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Werderaner Gruppe berät Sehbehinderte: Hilfe von Betroffenen
Werder (Havel) - Geriffelte Streifen auf dem Boden, die Sehbehinderten anzeigen, wo der Bus abfährt oder Handys, die Nachrichten vorlesen können: Für Sehbehinderte hat sich der Alltag in den vergangenen Jahren bereits vereinfacht. Doch es gibt noch immer viele Probleme im Alltag, bei denen Blinde oder Menschen mit eingeschränkter Sehkraft Hilfe brauchen, wie beim Treffen der Selbsthilfegruppe in Werder am Donnerstag im Schützenhaus deutlich wurde.
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Werder (Havel) - Geriffelte Streifen auf dem Boden, die Sehbehinderten anzeigen, wo der Bus abfährt oder Handys, die Nachrichten vorlesen können: Für Sehbehinderte hat sich der Alltag in den vergangenen Jahren bereits vereinfacht. Doch es gibt noch immer viele Probleme im Alltag, bei denen Blinde oder Menschen mit eingeschränkter Sehkraft Hilfe brauchen, wie beim Treffen der Selbsthilfegruppe in Werder am Donnerstag im Schützenhaus deutlich wurde.
„Schon den Antrag für einen Schwerbehindertenausweis kann man als Sehbehinderter nicht ohne Hilfe ausfüllen“, sagt Reinhard König, Vorsitzender der Selbsthilfegruppe, der etwa 30 Blinde oder Sehbehinderte aus Werder und Umgebung angehören. Die nötige Hilfe bekommen die Gruppenmitglieder entweder vom Sozialwerk in Potsdam, zu dem die Selbsthilfegruppe gehört und das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert, oder dem Werderaner Pflegestützpunkt, dessen Mitarbeiterin Antje Schwalm am Donnerstag den Stützpunkt vorstellte. An die beiden Pflegeberater, die in Werder am Gutshof ein Büro haben, können sich pflegende Angehörige oder die Betroffenen selbst wenden. „Wir stellen die benötigten Unterlagen für Anträge zusammen und schätzen schon unabhängig ein, ob jemand Chancen auf eine Pflegestufe und Geld aus der Pflegekasse hat“, so Schwalm.
Auch einem Mitglied der Selbsthilfegruppe, das selbstständig war und nicht in die Pflegekasse eingezahlt hat, konnten die Pflegeberater Ängste nehmen. Für solche Fälle können sie Schwalm zufolge helfen, Sachleistungen vom Sozialamt zu beantragen. Stefanie Seidel, selbst blinde Mitarbeiterin des Sozialwerk-Büros, erklärte, dass auch die Krankenkasse viele Leistungen bezahlt. „Wenn die Sehkraft nachlässt und auch mit Brille weniger als 30 Prozent beträgt, kann man sich Bildschirmlesegeräte von der Kasse bezahlen lassen.“ Diese aus einer Kamera und einem Bildschirm bestehenden Geräte, mit deren Hilfe die Buchstaben mehrere Zentimeter groß zu sehen sind, würden sonst bis zu 2000 Euro kosten. „Gute Optiker mit einer entsprechenden Weiterbildung können beraten, welches Gerät am besten zu einem passt“, so Seidel. Denn auch mit den Geräten ist das Lesen noch anstrengend, da die Kamera nur einen kleinen Teil des zu vergrößernden Blattes erfasse und es so ständig bewegt werden müsse.
Die Treffen der Werderaner Selbsthilfegruppe finden alle drei Monate statt. „Daneben gibt es noch viele andere Selbsthilfegruppen des Sozialwerkes in fast allen Regionen des Landkreises und in Potsdam“, so Reinhard König. Die Hälfte der jährlich nötigen 75 000 Euro für das Sozialwerk wird von der Stadt Potsdam bezahlt. Der Rest stammt von der Landesregierung und von Spenden, der Landkreis zahlt jährlich 3500 Euro. Dafür übernimmt das Bad Belziger Landratsamt jedoch ein Drittel der Kosten des Pflegestützpunktes, den Rest tragen Krankenkassen. Enrico Bellin
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