KulTOUR: Ausstellung in Schinkelkirche Petzow: Himmelsbilder
Ausstellung des Potsdamer Künstlers Peter Vogel in Petzows Schinkelkirche.
Stand:
Werder (Havel) - Früher war der Himmel hoch und heilig, und das Licht war wie von Gott. Die neue, aufgeklärte Zeit hat solch altbewährtes Wissen gründlich ausgetrieben, alles wurde nur noch physikalisch angesehen, oft auch so empfunden. Auf der Strecke blieb des Menschen Substanz, die Geheimnisse des Äthers, Fantasie, Poesie, Seele, und damit auch der beste Teil der Kunst. Man entfernt sich also vom Ursprung immer mehr, und das ohne alle Sorgen. Ein Rest ist nur ihren Getreuesten freilich geblieben, jenen, die sie nicht zurückgestoßen haben, die sie wieder und immer noch suchen.
Von solcher Suche scheinen die Arbeiten des Potsdamer Künstlers Peter Vogel, Jahrgang 1939, zu erzählen. Ob seine Mittel dabei recht sind und seine Werke immer überzeugen, mag die Akademischen und ihre Gefolgschaft interessieren. Er interessiert sich, bei seiner aktuellen Ausstellung in Petzows Schinkelkirche im Wortsinn für den Himmel und seine Figuren, für die Wolken, das Licht, und ihr Zusammenspiel mit einem unbekannten oder zufälligen Dritten.
Die „Himmelsbilder“ genannte Schau besteht aus einigen Ölbildern mit Titeln wie „Morgenhimmel“, „Mittagshimmel“, „Abendhimmel“, vornehmlich aber sind kleinformatige Farbstift-Zeichnungen zu sehen, teils zu sechst in horizontalen Bildleisten angeordnet, was schon ad hoc einen ziemlich aparten Eindruck macht. Unter Denkern wäre Vogel so etwas wie ein Dialektiker, der aus These und Anti-These etwas Neues machen will. Ob das immer gelingt, sei dahingestellt, doch gemessen an so viel Beliebigem ringsum ist von diesem Ansatz sehr viel zu halten.
Der wolkenbewegte Himmel ist ja nicht einen Augenblick still, er formt Bilder, Veränderungen, Farben, Stimmungen, die Kunst der Alten wusste solche Zeichen sogar noch zu deuten. Peter Vogel begnügt sich, teils sogar in „Langzeitbeobachtung“, mit dem Augenblick. Er hält fest, was ihm vors Auge kommt. Zoomt seine Perspektive mehr erd- als himmelwärts, gerät ihm schon mal ein Vogelschwarm ins Bild, ein Turmspitz-Fragment, die Oberleitung einer Bahn, oder der Topp eines Seglers. Additiver Bildaufbau also.
Mehr „aufwärts“ scheinen seine Himmel eher unendlich zu sein, soweit es die Kunst mit dem Farbstift zulässt. Diese Miniaturen haben etwas Leichtes, Luftiges, hin und wieder erzeugen sie dabei den Eindruck eines Pastells oder Aquarells, manche wirken wie geheime Landkarten, sogar die ausdauernden „Kondensstreifen“ am Himmel hat der Zeichner nicht unterschlagen. Jenseits aller physikalischen Anschauung bekommt man hier und da das Gefühl von himmlischer Höh, von Poesie, eine Ahnung von etwas Heiligem ...
Seine Ölbilder tun sich eher schwer, die Flüchtigkeit einer lang beobachteten Erscheinung wiederzugeben, dafür sind die Zeiten vor und nach dem Gewitter zu kurz, das Öl als Farbe viel zu schwer. Als Komplement zu den Zeichnungen, und mit Abstand betrachtet, sieht das dann schon etwas anders aus.
Überhaupt passt diese interessante Ausstellung gut ins Petzower Bild dieser Tage, hier ist der Himmel ja hoch, und er findet seine genialen Spiegel im Wasser der Seen. Mittagshimmel, Abendhimmel, Nacht und Mond – hat das nicht auch etwas Romantisches? Auch dies wäre etwas Kostbares heute, jenseits aller Beliebigkeit. Zu ergänzen: die Mappe mit Werkfotos von Dorothea Vogel-Dehn gleich rechter Hand, einer bekannten Tierplastikerin. Gerold Paul
Bis zum 31. Juli, Do. 14. und 21. von 13–18 Uhr, sonst Sa. 15–18 Uhr, So. 13–18 Uhr
Gerold Paul
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