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Bezugsfertig. Die Betten werden zum Einzug noch schnell montiert.

© Eva Schmid

OrtsTERMIN: Hab und Gut in zwei Einkaufstaschen Eva Schmid erlebte den Einzug von 40 Flüchtlingen in das neue Teltower Asylbewerberheim

Es wird geschraubt und gehämmert: Seit dem frühen Morgen herrscht im neuen Teltower Flüchtlingsheim rege Geschäftigkeit. Die ersten 40 Flüchtlinge aus dem zentralen Aufnahmelager in Eisenhüttenstadt werden am Montagvormittag erwartet.

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Es wird geschraubt und gehämmert: Seit dem frühen Morgen herrscht im neuen Teltower Flüchtlingsheim rege Geschäftigkeit. Die ersten 40 Flüchtlinge aus dem zentralen Aufnahmelager in Eisenhüttenstadt werden am Montagvormittag erwartet. Während die Umzugsfirmen die letzten Möbel in einen der Wohnblocks in der Iserstaße / Ecke Potsdamer Straße befördern, huscht Heim-Koordinator Thomas Schäfer mit Belegungsplänen und Namenslisten durch die Flure.

Kurz vor elf biegt dann ein roter Feuerwehrbus in die Hofeinfahrt. Die Asylbewerber kommen aus dem Tschad, Tschetschenien und Pakistan. Viel Gepäck haben sie nicht, ihr Hab und Gut passt in zwei Einkaufstaschen. Im Gebäude angekommen werden sie einzeln aufgerufen und in ihre Wohnung gebracht. „Das ist ein aufregender Tag für die Flüchtlinge“, sagt Schäfer. Denn heute würde auf sie „viel Neues einprasseln“.

Die zumeist jungen Männer und Familien schauen sich neugierig ihr neues Zuhause an. Die Zimmer sind trotz des grauen Januarwetters hell, dank großer Fenster und einem pastellfarbigen Laminatboden. Die großzügig geschnittenen Ein- bis Vierzimmerwohnungen sind einfach ausgestattet: mit Doppelstockbetten, einem Stuhl und Tisch. Jede Wohnung hat eine Küche und ein Bad mit Waschmaschine und Wäschetrockner.

Eine junge Mutter aus Tschetschenien ist erstaunt über so viel Komfort. Sie spricht kein Deutsch, sagt jedoch immerzu „Danke“. Sie zeigt auf die Waschmaschine und hebt ihren Daumen in die Höhe. Sie wirkt für einen Augenblick glücklich. Ihre achtjährige Tochter kann ein paar Worte Englisch und hilft beim Übersetzen. In Eisenhüttenstadt, so berichtet die Familie, sei es furchtbar, die Wohnverhältnisse waren beengt. Seit ihrer Ankunft in Deutschland vor vier Monaten hätten sie dort gelebt. Während die Mutter erzählt, toben die Kleinsten der sechsköpfigen Familie bereits in ihren neuen Zimmern herum und halten die Arbeiter der Umzugsfirma auf Trab.

„Ich habe den Eindruck“, so Schäfer, der den Neuankömmlingen die Wohnungen zuweist, „dass viele über die modernen Wohnungen sehr froh sind.“ Dass Eisenhüttenstadt eine Katastrophe sei, bestätigt auch Landratssprecherin Andrea Metzler. Die Lage dort verschärfte sich besonders im vergangenen Dezember dramatisch: „Es kamen sehr viele Menschen aus Syrien und Afghanistan“, berichtet Gertrud Meisner, Fachdienstleiterin für Soziales und Wohnen im Landkreis. Traumatische Fluchterfahrungen, aber auch lange und ermüdende Asylverfahren würden die Menschen oftmals krank machen. Meisner schätzt, dass etwa zehn Prozent der Flüchtlinge im Landkreis an psychischen Erkrankungen leiden. Sie hätten das Recht auf eine der wenigen separaten Einzimmerwohnungen in dem neuen Heim. Die meisten der insgesamt 70 Wohnungen sind Zwei- bis Dreiraumwohnungen.

Im Wochenrhythmus treffen nun die weiteren Asylbewerber in Teltow ein: nächste Woche 38 Flüchtlinge aus Bad Belzig, Ende Februar dann weitere aus Eisenhüttenstadt. Das Flüchtlingsheim bietet 198 Flüchtlingen Platz. Von den Zuzüglern aus Bad Belzig verspricht sich der Landkreis Vorteile: „Viele von ihnen können bereits Deutsch, sie sollen Paten für die Neuankömmlinge sein“, sagt Metzler. Den Flüchtlingen in Teltow werde an der Volkshochschule in Kleinmachnow auch Deutschunterricht angeboten. Dank der Kooperationen mit den Teltower Kirchengemeinden und der Hoffbauer-Stiftung könnten die Kinder in Schulen und Kitas aufgenommen werden.

Nachdem die Wohnungen bezogen sind, werden dann noch Schecks verteilt. Jedem Asylbewerber stünden monatlich 321,94 Euro zur Verfügung, so Koordinator Schäfer. Ein Teil des Geldes will die tschetschenische Familie in Pfannen, Töpfe und Geschirr investieren.

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