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Von Ute Kaupke: Heftiger Protest gegen geplante Sommerrodelbahn
Hitzige Einwohnerversammlung in Saarmund / Furcht vor Lärm und Eingriffen in die Natur
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Nuthetal – Hitzig debattiert wurde am Dienstagabend die geplante Sommerrodelbahn am Eichberg auf einer Einwohnerversammlung in Saarmund. Die Gegner waren eindeutig in der Mehrzahl. Mehr als 400 Unterschriften lägen bei der kürzlich gegründeten Bürgerinitiative „Saarmunder Eichberg“ vor, erklärte deren Sprecher Bernt Krautzun, dazu nur 20 Befürworter-Unterschriften. Saarmund hat 1615 Einwohner. Der Investor solle keinen Euro mehr investieren, denn „wir werden uns dagegen wehren“, kündigte er an. Viele Einwohner befürchten eine drastische Zunahme des Verkehrs im Ort, unvertretbare Eingriffe in die sensible Natur am Eichberg und Lärm vom geplanten Sport- und Spielbereich an der Rodelbahn.
Die Bahn soll 690 Meter auf Schienen den Berg hinunterführen. Bei täglichem Betrieb von 9 bis 21 Uhr rechnet Investor Norbert Itter aus Kassel jährlich mit 300 000 Abfahrten. Sechs bis acht Arbeitsplätze sollen entstehen. Die Ständerbauweise würde Eingriffe in die Natur in Grenzen halten. „Es wird nicht zu umgehen sein, dass der eine oder andere Baum fällt“, erklärte der beauftragte Umweltplaner Martin Janotta.
Am 20. Juli hatten die Gemeindevertreter das Projekt Rodelbahn einstimmig befürwortet und die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschlossen. Auch der Ortsbeirat hatte mehrheitlich dafür gestimmt. Einig waren sich die Gemeindevertreter auch darüber, dass die Saamunder Einwohner im Planungsprozess öffentlich gehört werden sollen.
Es sei eine „Arroganz des Kapitals gegenüber der Natur“, dass in dem sensiblem Gebiet gebaut werden soll, hieß es am Dienstagabend seitens der Gegner. Die Fläche gehört zum Landschaftsschutzgebiet Nuthetal-Beelitzer Sander, auf der Bergkuppe gibt es ein FFH-Gebiet mit Trockenrasen. Mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB), dem Landesumweltamt Brandenburg und der Forst habe man frühzeitig beraten, hielt der Investor entgegen. Es läge „grundsätzliche Zustimmung“ vor.
Bungee-Jumping, Trampolin, Spiel- und Kletterbereich assoziieren Kinderlärm. „Hören sie sich mal acht Stunden schreiende Kinder an“, so ein Zuruf. Viele fürchten einen Vergnügungspark. Bis zum ersten Saarmunder Wohngebäude reduziere sich von der Rodelbahn ausgehende Lautstärke auf 34 Dezibel, das sei „Schlafzimmerqualität“, argumentierte indes Umwelplaner Janotta. Fred Gericke, Vereinschef der SG Saarmund, der den Sportplatz in der Nähe der geplanten Rodelbahn nutzt, hält das Vorhaben weiter „für eine Chance“. Unter anderem könnte der derzeit „wirr“ genutzte Parkplatz ausgebaut und auch als Wanderparkplatz genutzt werden. Neben der Variante, die vorhandene, ortsnähere Parkfläche am Sportplatz auszubauen, wird auch eine ortsabgewandte Fläche entlang der Bergstraße alternativ vorgehalten.
„Es könnte ein interessantes Projekt werden“, sagte die neugewählte Nuthetaler Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke). Die Mehrheit der Bürger müsse jedoch dafür sein. „Das klingt heute nicht so“, bilanzierte sie. Investor Itter sagte gestern den PNN, das Projekt werde sich auf jeden Fall nach hinten verschieben. Mit zeitlichem Abstand wolle er sich ohne Emotionen noch einmal ein Bild machen.
Bis zum 22. Oktober liegt der Vorentwurf zum Bebauungsplan in der Gemeindeverwaltung aus. Die eingegangenen Stellungnahmen werden ausgewertet und dem Ortsentwicklungsausschuss vorgetragen. Dann muss die Gemeindevertretung über das Vorhaben entscheiden.
Ute Kaupke
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