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Potsdam-Mittelmark: Hartnäckig für Behinderte

Verein „Behinderte und ihre Freunde“ wird 10 Jahre

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Region Teltow - Nur wer einmal selbst im Rollstuhl saß, kennt die Barrieren, mit denen Behinderte alltäglich konfrontiert werden. Zu solchen Testfahrten überredete der „Verein Behinderter und ihre Freunde e.V.“ (VBF) schon manchen, der hinterher vieles auch aus anderem Blickwinkel betrachten konnte. „Denn Barrieren entstehen oft nur aus Gedankenlosigkeit“, weiss Hannelore Freitag, Vorsitzende des VBF.

Zwar gebe es Bauvorschriften, die Kriterien festlegen, nach denen öffentliche Gebäude behindertengerecht ausgestattet sein müssen, aber Barrieren sind nach wie vor Alltag für Behinderte. So konnten sie eine Zeit lang die Eingangstür zum Kleinmachnower Ärztehaus nicht selbst öffnen, ebenso mussten die Toiletten im neuen Rathaus verändert werden. Automatisch öffnet sich nun auch die Eingangstür im Stahnsdorfer Gemeindezentrum. Wenn es also um Mängel und Bausünden im öffentlichen Raum geht, sieht sich der VBF auch ein bisschen als „Türöffner“.

Als hartnäckige Zeitgenossen erwiesen sich die Vereinsmitglieder wie das Beispiel an der Ecke Käthe-Niederkirchner/Lieselotte-Herrmann-Straße in der Teltower Neuen Wohnstadt zeigt. Dort hinderten Stufen auf dem Gehweg die Rollstuhlfahrer an der Durchfahrt. Nachdem der Verein jahrelang mahnte, bauten die Handwerker unter Leitung des Vereinsmitgliedes Hartmut Eichelbaum den Bürgersteig behindertengerecht um. Seitdem können Rollstuhlfahrer dort in Geschäften auch selbst einkaufen.

Auf den Weg brachte der VBF für die drei Gemeinden auch einen Regionalführer, der über den Zugang von Gebäuden und Institutionen informiert. Als Interessenvertreter von Behinderten stehe der Verein seinen Mitgliedern ebenso wie interessierten Bürgern mit Rat und Tat zur Seite. Dabei verweist Hannelore Freitag auf die wöchentlichen Beratungen im Stahnsdorfer Gemeindezentrum, das seit seinem Bestehen für den Verein Heimstatt wurde. Um fachkundig beraten zu können, nahmen die Vorstandsmitglieder des Vereins an Schulungen teil. Zu aktuellen Themen wie Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung oder häuslicher Pflege werden Vortragsabende geboten. Um auch die Öffentlichkeit für das Thema Behinderung zu sensibilisieren wurden Aktionstage gestartet, ebenso präsentiert sich der VBF beim Altstadtfest auf dem Markt der Möglichkeiten.

Als der Verein vor zehn Jahren gegründet wurde, zählte er 20 Mitglieder, heute sind es rund 50. Monatliche Spiele- und Bastelnachmittage gehören dazu, auch Bowling auf der rollstuhlgerechten Stahnsdorfer Bowlingbahn. Höhepunkte im Winter sind Theater- und Konzertbesuche, während im Sommer das Umland per Bus und mit dem Dampfer erkundet wird. Tradition sind bereits das alljährliche Grillfest und die Weihnachtsfeier. Auch wer nicht am geselligen Vereinsleben teilnehmen kann, wird nicht vergessen. Denn das Motto des VBF lautet: „Ein bisschen Freude und Ablenkung ist die beste Gesundheitsfürsorge.“ Auf seiner Geburtstagsfeier am 1. April möchte der Verein auch den Helfern von Institutionen und Firmen danken, ohne deren Unterstützung vieles nicht möglich geworden wäre. Kirsten Graulich

Festveranstaltung am 1. 4. um 11 Uhr im Gemeindezentrum Stahnsdorf, Annastraße 3

Kirsten Graulich

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