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Potsdam-Mittelmark: Hoffen auf Nieplitzwasser

Der Fischer vom Seddiner See fängt Fische von A bis Z, doch sehr viele sind es nicht

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Seddiner See - Von A wie Aal bis Z wie Zander, die Angebotsliste von Fischer Manfred Mannheim vom Großen Seddiner See liest sich fast wie das große Alphabet der Binnenfischerei. „Die haben wir auch alle drin im See“, sagt er. Nur müssten viele davon, wie etwa die Aale, woanders gezüchtet und dann in den See eingesetzt werden. „Unser See hat in den vergangenen Jahren einfach zu viel Wasser verloren, dadurch fehlen die richtigen Plätze zum Laichen“, schätzt er ein. Mannheim muss es wissen, denn er lebt und arbeitet seit 36 Jahren in Seddin. Es sei verflixt, denn durch den hohen Wasserverlust sei der Schilfgürtel zurückgegangen. Genau dort aber laichen die Fische und verstecken sich auch als Jungfische. „Dadurch ist das Gleichgewicht gestört.“

Ein zweiter Grund sei die schlechte Wasserqualität am Boden des Sees. Dadurch fehle auch dieser Lebensraum für die Entwicklung eines stabilen eigenen Fischbestandes. Hoffnung setzt Mannheim nun vor allem auf die geplante Einleitung von Nieplitzwasser in den See. Wie berichtet, hat das ortsansässige Institut für Gewässerökologie einen entsprechenden Förderantrag gestellt und hofft schon im kommenden Jahr mit der Einleitung beginnen zu können. Nach Ansicht der Experten sind vor allem die Klimaveränderungen Schuld an den sinkenden Pegeln in den vom Grundwasser gespeisten märkischen Seen.

Keine Probleme hat Manfred Mannheim mit dem Absatz seiner Fische. „Wir haben viele Stammkunden, im Sommer aber auch viel Laufkundschaft unter den Urlaubern“, sagt der Fischer. Aber: „Durch unsere extensive Bewirtschaftung fangen wir kaum soviel, dass die Familie davon leben kann.“ Heute betreibe er mit seinem Sohn allein die Fischerei, früher hätten in Seddin mehr als 20 Fischer gearbeitet. 1972 hatte Mannheim seine Lehre als Binnenfischer in Seddin begonnen. Seddin war ein Betriebsteil des VEB Binnenfischerei Potsdam, heute eine GbR.

„In den 80er Jahren gehörte auch der benachbarte Kähnsdorfer See zu unserem Bereich“, so Mannheim. Der wurde als Intensiv-Gewässer für große Spielgelkarpfen genutzt, denn in der DDR wurden Fische „auf Masse produziert.“ Nach der Wende gab es dafür kein Bedarf mehr. „Wir haben noch bis 1995 gebraucht, um den Kähnsdorfer See ganz abzufischen, bevor er als Fischereigewässer aufgegeben wurde. Das sind manchmal drei Tonnen pro Tag gewesen“, so Mannheim. Auf keinen Fall seien Tausende dieser Karpfen zur Wendezeit in den Seddiner See umgesetzt worden, wie erst jüngst wieder bei einem Treffen von Vertretern der Kommune und des Instituts für Gewässerökologie mit Umweltminister Dietmar Woidke berichtet wurde. Im Seddiner See gebe es nur Silber- und Marmorkarpfen, deren Bestand längst normal sei, so Mannheim.

Den 40 Hektar großen Kähnsdorfer See hat vor drei Jahren das Institut für Angewandte Gewässerökologie gekauft und dann für seine Arbeit als Referenzsee entwickelt. „Als wir den See übernommen haben, war das ein stinkende Kloake, heute ist er glasklar und hat einen gesunden Schilfgürtel", berichtete jüngst Institutschef Olaf Mietz. Auch dem Großen Seddiner See sei man jetzt mittels Phosphat-Eliminierung, Tiefenwasserbelüftung und schließlich der Frischwasserzufuhr auf dem besten Wege dahin. Fischer Mannheim wünscht sich, dass der Institutsdirektor Recht behält. Winfried Gutzeit

Winfried Gutzeit

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