Potsdam-Mittelmark: Havel-Wasserratten wollen dem Sommer noch nicht trauen
Erstmals strömten am Wochenende die Badegäste in die Havelseen, doch gestern sah es schon wieder mau aus in den Strandbädern
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Erstmals strömten am Wochenende die Badegäste in die Havelseen, doch gestern sah es schon wieder mau aus in den Strandbädern Werder/Schwielowsee - Badesaison? Mario Müller schüttelt den Kopf. „Ach was, eine Badesaison hat es doch noch gar nicht gegeben.“ Doch nach dem letzten Wochenende und den jüngsten Wetterprognosen hofft der Betreiber des Werderaner Strandbads, dass der lang ersehnte Sommer endlich doch noch eintrifft. Am Wochenende entwickelte sich das Badegeschehen quasi „von Null auf Hundert“. Das Strandbad war erstmals spürbar belebt – 210 Gäste waren am Sonnabend da, 380 am Sonntag, und schwammen und plantschten im 20 Grad warmen Wasser des Plessower Sees. Aber sicher sind sich die Wasserratten offenbar noch nicht, was sie von dem Wolken-, Wind- und Hitzemix mit gelegentlichem Gewittergrollen zu halten haben. Gestern flaute der Betrieb schon wieder etwas ab, nur ein paar Ferienkinder verirrten sich an den Werderaner Strand. „Die Leute glauben wohl noch nicht, dass es jetzt warm wird“, fürchtet Müller. Wie er in diesem Jahr die Pacht bezahlen soll, sei ihm noch völlig unklar. Ein paar Ausflugsgäste zu Pfingsten und am Herrentag – das war, was die Saison vielen Strandbädern bislang bescherte. Und wie Müller kann sich auch Hans-Joachim Lenk, Bademeister vom Glindower Strandbad, nicht an einen so verpatzten Sommer erinnern. Trotz der Nachbarschaft des Campingplatzes und trotz eines 20 Grad warmen Glindower Sees habe es bis auf das vergangene Wochenende wenig Bewegung im Wasser gegeben. Da kamen dann jeweils 120 Gäste – obwohl auch dreimal so viele her passen. „Dass, was im letzten Jahr an zusätzlichen Gewinnen eingefahren wurde, ist schon lange verrauscht“, so der Inhaber des Strandbades, Wolfgang Hotzel. Mit Wehmut erinnert er sich an den Bombensommer 2003 mit seinen Hitzerekorden, der die Herzen an den Havelseen höher schlagen ließ. Auch im Strandbad Templin entwickelten sich am Sonntag erstmals Schlangen an der Imbissbude. Über „das beste Wochenende in der bisherigen Saison“ freute sich der Strandbadleiter Peter Scheffel. „Jetzt hat es sich mal wieder gelohnt.“ Allerdings sah es bei ihm offenbar nicht ganz so mau aus wie anderswo: Die Vermietung der benachbarten Bungalows wirke sich positiv auf den Badebetrieb aus. Und Schefflers unverwüstliche Stammkunden kommen auch noch in einem Sommer wie diesem. „Na gut, bei 13 Grad ist es auch bei uns mal richtig leer geworden“, räumt Scheffel ein. „Schaltjahr, Kaltjahr“, konstatiert Kristina Lüthgens das Wettergeschehen. Die Inhaberin des Strandbads Caputh ist froh, dass man in den vergangenen Jahren die Restaurant-Schiene mit mediterraner Küche als zweites Standbein ausgebaut hat. „Wäre mir ein solcher Sommer früher passiert, hätte es kritisch werden können“, glaubt sie. So freute sie sich am vorigen Wochenende einfach nur, dass die 30 Teakholz-Liegen alle belegt waren, mancher sogar den Schatten unter den Schilfschirmen genoss. „Und die Kinder konnten ungeniert ihr Eis schlecken, ohne das Mutti gleich Angst vor einem Schnupfen bekommen musste.“ Lüthgens kann der langen Kälte sogar noch was abgewinnen: Weniger Algen. Weil nicht sehr viele Boote auf dem mit 2,5 Meter recht flachen Schwielow unterwegs seien, werde auch der phosphathaltige Grund nicht so aufgewühlt, was die Wasserqualität des Sees spürbar verbessere. Ohnedies gehören die Strandbäder Ferch, Caputh, Glindow und Werder zu den EU-genormten Badestellen mit Sichttiefen von 0,80 bis zu 2,50 Meter. „Und ab jetzt ist baden wieder erfrischend“ verspricht Lüthgens.Henry Klix
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