Potsdam-Mittelmark: Happy End nach Nest-Absturz
Viele Helfer bauten ein neues Zuhause für das Langerwischer Storchenpaar
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Michendorf · Langerwisch - Ob im Supermarkt oder am Imbissstand - in Langerwisch weiß fast jeder, wo sich das Storchennest des Ortes befindet. Auch ein fünfjähriger Knirps, der auf seinem Bambirad über das Pflaster der Straße der Einheit rollt, weiß genau, wo hier die Störche wohnen: gegenüber vom Kindergarten, hinter dem Haus und dann kommt ein Zaun und dahinter auf dem Baum ist das Nest. Und mit ernster Miene fügt er hinzu: „Aber das Nest ist runtergefallen.“
Soviel Aufregung gab es schon lange nicht mehr in der kleinen Straße, deren Gehöfte an Wiesen und Weiden grenzen. Denn den Ast einer alten Eiche, auf dem sich das Nest befand, hatte ein nächtlicher Windstoß herausgebrochen. Familie Albrecht, auf deren Hof das Storchenpaar sich seit drei Jahren einquartiert hatte, schlug am Morgen Alarm. Nicht nur Nachbarn kamen, um zu helfen sondern auch in der Gemeindeverwaltung liefen die Telefondrähte heiß.
Während ein Mitarbeiter des Michendorfer Bauamtes eine geeignete Nisthilfe vom Umweltamt Belzig abholte, rollte ein Wagen mit Hebeleitertechnik vom nahe gelegenen Gut Langerwisch heran. Chef Martin Bildt war selbst gekommen, begleitet von einem Mitarbeiter, um dem Storchenpaar wieder zu einem neuen Quartier zu verhelfen.
Auch von der benachbarten Firma Detlev Kudell waren zwei Helfer gekommen. Einer von ihnen, Otto Käthe, erinnert sich, dass ein Ei im Nest war, dass leider infolge des Absturzes zerbrach. Während eine Nisthilfe provisorisch auf einem anderen Ast der Eiche installiert wurde, gruben nur wenige Meter entfernt die Helfer ein Loch für einen zehn Meter hohen Mast. So wollte man sicher gehen, dass die Störche auf jeden Fall im Ort bleiben. Den Mast hatte die Teltower Regionalstelle des Stromversorgers Eon.edis bereitgestellt. Und weil in der Nähe von Michendorf gerade Kabel verlegt wurden, gab es auch gleich die nötigen Betonlaschen dazu, um den Stand des Mastes zu sichern.
„Es lief alles bilderbuchmäßig“, lobte Hermann Noack die Aktion als Superleistung aller beteiligten Helfer. Informiert hatte ihn Helma Albrecht, da Noack als „Storchenvater“ des Naturschutzbundes regelmäßig im Landkreis alle „Besitzer“ von Storchennestern aufsucht. Auf soviel Engagement wie in Langerwisch trifft er aber nicht oft. Noack hat auch schon erfahren müssen, dass Leute übereifrig die Storchennester beseitigten, aus Angst vor der Vogelgrippe.
Frau Albrecht habe aber seinerzeit ihr Grundstück gleich zur Verfügung gestellt, erzählt er. Schon vor 30 Jahren waren Störche auf dem Hof, aber als die LPG einzog wurde es ihnen wohl zu unruhig. Nach langer Pause quartierte sich vor drei Jahren erstmals wieder ein Paar ein, wohl auch, weil hier ökologisch alles im Lot ist, wie Noack vermutet – und deutet dabei auf die Rauchschwalben, die mit akrobatischen Flugmanövern über den Hof jagen und in der Scheune wohnen.
Wie zum Beweis segelt hoch über dem Hof auch ein roter Milan. Eine Besonderheit ist auch das Storchennest auf der Eiche, denn die meisten Adebare bevorzugen Dächer und Schornsteine. Das Langerwischer Paar scheint aber einem Quartierswechsel nicht abgeneigt zu sein. Neugierig umrunden beide das neue Wohnungsangebot. Kurz darauf nimmt einer der Störche entschlossen Besitz davon, zur Freude aller Umstehenden. Mit dem langen Schnabel inspiziert er die angebotenen Zweige und Halme im neuen Nest, putzt zwischendurch sein Gefieder. Und nach etwa einer Stunde schwingt er sich wieder in den Himmel hinauf.
„Die stehen heute Nacht beide auf ihrem Nest“, prophezeit Otto Käthe. Auch Storchenvater Noack ist optimistisch, dass es hier zu einem Happy End kommt. „Heute morgen waren beide drin“, bestätigte Helma Albrecht gestern freudig den PNN. Wenn sie sich beeilen, könnte es im zweiten Anlauf doch noch klappen mit dem Nachwuchs.
Kirsten Graulich
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