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Aus dem GERICHTSSAAL: Haft für falschen Investor

Hochstapler erbeutete 253 000 Euro vom Firmenkonto

Stand:

Werder (Havel) – Dreieinhalb Jahre muss der falsche Doktor und Betrüger Martin M.* ins Gefängnis, weil er einen Maschinenbaubetrieb in der Region Werder um 253000 Euro prellte. Seinen 50. Geburtstag im Dezember wird der vielfach einschlägig Vorbestrafte hinter Gittern verbringen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Zeugen hatte die Schöffengerichtsvorsitzende Constanze Rammoser-Bode nicht geladen. Martin M. aus Münster in Westfalen war geständig.

Selbstgefällig schilderte der trotz Untersuchungshaft modisch und teuer Gekleidete, wie ihm zwischen dem 29. Dezember 2008 und dem 8. Januar 2009 mehrere Leute, darunter ein Notar, auf den Leim gingen. Den ganz großen Coup – wie geplant – landete Martin M. dennoch nicht. Die Beute floss fast vollständig an die Maschinenbaufirma zurück.

Der gelernte Kaufmann gab den drei Gesellschaftern vor, das betreffende Unternehmen für 5,7 Millionen kaufen zu wollen. Auf dem Computer stellte er eine vermeintliche Bescheinigung einer Schweizer Bank her, die ihn als solventen Geschäftsmann, der zudem promoviert hatte, auswies. Ein Notar, der einer Provision von 23 000 Euro offenbar nicht widerstehen konnte, bestätigte am Silvestertag die Echtheit dieses Dokuments. Er verzichtete sogar darauf, sich den Personalausweis des falschen Doktors zeigen zu lassen. Auch die Gesellschafter des Werderaner Unternehmens vertrauten „Dr. Martin M.“, händigten ihm den Generalschlüssel aus, stellten ihm einen Dienstwagen, offenbarten die Geheimnummern der Firmenkonten.

Damit Martin M. diese - wie von ihm geplant – in Ruhe abräumen konnte, schickte er den Prokuristen der Firma für 3150 Euro auf einen dreitägigen Coaching-Lehrgang nach Augsburg. Die Kosten dafür wurden nicht bezahlt. Dann kam ein Komplize des Angeklagten ins Spiel. Auf Anweisung von Martin M. hob er am 8. Januar vom Firmenkonto insgesamt 253 000 Euro in drei Teilbeträgen ab. Ein vierter Versuch über 91 500 Euro scheiterte, da das Tageslimit des Unternehmens bereits überschritten war. Das ergaunerte Geld transferierte der Mann auf das Privatkonto von Martin M. Der hatte ihm versprochen, die Summe anschließend brüderlich zu teilen.

In einer kleinen Sparkassenfiliale an der Nordseeküste wollte der Angeklagte das Geld dann abheben. Doch diese verfügte aktuell nicht über eine so hohe Summe, vertröstete Martin M. auf den folgenden Tag. Inzwischen hatte aber auch einer der Firmenchefs Lunte gerochen. Martin M. sah sein Heil in der Flucht. Zu dieser nutzte er den ihm anvertrauten Dienstwagen. Dass ihm die Fahrerlaubnis bereits vor Jahren wegen Trunkenheit am Steuer entzogen worden war, störte ihn nicht. Am 24. April wurde der Betrüger, der bereits mehrfach in Haft saß, festgenommen.

„Wie kann so etwas geschehen?“, fragte der Verteidiger in seinem Plädoyer, gab sich dann aber gleich die Antwort. „Es war pure Gier. Der Angeklagte war gierig nach Geld, aber auch der Notar und die Gesellschafter waren es. Die prüften den vermeintlichen Käufer ihrer Firma weder auf Fachkenntnis noch auf seine finanziellen Mittel.“ „Ich habe selten ein so komplexes, planvolles Vorgehen erlebt“, konstatierte die Vorsitzende des Gerichts. „Der Angeklagte hat Geld, Titel und Fähigkeiten vorgetäuscht, um eine Firma zu plündern.“ Sein Geständnis habe zwar strafmildernd gewirkt. Reue, die Martin M. gut zu Gesicht gestanden hätte, habe sie jedoch nicht verspürt. (*Name geändert.) Hoga

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