Potsdam-Mittelmark: Havelbus: Ultimatum von Mittelmark
Aufspaltung des Unternehmens droht
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Potsdam-Mittelmark - Im Streit um die gemeinsam betriebene Havelbus-Verkehrsgesellschaft (HVG) hat das mittelmärkische Landratsamt dem Nachbarkreis Havelland jetzt ein Ultimatum gestellt. Dessen Landrat Burkhard Schröder (SPD) solle bis zum 30. April mitteilen, ob man die Vertragsentwürfe zur Umstrukturierung der Gesellschaft unterzeichnen wolle. Wenn es bei der Ablehnung bleibe, werde man in Mittelmark Vorbereitungen zur Entflechtung der HVG treffen, kündigte der zuständige Fachbereichsleiter des Landratsamtes, André Köppen, an.
Wie berichtet hatte Mittelmarks Kreistag Ende Februar beschlossen, den Gesellschaftervertrag mit Havelland zum Jahresende zu kündigen und die HVG zu entflechten, wenn es zu keinem Verhandlungsergebnis kommt – beide Landkreise halten bisher 50 Prozent der Anteile. Der Streit über die seit 20 Jahren bestehende HVG mit derzeit über 430 Mitarbeitern dauert schon über zwei Jahre an. Der Landkreis Mittelmark möchte Änderungen, weil die Belastungen für ihn größer sind. Es geht um mehr Fahrkilometer und darum, dass Mittelmark mehr in die Busflotte investiere. Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hat seinem Parteikollegen Schröder sogar vorgeworfen, er agiere beim Thema Havelbus wie ein Sonnenkönig, die legitimen Wünsche Mittelmarks nach einer fairen Lastenverteilung seien rüde abgewiesen worden. Bekannt ist, dass Mittelmark seine Havelbus-Anteile mit der ebenfalls kreiseigenen Bad Belziger Verkehrsgesellschaft verschmelzen will. Auch an die Kooperation mit anderen Verkehrsbetrieben wird gedacht. Für die Fahrgäste werde sich bei einer Entflechtung der HVG nichts ändern, hatte Blasig versichert.
Kritik kam vom HVG-Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi. „Um europaweit konkurrenzfähig zu bleiben, sollte die HVG vielmehr gestärkt und mit neuen Partnern erweitert werden“, sagte Verdi-Bezirksgeschäftsführer Marco Pavlik. Wie es jüngst im Innenausschuss des mittelmärkischen Kreistages hieß, sollen jetzt noch einmal die Fraktionsspitzen Kontakt zu ihren Parteikollegen in Havelland aufnehmen, um auszuloten, ob eine Aufspaltung von Havelbus noch verhindert werden kann. FDP-Fraktionschef Heiko Hüller sagte: „Uns muss nicht bange sein, weder vor dem einen noch dem anderen Weg.“ Eine neue Struktur biete auch Chancen, den öffentlichen Personennahverkehr noch effektiver zu gestalten.
Havelbus ist die größte Busgesellschaft im Land Brandenburg – die Fahrzeugflotte umfasst 199 Busse. Im vergangenen Jahr wurden auf 83 Linien mit einer Gesamtlänge von 2209 Kilometern etwa 17 Millionen Fahrgäste befördert. Dabei fuhren die Busse insgesamt 12,2 Millionen Kilometer, davon 6,6 Millionen (54,1 Prozent) in Mittelmark und 5,6 Millionen Kilometer (45,9 Prozent) im Kreis Havelland. Täglich werden i etwa 49 500 Schüler zum Unterricht und zurück nach Hause gefahren.Hagen Ludwig
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