Potsdam-Mittelmark: Havel steigt noch weiter
In Werder und Schwielowsee hat man solche Pegelstände seit Jahren nicht erlebt
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Werder (Havel) / Schwielowsee - Samstagmittag war es soweit: Der Havelpegel in Ketzin hatte die kritische Marke von 1,50 Metern überschritten. Ab diesem Wasserstand gilt Hochwasseralarmstufe I, ab 1,60 Alarmstufe II. Gestern Abend stand der Pegel bereits bei 1,54 Meter. Zum Vergleich: Mitte Dezember betrug er 1,18 Meter. An der Havel in Werder und Schwielowsee hat man solche Wasserstände seit Jahren nicht erlebt: Der Caputher Fährmann Karsten Grunow musste den Fährverkehr gestern vorübergehend einstellen – erstmals wegen Hochwassers, seitdem er die neue Fähre hat. Schon in den vergangenen Tagen hatte er „Tussy II“ mit Gewichten beschwert, damit sie noch unter die Auffahrt passt. Gestern nun suchte er nach neuen Lösungen, damit der Fährverkehr trotz des Wasserstands wieder aufgenommen werden kann. „Das Wasser steht 17 Zentimeter über der Geltower Spundwand“, so Grunow gestern gegenüber den PNN. So etwas habe er zumindest in den vergangenen zehn Jahren nicht erlebt.
Der Werderaner Stadtbrandmeister Lothar Boreck sprach von einem Zeitraum von 17 Jahren. Für extreme Hochwasser würden im Werderaner Bauhof Säcke bereitliegen, die am Sandberg in Phöben befüllt werden könnten. So weit sei es aufgrund der hohen Uferböschungen allerdings noch nicht, wie Boreck beruhigte. Zwar würden die ersten Keller langsam feucht. Eine echte Bedrohung werde das Wasser aber erst, wenn es weitere 50 Zentimeter steigt. So sah es auch Patrick Gast vom Hotel Prinz Heinrich, das direkt am Havelufer der Inselstadt liegt. „Unser Steg ist überflutet und das Wasser steht im Keller zehn Zentimeter hoch.“ Bis es im Hotel ankommt, sei aber noch Luft. Das Fundament sei recht hoch, hinzu komme die Böschung.
Für Rathenow und Havelberg hatte das Umweltministerium schon am Freitag die Alarmstufe II ausgerufen. Die Wasserstände der Havel seien aufgrund des Tauwetters, verbunden mit Niederschlägen, Eisblockaden und steigender Elbwasserstände, weiter angeschwollen. Aufgrund des Elbe-Rückstaus werde es so weiter gehen, wie es aus dem Ministerium hieß. In Potsdam und Ketzin sind die ohnehin schon hohen Pegelstände in drei Tagen um zehn Zentimeter angewachsen.
Bis Mitte der Woche, so der Präsident des Landesumweltamts, Matthias Freude, werde sich die Lage an der Havel weiter verschärfen. Besonders in Elbnähe werde das zu spüren sein. Im Potsdamer Raum bestehe derweil kein Grund zur Beunruhigung. In der Marina Ferch am Schwielowsee macht man sich trotzdem langsam Sorgen. Wasser umspült auch hier die Spundwand. Jeden Tag schaut jemand vorbei, so Marina-Betreiber Günter Matz. „Der Feststeg ist unter dem Wasser verschwunden.“ Die in einer Schleife verlegte Elektroleitung zum Schwimmsteg mache nicht mehr lange mit. „Noch 15 Zentimeter, dann haben wir ein Problem.“ Am sichtbarsten sei das Hochwasser am Fercher Strandbad mit seinem flachen Ufer. Henry Klix
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