Potsdam-Mittelmark: Historiker Thimme wird eingeladen

Nuthetal - Die für den 15. November geplante Podiumsdiskussion zu Arthur Scheunert und seinen Vitaminversuchen während der NS–Zeit sorgt schon im Vorfeld für Wirbel. Wie berichtet wird der Historiker Roland Thimme, der in einem Aufsatz Anfang dieses Jahres schwere Vorwürfe gegen Scheunert erhoben hatte, nicht im Podium sitzen. „Er wurde aber nicht ausgeladen“, sagte Erika Haenel, Vorsitzende der Ortsvereins und Initiatorin der Podiumsdiskussion, den PNN. Thimme werde eine Einladung erhalten und könne sich im Anschluss an der öffentlichen Diskussion beteiligen. Nachdem er der Gemeinde aber unverständliche politische Voreingenommenheit vorgeworfen und sie so diffamiert habe, mache es wenig Sinn, ihn auf das Podium zu setzen. „Von dem in der Überschrift eines PNN-Artikels verwendeten Wort Nestbeschmutzer distanziere ich mich aber“, so Haenel. Die Ortsvereinsvorsitzende hat inzwischen im Bundesarchiv recherchiert und dort die Zulassung zu Scheunerts Vitamin B1-Versuch gefunden. Ohne Einwilligung der Probanden hätte es die Zulassung nicht gegeben, sagt Haenel. „Demzufolge hätte die Teilnahme freiwillig sein müssen.“ Nach Thimmes Forschung hatte der in der DDR hochdekorierte Rehbrücker und 1957 verstorbene Ernährungsforscher Scheunert während der NS–Zeit Experimente an Häftlingen des Zuchthauses Waldheim vorgenommen. In dem Gefängnis saßen auch politische Gefangene. Scheunert soll unter anderem Häftlinge 188 Tage lang völlig ohne Vitamin A ernährt haben, was bei den Probanden zu gravierenden gesundheitlichen Problemen geführt haben soll. Die von Haenel erwähnte Zulassung einer NS-Behörde hält er für irrelevant: Scheunert habe damals darum gebeten, von allen Auflagen befreit zu werden. Die Gefangenen seien in ihrer Entscheidung nicht frei, die Forschung somit illegal gewesen. alm