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Betrugsprozess um Luxusresort Schwielowsee: Hilperts Verteidigung: Investitionsbank wusste von allem
UPDATE. Im Betrugsprozess gegen den Luxus-Hotelier und einstigen Ost-West-Agenten und -Händlers Axel Hilpert hat die Verteidigung am Mittwoch vor dem Landgericht Potsdam die Vorwürfe gegen ihren Mandaten bestritten - und ihrerseits schwere Vorwürfe gegen die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) erhoben.
Stand:
Die Bank, die Axel Hilperts Hotelbau im Werderaner Ortsteil Petzow (Potsdam-Mittelmark) genehmigt und gefördert hatte, habe von dem Hilpert nun als Betrug zur Last gelegten Finanzpraktiken nicht nur gewusst. Hilperts Verteidigung argumentierte, Wesentliche Teile des Firmenkonstrukts seien gar auf Anraten aber zumindest mit Wissen der ILB entstanden. Am dritten Verhandlungstag am Landgericht ließen sich zwar weder Hilpert noch seine drei Verteidiger ausführlich ein. Anwältin Heide Sandkuhl sagte aber, die Beweisaufnahme werde zeigen, dass ihr Mandat nicht die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) betrogen habe. Sollte sich dies im Verlauf des Prozesses bewahrheiten, so könnte sich die Anklage vom Betrugsvorwurf gegen Hilpert auf eine gemeinschaftlich begangene Untreue wandeln. Dann müsste auch gegen Verantwortliche der ILB und unter Umständen auch gegen das Wirtschaftsministerium des Landes, das die Förderung per Ministerentscheid genehmigt hatte, ermittelt werden. Hilpert selbst hatte bereits kurz vor seiner Festnahme gegenüber den Potsdamer Neuesten Nachrichten argumentiert, die ILB habe von seiner Art der Finanzierung gewusst.
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Mit Betrügereien beim Bau seines Luxushotels am Schwielowsee in Werder/Havel soll der Hotelier Hilpert laut Anklage 13 Millionen Euro Gewinn gemacht haben. Das warf Staatsanwalt Ivo Mayer dem 64-jährigen Angeklagten am Mittwoch vor. Dort läuft seit Anfang Januar der Betrugsprozess gegen Hilpert. Jedoch konnte erst am Mittwoch die Anklage verlesen werden, zuvor hatte die Verteidigung mit Rügen und Anträge mehrere Unterbrechungen der Hauptverhandlung bewirkt. Zunächst hatte die Verteidigung eine Besetzungsrüge gegen die 4. Große Strafkammer vorgetragen. Nachdem diese zurückgewiesen worden war, folgten Befangenheitsanträge gegen die Richter. Diese wies der Vorsitzende Richter Andreas Dielitz am Mittwoch zurück. Die Anträge gegen die drei Berufsrichter der 4. Großen Strafkammer seien von der 5. Großen Strafkammer als unbegründet verworfen worden.
Hilpert soll als Betreiber des „Resorts Schwielowsee“ die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) betrogen haben. Laut Staatsanwaltschaft kalkulierte er anfangs mit Baukosten in Höhe von mehr als 38 Millionen Euro und beantragte eine entsprechende Förderung. Die ILB sah 34 Millionen Euro als förderfähig an und genehmigte eine Förderung in Höhe von 9,2 Millionen Euro.
Abgerechnet habe Hilpert letztlich Baukosten in Höhe von mehr als 36 Millionen Euro, sagte Mayer. Das habe aber nicht annähernd den tatsächlichen Kosten entsprochen. Denn errichtet worden sei das Hotel mit einem Aufwand von nur 23 Millionen Euro. Die Investitionskosten habe Hilpert unter anderem durch fingierte Rechnungen mit Beratern, Ingenieuren und Baufirmen in die Höhe getrieben. Er habe auf diese Weise einen Gewinn von 13 Millionen Euro erwirtschaftet. Laut ILB-Bestimmungen hätte er aber gar keinen Gewinn machen dürfen.
Richter Dielitz wollte den Angeklagten nach Verlesen der Anklage das Wort geben, jedoch brachte die Verteidigung erneut ein aus ihrer Sicht erhebliches Problem auf: Im Gerichtssaal saßen zwei Prozessbeobachter der ILB. Da jedoch auch Zeugen von der ILB vernommen werden sollten, dürften keine Mitarbeiter der Bank in der Verhandlung sitzen. Der Jurist der ILB verwies jedoch auf die Öffentlichkeit des Prozesses. Er betonte zudem, dass er nicht als Zeuge infrage komme, da er erst nach den Vorfällen um Hilpert bei der ILB angeheuert habe. Dennoch bewirkte die Verteidigung erneut eine Unterbrechung, um sich zu beraten. Die Verhandlung sollte am Nachmittag fortgesetzt werden. PNN (mit dapd)
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