KulTOUR: Hände, Hände ... Lee und Rilke in der
Galerie Töplitz
Stand:
Werder (Havel) - Im Gegensatz zur ersten Ausstellung 2011, wo es um die mehr oder weniger lebendigen Abstraktionen von Dörte Behrendt und Andreas Kramer ging, präsentieren der Verein Havel-Land-Art und die Galerie Töplitz ab heute eine mehr handwerklich ausgerichtete Kunstsparte. Der Südkoreaner Woosung Lee und Constanze Rilke aus Deutschland sind Zöglinge der gerühmten Kunst- und Gewerbeschule Burg Giebichenstein zu Halle, Gründungsspruch: „Kunst kommt von Können“.
Tatsächlich werden weder Handwerk noch Kunst ohne Hände etwas ausrichten, klar. Insofern trifft der Steinbildhauer intuitiv den Nagel auf den Kopf, wenn er diese merkwürdige Exposition mit Darstellungen von Menschenhänden in Zusammenhang bringt. Mit seinen eigenen, um Geld für Modelle zu sparen, wie er bekennt. „Hand und Hammer“ oder „Hand auf Zange“ weisen auf den Werksinn seiner Skulpturen – Hohlformen, aus Edelstahldraht zusammengeschweißt und mit kräftiger Drahtbürste so lange auf Hochglanz poliert.
Gleich daneben aber werden sie, völlig rechtens, zu Flügeln, so man sie zusammenführt und ihnen Federn ansetzt. Ikarusfedern, fast wie im Glanze der Sonne. Sie bedeuten Woosung Lee ganz allgemein „Himmel“, kein koreanischer, kein griechischer, nur allgemein „Himmel“, sagt er leise. Bis heute bevorzugen die Künstler seiner Heimat Stein, er aber mag die männliche Form des Eisens, woraus sich sogar zarte „Schmetterlingsflügel“ schmieden lassen – Stahl. Was wäre da nicht alles zu denken
Constanze Rilke gehört eher zu den Weberinnen im Geiste, auch wenn sie zeichnet. Oder sammelt und dann collagiert. Schneeweiße Schaukästen solcher Art findet man im Gemäuer der Galerie, mal als „Toter Fisch vor Blau“, als „Sizilianisches Ornament“ oder rechtens nur „Heidekraut“ benannt, welches „im eigenen Kasten“ auch keine andere Wichtung bekommt. Sie arbeitet nach ihrem Diplom von 09 wohl noch daran, die Differenz zwischen Objekt und ihrem Eindruck zu verwerten. Die auf Naturstoffen basierenden Basteleien jedenfalls bringen es nicht, ihnen fehlt jene Differenz, die zur Rezeption führen sollte.
Bleiben die beiden Großformate, nach Fotos und Computerprogrammen per Hand mit dem Bleistift gemacht. In „Höhle“ und „Blume zu Stein“ versucht sie jene Atmosphäre herzustellen, welche sich beim ersten Eindruck, einer Höhle beispielsweise, ergibt. Falls nun die Hände dem Kopfgeist gehorchen, kann es sich bei diesen Arbeiten um Vollkommenes wohl nicht handeln, die sympathische Künstlerin redet lieber von den Strukturen ihrer Objekte, als von deren Geist.
Das betrifft auch den schwarzweißen Webteppich, mit Computerunterstützung errechnet, handgearbeitet. Ob das Zwerg Giebichensteins Erbe sein mag? In der Kunst zählt das Ergebnis, nicht zwingend der Weg! Der zweiten Ausstellung fehlt es nicht an Geschick, dafür könnte man die Hand ins Feuer legen. Wohl aber an Fantasie, an Lebens-Geist. Das Edelste am Menschen ist eben nicht seine Hand, sondern sein Kopf! Gerold Paul
bis 19. Juni Sa., So. 14-18 Uhr/ Mo.-Fr. 16-18 Uhr. Eröffnungskonzert heute 16 Uhr in der Dorfkirche, Vernissage 17 Uhr.
Gerold Paul
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