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Potsdam-Mittelmark: Heftige Diskussion um neue Märkte

Grundsatzbeschluss zum Neubau für Lidl und Alfa-Baumarkt in Michendorf vertagt

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Michendorf - Hoch schlagen die Wellen derzeit um den geplanten gemeinsamen Neubau für den Alfa-Baumarkt – ehemals Raiffeisen – und Lidl in der Potsdamer Straße von Michendorf. Während der Ortsbeirat Michendorf mehrheitlich zugestimmt hatte, lehnten wenig später der Bauausschuss und der Wilhelmshorster Ortsbeirat das Ansinnen ab (PNN berichteten). Am kommenden Montag sollte die Gemeindevertretung das entscheidende Votum fällen, doch das Thema wurde nun von der Tagesordnung gestrichen. Laut Bauamtsleiter Karl-Heinz Oed habe das Baukontor Lange als Bauträger seinen Antrag auf Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens vorerst zurückgezogen. Angesichts der gegenwärtigen Diskussion wolle der Bauträger vor dem Grundsatzbeschluss noch offene Fragen klären und den Gemeindevertretern weitere Informationen vorlegen, sagte Oed den PNN auf Anfrage.

Hauptkritikpunkt ist die Tatsache, dass es in Michendorf bereits fünf Einkaufsmärkte gibt. Vom Edeka-Konzern kam bereits Protest auf der Michendorfer Ortsbeiratssitzung. Stellenabbau und Lohnkürzungen seien bei Edeka zu befürchten, sollte sich auch noch Lidl in Michendorf ansiedeln. Jetzt hat sich auch Plus zu Wort gemeldet. Am 2. November will der Discounter gegenüber vom Bahnhof den Ersatzneubau für seinen im November 2005 abgebrannten Supermarkt eröffnen. Das erneute Engagement in Michendorf sei nur auf der Grundlage erfolgt, dass die Ansiedlung von Lidl nicht zustande komme, heißt es in einem aktuellen Brief an die Gemeindevertreter. Ansonsten würde sich die Frage stellen, ob dieses Engagement auch weiterhin wirtschaftlich sinnvoll sei.

In die Kritik stimmen die Bündnisgrünen ein. „Wir lehnen die Ansiedlung eines neuen Billigdiscounters in Michendorf entschieden ab“, erklärte Gemeindevertreter Andree Halpap gestern gegenüber den PNN. Im Vordergrund der Gemeindepolitik müsse endlich der Erhalt der bestehenden Gewerbebetriebe stehen, denn nach Plus, Norma, Niedrigpreis, Edeka, Aldi und Rewe in Langerwisch sei ein weiterer Supermarkt für Michendorf kein wirklicher Gewinn, so der Bündnisgrüne.

Der Michendorfer Ortsbürgermeister Hartmut Besch (FDP) verteidigte gestern indes seinen Einsatz für einen gemeinsamen Neubau von Lidl und Alfa. Nur durch das gemeinsame Projekt mit Lidl könne der Fortbestand des bereits am Standort existierenden Alfa-Baumarkts sowie der Erhalt entsprechender Arbeitsplätze garantiert werden, betonte er. Ein weiterer Vorteil sei, dass der Investor auf seine Kosten die Zahl bisher vorhandenen Parkflächen verdoppele und damit auch einen Festplatz schaffe. So spare die Gemeinde über 300 000 Euro, die laut Besch zum Beispiel für einen Schulcampus in Wilhelmshorst ausgegeben werden könnten. „Auch wir ,Michendorfer“ sind nicht für einen weiteren Discounter, der Erhalt des Baumarktes und die Möglichkeit eines Festplatzes sind uns aber so wichtig, auch eine ,Kröte“ – Discounter – zu schlucken“, betonte Besch.

Offen war bisher die Anlieferung für die beiden Märkte. Diese würde nach den neuesten Plänen über die Potsdamer Straße und die entsprechend ausgebauten Parkplätze erfolgen, bestätigte Bauamtsleiter Oed. Erwogen werde lediglich die Ausfahrt der Lieferfahrzeuge vom Baumarkt über die Saarmunder Straße.

Die Belieferung des bestehenden Baumarktes über die Saarmunder Straße war in den vergangenen Jahren ein steter Konfliktpunkt. Anwohner Ingo Schiller übte gegenüber den PNN gestern scharfe Kritik an der bisherigen Praxis. Die Fracht der Schwerlaster werde auf der Straße per Gabelstapler entladen und zwischengelagert oder mit dem Kran über den Bürgersteig hinweg dem Gabelstapler zugeführt – ohne Rücksicht auf die herumlaufenden zahlreichen Kinder der Anwohner. Ungeniert dulde die Gemeindevertretung diese Missstände, die sich mit dem Neubau für die Märkte noch verschlimmern würden, fürchtet Schiller.

Ordnungsamtsleiter Peter Richter wies die Kritik an der Gemeindeverwaltung zurück. „Bei unmittelbarer Gefahr hätte Herr Schiller sofort das Ordnungsamt oder die Polizei informieren müssen. Das ist in keinem Fall erfolgt“, so Richter. Grundsätzlich sei das Ent- und Umladen auf öffentlicher Verkehrsfläche erlaubt. Hagen Ludwig

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