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KulTOUR: Hochanständige Arbeiten

Museum der Havelländischen Malerkolonie zeigt zum fünfjährigen Bestehen Bilder aus dem Eigenbesitz

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Schwielowsee - Nach fünf Jahren weiß jeder, was er geleistet hat. Das gilt besonders fürs Ehrenamt. Wenn sich dann, rein allegorisch, noch herausstellt, dass man in dieser kurzen Zeit so ungefähr von Null auf Hundert gekommen ist, dann kann man eigentlich nur noch gratulieren. Auf hundert Bilder im Eigenbesitz hat es das Museum der Havelländischen Malerkolonie Ferch dank des 2002 gegründeten Fördervereins zwar noch nicht ganz gebracht, aber 68 sind es inzwischen schon, sapperlot!

So entstand im ältesten Haus am Platze nicht nur ein gut besuchtes und längst nicht mehr unbekanntes Museum, man hat auch ein richtiges Netzwerk zu Bildbesitzern, Sponsoren und anderen wissenden Leuten aufgebaut. Es wurde geforscht und eine beachtliche Zahl von Publikationen veröffentlicht. Und natürlich entliehen, gesammelt, gekauft.

Wenn man heute ins Kossätenhaus kommt, hat man sofort den Eindruck „det lööft!“, Vereins-Chefin Helga Martins und die rastlose Kuratorin Jelena Jamaikina haben alles im Griff, zusammen mit dem Verein natürlich, und alles im Ehrenamt. Unter dem Titel „Vier Jahreszeiten“ zeigt das Museum seit dem Sonnabend, was da in diesen acht Jahren an Kunst so alles zusammengekommen ist.

Man fing ja buchstäblich bei Null an. Eine Ausstellung also aus dem eigenen Fundus, dazu ein paar Neuerwerbungen, das meiste hat man in treuer Wegbegleitung bereits zu sehen bekommen. Achtundzwanzig Bilder im Ganzen. Thematisch zeigt sie die Jahreszeiten rund um den Schwielowsee an, formal erfasst sie die Zeit von 1880 bis 1980 in chronologischer Reihenfolge. Karl Hagemeister natürlich allen voran. Aber auch Arthur Borghard ist wieder dabei, Max Koch, Gerhard Graf, Carl Goebel, Hans Licht, und wie sie alle heißen.

Von Erich Heckel sind, in einer Vitrine, Holzschnitte aus der Zeit zwischen 1933 und 1965 zu sehen, ein bisschen Grafik muss sein. Bekannte und noch nicht bekannte Namen. Die einen kamen als Gäste, andere wohnten hier mehr oder weniger lange Zeit, „ihre Häuser stehen noch“, so Jelena Jamaikina, nicht ohne Hintergedanken. Womit der Beweis erbracht sei, dass die „Havelländische Malerkolonie“ kein Hirngespinst von Velio Bergemann war. Er hatte ja das Ganze einst ins Rollen gebracht. Zudem bestand die norddeutsche Kolonie in Schwaan aus nur vier Malern, die Fercher aus mindestens zwölf, fügte sie hinzu.

Braucht es noch Beweise, wenn man über sechzig Bilder im Fundus hat, darunter einige Dauerleihgaben? Inzwischen wird nicht nur an eine Stellwand für zusätzliche Bilder im Parterre gedacht, auch das Obergeschoss soll umstrukturiert werden, um mehr Grafik zeigen zu können. Und es sind weitere Kandidaten für die Havelländische ausgespäht worden! „Für die nächste Generation gibt es genügend zu tun“, so die Kuratorin.

In diesem Jahr will man die Zusammenarbeit mit den norddeutschen Künstlerkolonien ausbauen, der Frauenquote unter den Havelländischen gedenken und sich im neuen Ausstellungsplan mehr auf Figürliches und Grafisches konzentrieren. Auch das Forschen wird fortgesetzt, so die Mittel nicht versiegen. Doch sei das fern, ein seriöses Museum wie dieses wird sich auf seine getreuen Helfer und Sponsoren aus ganz Deutschland, auf diese und jene Hand verlassen können.

Und die ausgestellten Bilder mit den Jahreszeiten? „Hochanständige Arbeiten“ hat die Kuratorin sie genannt – sie muss es schließlich wissen. Gerold Paul

bis 21. April, Sa. und So. von 11 bis 17 Uhr, Beelitzer Straße 1 in Ferch

Gerold Paul

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