BEISPIEL LUDWIGSFELDE: Heiße Alternative
Um den Preis für die Wärmeversorgung stabil zu halten, soll in Teltow ein Holzheizkraftwerk entstehen
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Im Industriepark Ludwigsfelde entsteht ab Oktober ein so genanntes Frischholz-Heizkraftwerk. Kosten: rund 11,5 Millionen Euro. Ab dem zweiten Quartal 2007 soll es Teile des Gewerbegebiets umweltverträglich mit Strom und Wärme versorgen. Auftraggeber des Projekts ist die Enro AG aus Essen – ein 1985 gegründetes Unternehmen, das sich auf regenerative Energien spezialisiert hat. Als Rohstoff soll Holz aus märkischen Wäldern dienen. Das neue Bio-Heizkraftwerk erzeugt den Angaben zufolge jährlich 11 800 Megawattstunden Strom bei einem Bedarf von 36 000 Tonnen Frischholz. rt
Teltow - Die Teltower Fernwärme GmbH (FET) setzt langfristig auf regenerative Energien, um steigenden Erdgaspreisen entgegen wirken zu können. Als Alternative soll daher am Standort des Heizwerkes Oderstraße zusätzlich ein Holzheizwerk errichtet werden. Über dieses Vorhaben wurde vor wenigen Tagen der Verwaltungsrat der kommunalen Gesellschaft informiert, dem Stadtverordnete aller Fraktionen angehören.
„Grundsätzlich positiv“, bewertetet der CDU-Stadtverordnete Erhard Wigand die Überlegungen. Es sei zeitgemäß, über den Einsatz alternativer Energieträger nachzudenken. Als „sehr konkret“ beschreibt Wilhelm Prögel, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Teltow und seit einem Jahr auch für die FET zuständig, den Stand der Pläne. Man stehe in intensiven Verhandlungen mit einem Investoren, der bereit ist, die erforderliche Fläche in der Oderstraße zu erwerben und das Holzheizkraftwerk zu errichten. „In vier Wochen wollen wir die Verträge abschließen“, so Prögel gegenüber den PNN. Nach einjähriger Bauzeit könnten Teltower Haushalte bereits im kommenden Jahr mit Wärme aus dem neuen Heizkraftwerk versorgt werden. Mit dem Betreiber – insgesamt habe es drei Interessenten gegeben – würde die FET einen Wärmeliefervertrag für zehn bis 15 Jahre abschließen. Ein stabiler Preis soll durch eine vertraglich fixierte Preis-Gleit-Klausel gesichert werden.
Um eine bezahlbare Versorgung mit Fernwärme zu gewährleisten, sieht sich das kommunale Unternehmen gezwungen, nach Alternativen zu suchen. Teuer werdendes Gas und Öl habe in den vergangenen 18 Monate in Teltow zu einem Preisanstieg für Fernwärme auf das 1,5-Fache geführt, so Prögel. Da auf dem Ölmarkt mit weiteren Preisanstiegen zu rechnen sei, wolle man auf alternative Rohstoffe setzen. Mit der alternativen Wärmegewinnung ließe sich der Preis für die Teltower Haushalte stabilisieren, so Prögel.
Das Projekt selbst zu finanzieren und das Holzkraftwerk in eigener Regie zu betreiben, sei der FET nicht möglich gewesen, so Prögel. Denn im Berliner Raum sei der Markt für den Rohstoff Holz als Energiequelle komplett aufgeteilt. Vor allem Holzpellets seien knapp, hat Prögel bei seinen Recherchen erfahren. Denn die werden heute schon von vielen Privathaushalten statt Heizöl oder Erdgas verwendet. Pellets sind aus Sägespänen zusammengepresste Energiespeicher, die länger und besser brennen als normales Holz. Längst haben Pellets den Heizmarkt revolutioniert und schon jetzt bezeichnet man deren Erzeuger als „Holzscheiche“. Das Teltower Kraftwerk soll mit Holzschnitzeln beliefert werden. Mit dem künftigen Betreiber der geplanten Teltower Anlage habe die FET einen Partner, der in der Branche und am Markt etabliert ist sowie über die nötigen Verträge und Lieferanten verfüge. Die Holzschnitzel werden direkt im Wald von Hackanlagen hergestellt und in Containern transportier. „Das Land Sachsen fördert die Produktion von Holzschnitzeln, Brandenburg nicht“, bedauert Prögel. Der Bedarf ist mit täglich 80 bis 120 Tonnen Holzhackschnitzel kalkuliert. Zum Vergleich: Das moderne Holzheizkraftwerk der Harpen EKT am Teltowkanal in Neukölln verbrennt für die Wärmeversorgung von 50 000 Einwohner jährlich 200 000 Tonnen Altholz. „Dagegen werden wir Spielzeug sein“, meint Prögel.
Im Verwaltungsrat der FET wurde angeregt, gleich ein Kraft-Wärmekopplungswerk zu errichten. Das wäre ökologisch effizienter, da neben Wärme auch noch Strom erzeugt werde. „In der Tat kann man mit Strom mehr verdienen als mit Wärme“, meint Prögel. Da am Gewinn aber nicht das kommunale Unternehmen, sondern der Betreiber beteiligt wäre, liege die Entscheidung beim Investoren, ob er Strom und Wärme liefern möchte. Der setzt offenbar ausschließlich auf Wärmeproduktion, das dafür notwendige Kraftwerk würde etwa zwei Millionen Euro kosten.
Über das 28 Kilometer lange Leitungsnetz versorgt die kommunale FET neben Teltower Gewerbegebieten auch Wohnviertel mit Fernwärme. Dazu gehören neben dem Flussviertel das Mühlendorf, ein Teil des Musikerviertels und Siedlungsbereiche am Heinersdorfer Weg. Außerdem sind die Reha-Klinik und das Diakonissenhaus an das Netz angeschlossen.
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