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Potsdam-Mittelmark: Handelsschranken in Werder
Netto zweifelt an Plänen für Einkaufszentrum in den Havelauen / Dort steht man kurz vor dem Baustart
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Werder (Havel) - Der Bauantrag ist gestellt, doch in der Branche gibt es Zweifel, dass in den Havelauen wirklich ein neues Einkaufszentrum mit 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche gebaut wird. „Der Standort wird nicht entwickelt, solange er durch die Bahnschranke von der Stadt getrennt ist“, prophezeit Alexander Rehfeldt, der Expansionschef Brandenburg vom „Netto Marken-Discount“, auf der Werderaner Bauausschusssitzung am Mittwochabend. Die erforderlichen Umsätze seien „mit diesem Malus“ nicht zu erzielen.
„Ich bin seit vielen Jahren im Geschäft und weiß, dass dort schon seit Jahren ein Einkaufszentrum versprochen wird.“ Ohne eine Bahnunterführung werde aus den Plänen aber nichts werden, und deren Baustart ist nicht vor dem Jahr 2015 zu erwarten. Auch bei Netto hätten die Pläne für das neue Einkaufszentrum auf dem Tisch gelegen. „Da geht keiner hin, es wird schlichtweg keine Handelspartner geben“, meint Rehfeldt.
Er argumentiert in eigener Sache: Die Netto-Filiale auf der Stadtseite der Bahnschranke soll geschlossen werden. Dafür soll ein doppelt so großer Markt rund 300 Meter stadteinwärts gebaut werden. Der kurz nach der Wende errichtete Bau sei mit 500 Quadratmetern zu klein und nicht zeitgemäß ausgestattet, sagte Rehfeldt. Das Netto-Sortiment mit 4400 Artikeln könne auf der engen Fläche bei weitem nicht dargestellt werden. „Der Standort arbeitet defizitär und ist nicht aufrecht zu erhalten. Für Kunden und Beschäftigte ist es höchste Zeit für einen Neubau.“
Im Bauausschuss gab es skeptische Stimmen dazu: Der Penny-Markt im Strengfeld sei gerade geschlossen worden, sagte Lothar Boreck (CDU). „Außerdem haben wir alle dem neuen Einkaufszentrum in den Havelauen zugestimmt.“ Über einen größeren Netto-Markt könne erst geredet werden, wenn der Bedarf nachgewiesen ist. Der Ausschuss lehnte die Aufstellung eines Bebauungsplans für einen Netto-Neubau schließlich mit drei zu drei Stimmen ab. Abschließend werden die Stadtverordneten am 31. Mai darüber entscheiden.
Schon vor dreieinhalb Jahren hatte ein Handelsgutachten der Stadt zu viele Supermärkte attestiert: Die Kaufkraft der Einwohner würde die branchenüblichen Umsätze nur zu 60 Prozent decken, wie es im Gutachten des Büros „Regioconsult“ aus Friedrichshafen damals hieß. Nur in den Havelauen wurde noch Potenzial gesehen, wobei von dort auch der Auftrag für die Expertise erteilt worden war.
Die Antan-Recona Investment GmbH & Co KG, die das neue Einkaufszentrum bauen will und das Grundstück am Havelaueneingang gekauft hat, nahm die Wortmeldung von Netto gestern gelassen zur Kenntnis. „Ich sitze hier gerade mit dem Generalunternehmer und dem Architekten“, sagte Projektleiter Jürgen Scheu auf PNN-Anfrage. „Wir terminieren die nächsten Schritte.“ Im April werde eine Baugenehmigung für die Tiefbauarbeiten erwartet, im Mai für den Hochbau. „Wir wollen im ersten Halbjahr 2013 eröffnen“, so Scheu. „Wir denken bei dem Projekt langfristig und weit über den geplanten Tunnelbau hinaus.“
Kern des Vorhabens bildet ein 1800 Quadratmeter großer Lebensmittel-Vollversorgermarkt. Auch ein Textilmarkt, ein Schuhfachgeschäft, eine Drogerie, ein Kleinkaufhaus und eine Apotheke sind angedacht. Mit den Handelspartnern befinde man sich noch in der „Verhandlungsphase“.
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