf ausgeschrieben und dem Diakonissenhaus den Zuschlag erteilt. Doch mit den Bedingungen ist die Diakonie nun gar nicht mehr einverstanden: Zum einen sei der Investitionsbedarf deutlich höher als angegeben. Zweitens habe der Kreis das Gesellschaftskapital erhöht und das laut Lindemann mit dem Einbringen eines Grundstücks begründet, „das ihm rechtlich nicht gehört“. Daher fordert Lindemann, nun Korrekturen vom Kreis, indem dieser die 1,5 Millionen Euro bar zahlt. Auch im Streit um die Angemessenheit des Kaufpreises – der Kreis verlangte für die angeschlagene GZG 2,5 Millionen Euro – sind die Fronten verhärtet. Ein Schiedsgutachter soll klären, ob die Forderungen der Diakonie berechtigt sind, den Kaufpreis umzuwandeln. Denn statt die volle Summe zu zahlen, will man einen Teil des Geldes für die erforderlichen Investitionen verwenden. Entgegen Hasse betont Lindemann, dass die Querelen mit dem Landkreis das „operative Geschäft“ der GZG nicht beeinflussen. So soll das Ärztehaus umfassend saniert werden. „Dabei arbeiten Architekten und Ärzte zusammen, um sich über modernste Anforderungen zu verständigen.“ Medizinisch und inhaltlich soll das Haus „neu aufgestellt“ und das Angebot erweitert werden, eine stärkere ambulante Versorgung soll im Vordergrund stehen. Zudem will die GZG neue Leistungsbeziehungen mit den Krankenhäusern der Diakonie aufbauen und Synergien herstellen. So gebe es bereits eine Zusammenarbeit des im Ärztehaus niedergelassenen Radiologen mit der radiologischen Abteilung des Lehniner Krankenhauses. Derzeit praktizieren im Gesundheitszentrum 18 Ärzte in 14 Fachrichtungen. Peter Könnicke

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