zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Hasen im Rampenlicht Volkszählung bei Meister Lampe: Seine Augen leuchten typisch

Von Jule Scherer Der Lada Niva holpert über einen dunklen Feldweg. Am Beifahrerfenster ist ein Scheinwerfer angebracht, der auf die Wiesen und Felder gerichtet ist.

Stand:

Von Jule Scherer Der Lada Niva holpert über einen dunklen Feldweg. Am Beifahrerfenster ist ein Scheinwerfer angebracht, der auf die Wiesen und Felder gerichtet ist. Plötzlich tauchen im Lichtkegel zwei Hasenohren auf. Sofort macht Klaus Mordhorst, Revierjagdmeister in Groß Kreutz, einen Strich auf seiner Liste. Das Tier ist registriert. In über 800 Gebieten in ganz Deutschland wird nun zum dritten Mal im Frühjahr und im Herbst die Zahl der Feldhasen erfasst. Denn wenn die Populationsdichte und -entwicklung bekannt ist, könnten auch Schlüsse über die Gefährdungsursachen gezogen und Strategien zur nachhaltigen Nutzung festgelegt werden, erläutert Mordhorst. Da Hasen relativ einfach zu zählen seien, werden sie neben Rebhühnern, Füchsen, Dachsen und Aaskrähen im Rahmen des so genannten Wildtier-Informationssystems der Länder in Deutschland, kurz WILD, erfasst. Doch der Feldhase ist nicht mehr so häufig zu finden. Und das hat seine Gründe. Zum einen steht er auf der „Speisekarte“ von vielen Tieren. Fuchs, Marder, Dachs, Waschbären, Marderhund und Rabenvögel wollen dem Nager ans Fell. Auch die moderne Landwirtschaft bedroht den Feldhasen. Die Spezialisierung vieler Betriebe, die nur Getreide oder Kartoffeln anpflanzen, verkleinere den Lebensraum, erläutert Mordhorst. Dazu bedrohten große Landwirtschaftsmaschinen das Leben der in den Feldern lebenden Junghasen. Und auch der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln beeinflusse die Population. Um die Größe des Hasenvolks bundesweit zu untersuchen, haben die Wissenschaftler von WILD die Methode der so genannten „Scheinwerfertaxation“ entwickelt. Das heißt nichts anderes, als dass ein mit einem extra starken Scheinwerfer ausgestattetes Auto eine vorher genau bestimmte Strecke abfährt. Gezählt werden die Hasen, die im Lichtkegel in einer Entfernung von bis etwa 150 Metern auftauchen. Hasenaugen leuchten, wenn sie mit künstlichem Licht angestrahlt werden, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Selbst eine Verwechslung mit den nächsten Verwandten, den Wildkaninchen, kann so ausgeschlossen werden. Deren Augen leuchten beim Anstrahlen nämlich leicht rötlich auf, während die des Hasen eher gelblich sind. Vor Beginn der Aktion wird auf einer Karte des Untersuchungsgebiets die „Zählstrecke“ festgelegt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass alle Bodenkulturen, wie sie für das Gebiet typisch sind wie Winterraps oder Luzerne, auf dem Weg vorkommen. Nur so sei das Ergebnis für die ganze Gegend repräsenativ. Zudem könne so festgestellt werden, welche Bodennutzungsformen die Langohren bevorzugen, erläutert Mordhorst. Wichtig sei auch, dass die Strecke über Jahre die gleiche bliebe. Nur so könne man zuverlässige Ergebnisse über die Entwicklung der Hasenpopulation erhalten. Nach zwei Stunden hat Mordhorst 23 Hasen und 17 Rehe gezählt. „Es scheint, als wäre die Zahl der Feldhasen stabil geblieben, sichere Aussagen könnten wir aber erst nach Abschluss der Zählung machen.“ Und bis dahin, wird er noch ein paar Mal in den roten Lada Niva steigen, den Scheinwerfer auf das Auto schnallen und nach zwei langen Ohren und gelblich leuchtenden Augen Ausschau halten.

Jule Scherer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })