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Potsdam-Mittelmark: Himmlische Weinlieferung

Winzerfest und junge Reben blieben vom Unwetter verschont – Gott sei dank

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Winzerfest und junge Reben blieben vom Unwetter verschont – Gott sei dank Werder – Petrus hielt am Samstag seine Schleusen dicht und verschonte die Besucher des 4. Winzerfestes auf dem Wachtelberg mit Regenschauern. Das hatte Weingott „Bacchus“, alias Michael Großwendt, dem Göttervater Zeus abgerungen, wie er den vielen Gästen beruhigend zurief als am Nachmittag graue Wolken dem Weinberg zustrebten. Gut möglich, dass Bacchus bei den Verhandlungen nachhalf mit einem Rebensaft, der höheren Orts Wohlgefallen fand, denn die Wolken zogen ab. Seine guten Beziehungen zu den Winzern erwiesen sich auch in einem weiteren Falle segensreich, denn am Nachmittag brachte er bei einer Versteigerung einige besonders edle Tropfen unters Publikum, unter dem viele Urlaubsgäste der Region weilten. Unter den Offerten auf dem Auktionstisch: ein Frühburgunder aus dem rheinischen Ahrtal, der für 17 Euro unter den Hammer kam. Die extra angereiste Weinkönigin von der Ahr, Catharina Stein, pries besonders eine Spätburgunder Traube von 2003 an. „Ein Jahrhundertjahrgang, denn die Trauben konnten in 2100 Sonnenstunden reifen, in anderen Jahren sind es durchschnittlich nur 1300 Stunden.“ Nach einem kleinem Bietergefecht fand der Spitzenwein für 16 Euro einen Liebhaber. Dazu gab es gratis ein Küsschen von der Königin. Ein Elbling, dessen Reben auf Muschelkalkböden im Tal der Mosel gedeihen, erhielt den Zuschlag bei neun Euro. Weitere Raritäten kamen aus Mecklenburg und dem Schliebener Land zur Versteigerung. Die Winzer der jeweiligen Anbaugebiete hatten den Gästen zuvor die Besonderheiten ihrer Region erläutert und natürlich wurde fleißig probiert, was die Winzer aus Trauben pressten und kelterten. Mancher Besucher ließ sich gleich im Anschluss die Neuentdeckung per Kiste zum Auto karren. Als besondere „Schätzchen“ rühmte Bacchus während der Auktion die Weine vom Werderaner Wachtelberg. Seit Winzer Manfred Lindecke die alte Tradition auf dem Wachtelberg wieder pflegt, ist der Wein, der bereits vor 700 Jahren auf märkischem Sand angebaut wurde, wieder in aller Munde. Besonders begehrt sind aus Deutschlands nördlichster Qualitätsweinlage der Müller-Thurgau und der Regent. Letzterer ist ein Rotwein, der zurzeit nicht mehr am Lager ist, weshalb einige Flaschen, die privat aufgekauft wurden, vor allem für Kenner eine Kostbarkeit sind. Einen 2002-Jahrgang ersteigerte für 14 Euro Glindows Kirschkönigin Britta Schumacher, die gemeinsam mit Werders Blütenkönigin zum Winzerfest kam. Einer der ersten Regentweine aus dem Jahr 1999 kam für 15 Euro unter den Hammer. Im nächsten Jahr will Manfred Lindicke noch mehr Flaschen vom begehrten Regent anbieten als bisher, denn die Reben auf der 1,8 Hektar-Fläche bringen inzwischen höhere Erträge. Eine gute Ernte versprechen die insgesamt 30000 Weinstöcke auf der 6,2 Hektar großen Anlage schon jetzt und der Werderaner Winzer hofft, in diesem Jahr 50000 Flaschen füllen zu können. Deshalb war er erleichtert, dass die Wetterprognosen mit Hagelschauern am Freitagabend nicht eintrafen. Denn für die Reben mit den kleinen Trauben, die sich laut Lindicke zurzeit noch im „Kükenstadium“ befinden, wäre der Hagel gefährlich geworden. Aber nicht nur produzieren möchte der Winzer, sondern auch den Weinverstand fördern, was in einer Region, die sich dem Obstwein verpflichtet fühlt, durchaus als Herausforderung gilt. Denn noch immer steht Wein vom Wachtelberg nur auf wenigen Werderaner Getränkekarten, während Gastronomen aus Potsdam, Berlin und dem Umland die Milde und den samtigen Geschmack bereits zu schätzen wissen. Auch Touristen haben den „Locus amoenus“ (liebliches Paradies) längst schätzen gelernt wie viele im Gästebuch vermerkten. Deshalb ist Manfred Lindicke froh, dass der Förderverein nunmehr mit ihm an einem Strang zieht. In diesem Jahr feiert der Verein sein zehnjähriges Jubiläum und will aus diesem Anlass eine Chronik herausgeben. Die soll fertig sein, wenn im Herbst der Federweißer ausgeschenkt wird.

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