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Von Peter Könnicke: Hoch über den Heilstätten

Pläne für Baumwipfelpfad als Touristenattraktion werden heute ein Thema für die Stadtverordneten

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Beelitz - Vom Wildwuchs überwuchertes Mauerwerk, vernagelte Fenster, kaputte Dächer. Auf einem großen Teil des riesigen Geländes der früheren Beelitzer Heilstätten ist nicht mehr zu erkennen, weshalb das Areal einst als eine der modernsten Krankenhausanlagen im Berliner Umland galt. Nun soll auf dem verwilderten Gelände neues Leben einziehen: Ein Baumkronenpark könnte jährlich Hunderttausende Besucher anlocken. Entsprechende Pläne sollen heute auf der Sitzung der Beelitzer Stadtverordneten vorgestellt werden. Vorbild ist ein Pfad im Naturpark Hainich bei Bad Langensalza

Rund 100 Jahre diente der Standort im Beelitzer Stadtwald der medizinischen Versorgung: zunächst als Heilstätte für Tuberkulosepatienten, während der beiden Weltkriege als Lazarett und nach 1945 als sowjetisches Militärhospital. Seit Abzug der Truppen 1994 liegt ein Großteil des Areals brach. „Seit Jahren verfallen die Gebäude massiv, in drei Jahren sind sie verloren", sagt Georg Hoffmann, Mitgesellschafter der Heilstätten-Park GmbH und Co. KG. In der Gesellschaft sind die Eigentümer eines Teilbereichs der historischen Heilstätten, der Besitzer des Waldgebietes und eine Projektentwicklungsfirma vereint. Zusammen wollen sie den ihnen gehörenden Teil des Areals retten und den Baumkronenpark zur Touristenattraktion entwickeln.

Beim Spaziergang über einen fast 1000 Meter langen Pfad in den Baumkronen eines Waldstücks könnten die Besucher einen Teilbereich des insgesamt 200 Hektar großen Heilstätten-Geländes kennenlernen. Der Wipfelpfad soll Initialzündung für weitere Investoren sein, die sich der maroden Gebäude annehmen, sagt Projektentwickler Jürgen Fett. Eine der Attraktionen des Baumkronenpfades soll die Überquerung der Ruine des ehemaligen Frauensanatoriums werden. Das riesige Gebäude wurde 1945 durch Brandbomben zerstört und verfällt seitdem. „Auf seinem Dach ist ein einzigartiger, über 60 Jahre alter Kiefernwald entstanden. Die Besucher sollen das außergewöhnliche Denkmalensemble mit seiner bewegten Geschichte und die historischen Parkanlage mit wertvollen Gehölzen aus der Höhe erleben“, erläutert Fett.

Die Nachwende-Geschichte der Heilstätten ist ein Kapitel von Aufbruch und Stillstand. Nach dem Ende der militärischen Nutzung durch die Westgruppe der sowjetischen Armee erwarb der Bau- und Immobilienmogul Roland Ernst 1994 das unter Denkmalschutz gestellte Ensemble mit insgesamt 60 Gebäuden und einer weitläufigen Parkanlage. Bis zum Jahr 2000 blühten die Heilstätten teilweise wieder auf – Reha-Kliniken und Wohnhäuser entstanden, historische Gebäude wurden saniert. Mit der Insolvenz des Roland-Ernst-Imperiums wurde es still auf dem Gelände. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark versuchte, die Entwicklung des Areals nach Kräften zu unterstützen. So entstand dort das neue Feuerwehrtechnische Zentrum des Kreises, wurde das Heiz- und Maschinenhauses als eines der zentralen Denkmalgebäude saniert. Unter dem Strich blieb das Heilstätten-Areal eine der größten Konversionsflächen in Brandenburg, für die eine Nutzung gefunden werden muss.

Im Beelitzer Rathaus wird das neue Baumkronenpfad-Projekt auch deshalb sehr begrüßt, weil es gerade auf diesem Areal in den vergangenen Monaten viele Fälle von Vandalismus gab. Mehrere unbefugte Eindringlinge sind bereits in den Ruinen verunglückt. Ende Mai starb ein 25-Jähriger beim Sturz aus dem Fenster einer Ruine (PNN berichteten)

Auch Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) zeigte sich gegenüber den Plänen für einen Baumkronenpark aufgeschlossen. Das sei eine Idee, die weiterverfolgt werden könnte, denn sie könne eine Ankerfunktion für die weitere Belebung des Areals haben, sagte er bei einem Treffen mit den Investoren. „Wir haben vereinbart, uns zeitnah darüber zu verständigen, was das Land bei der Projektunterstützung leisten kann und was nicht“, so der Minister.

Vor allem brauchen die Investoren finanzielle Hilfe: „Ohne Fördermittel wird das Vorhaben nicht zu finanzieren sein“, betont Projektentwickler Fett. Sechs bis sieben Millionen Euro soll der erste Bauabschnitt – der Baumkronenpark – kosten. Für die Sanierung der maroden Gebäude rechnet Fett mit 20 Millionen Euro. „Ich bin überzeugt, dass wir die Idee schnell zum wirtschaftlichen Erfolg führen können“, sagt er und verweist auf eine Machbarkeitsstudie, die bis zu 300 000 Besucher pro Jahr prognostiziert. Noch im Dezember dieses Jahres wollen die Investoren nach eigenen Vorstellungen mit dem Bau beginnen. Im August 2011 könnte der Baumkronenpark eröffnen. (mit ldg)

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