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Potsdam-Mittelmark: Hilperts Bali-Bote im Zeugenstand

Torsten L. bestreitet, Belastungszeugen unter Druck gesetzt zu haben / Betrugsprozess verzögert sich weiter

Stand:

Potsdam / Werder (Havel) - Hat Axel Hilpert vor seiner Verhaftung versucht, einen Belastungszeugen zu beeinflussen? Im Betrugsprozess gegen den Petzower Hotelier ging es am Montag erneut um einen Vorfall vom Januar 2011. Die Staatsanwaltschaft wirft Hilpert vor, einen Boten nach Bali gesandt zu haben, um dort einen Zeugen unter Druck zu setzen: Der sollte eine belastende Aussage gegen Hilpert widerrufen. Mit dem Vorfall wird auch der Vorwurf der Verdunklungsgefahr und die Untersuchungshaft Hilperts begründet. Jener Bote, der Immobilienmakler Torsten L. aus Rügen, sagte gestern im Landgericht aus.

Im Hintergrund geht es um zwei mutmaßliche Scheinrechnungen von 80 000 Euro für ominöse Beratungsleistungen, die ein alter Bekannter Hilperts, der frühere Chef des Berliner Palasthotels, Karl-Heinz B., an die „Theodor Fontane GmbH“ gestellt haben soll. Hilpert soll laut Staatsanwaltschaft vor drei Jahren mit Bezug auf die fingierten Rechnungen die Kasse der „Fontane GmbH“, die das Resort betreibt, um 35 000 Euro erleichtert haben. Karl-Heinz B. hat mit seinem 38-jährigen Adoptivsohn Ismail E. ein Hotel auf Rügen, lebt selbst auf Bali.

Als die Staatsanwaltschaft zu Hilpert ermittelte, erstattete Ismail E. wegen der „Gefälligkeitsrechnungen“ eine Selbstanzeige. Hilpert soll danach, so hatte es Ismail E. unlängst vor dem Landgericht erklärt, einen Boten nach Bali entsandt haben, der Karl-Heinz B. dazu bewegen sollte, einen Widerruf zu unterschreiben. „Er hat gedroht, meinem Vater das Leben zur Hölle zu machen“, so Ismail E. Der habe die Unterschrift aber abgelehnt.

Der Bote selbst, der sowohl mit Hilpert als auch mit Karl-Heinz B. befreundet ist, bestätigte gestern zwar, die „teure Briefmarke“ gewesen zu sein und in Hilperts Auftrag den Widerruf nach Bali gebracht zu haben. Bedroht habe er Karl-Heinz B. aber nicht, so Torsten L. Inhaltlich habe er sich für die Angelegenheit nicht interessiert. Wie Hilpert sei er aber der Meinung gewesen, dass Karl-Heinz B. von seinem Adoptivsohn „ferngesteuert“ sei.

Er habe den Brief am Tag seiner Ankunft an Karl-Heinz B. überreicht und erklärt, worum es geht. Ihm sei es um einen Freundschaftsdienst gegangen, sagte der 50-Jährige. Dann habe er im Hause B.s mit ihm zwölf Tage Urlaub gemacht. „Wenn ich ihn bedroht hätte, hätte er mich ausgesperrt.“ Karl-Heinz B. wird im April als Zeuge erwartet.

Hilpert sitzt wegen Betrugs, Untreue und Steuerhinterziehung auf der Anklagebank. Kernvorwurf: Mit einem Firmengeflecht und fingierten Rechnungen soll er die Kosten für den Bau des Resort Schwielowsee in Petzow aufgebläht und die anteilige ILB-Förderung auf neun Millionen Euro in die Höhe getrieben haben. Der 64-jährige einstige Stasi-Mitarbeiter und DDR-Devisenbeschaffer bestreitet das.

Das seit Januar andauernde Verfahren ist komplex und wird sich wohl noch weitere Wochen in die Länge ziehen. Nach dem sechszehnten Prozesstag am 18. April seien vier weitere Termine erforderlich, sagte der Vorsitzende Richter Andreas Dielitz. Ursprünglich waren acht Verhandlungstage angesetzt.

Nach wie vor besteht die Hoffnung, dass Hilperts Hausbank, die DKB, zur Klärung der Vorgänge beiträgt. Bislang hatten alle DKB-Zeugen die Aussage verweigert. Mit Verweis auf die staatsanwaltlichen Ermittlungen nahm auch Hilperts damaliger Projektleiter Bernd W. gestern von seinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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