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Potsdam-Mittelmark: Hoffnung auf ein gutes Erntejahr
Trotz zweier Frostnächte im Mai halten sich Schäden auf Werders Obstplantagen in verträglichen Grenzen
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Werder (Havel) - Die Erdbeerpflanzen sind dicht mit Blüten bepackt, an frühen Kirschbäumen färben sich die Früchte zartrosa. Der Werdersche Obstbauregion steht nach derzeitigem Stand ein gutes Erntejahr bevor. „Wir hatten zwar im Mai zwei Frostnächte, aber die entstandenen Schäden sind nicht bedeutend“, sagt der Geschäftsführer des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins, Stefan Lindicke.
Letztes Jahr hatte eine Frostnacht zu massiven Ernteeinbußen geführt. Von einzelnen Kulturen wurden 70 bis 80 Prozent vernichtet, nicht nur in Werder: Statt zum Beispiel üblicherweise etwa 35 000 Tonnen Äpfel wurden landesweit kaum 8000 Tonnen von den Bäumen geholt, wie es aus dem Landesverband Gartenbau heißt.
Warum die Strahlungsfröste in diesem Jahr nicht ähnliche Schäden angerichtet haben, sei ein Thema für die Forschung, meint Obstbaumeister Lindicke. „Das hängt von Faktoren wie der Luftfeuchtigkeit, dem Wind und dem Wetter der vorangegangenen Tage ab und lässt sich für uns kaum vorhersagen.“
Nach den heftigen Problemen 2011 werde in diesem Jahr – je nach Lage und Sorte – ein verkraftbarer Verlust von durchschnittlich zehn Prozent erwartet. „Einige Sorten sind empfindlicher als andere. Der Sortenmix, auf den viele Obstbauern setzen, bewahrt uns diesmal vor Problemen“, so Lindicke.
Etwas Sorgen bereitet ihm die Trockenheit. „Seit April hatten wir weniger als 50 Millimeter Regen.“ Die meisten Werderaner Obstbauern könnten ihre Plantagen aber durch das Brauchwassernetz mit Wasser versorgen. „Das läuft seit Mitte April auf Hochtouren.“ Mit den ersten Freilanderdbeeren rechnet Lindicke Anfang Juni, die Werdersche Saisoneröffnung ist am 5. Juni auf Lindickes Hof. Schon jetzt kann man verfrühte Erdbeeren aus Werder bei den Direktvermarktern kaufen.
Obstbauer Thomas Giese baut Erdbeeren seit einigen Jahren im Gewächshaus an. Andere Obstbauern nutzen Folientunnel oder transparente Fliesabdeckungen, um früher ernten zu können. „Das gibt kleine Einbußen im Gesamtertrag und die Früchte sind etwas kleiner, aber der Absatz funktioniert“, so Lindicke. Die ersten Nachfragen nach frischen Früchten aus der Region würde es schon Anfang April geben. Erdbeeren wachsen im Land auf 560 Hektar, zumeist im Freiland. Vermarktet werden sie in der Regel auf Wochenmärkten oder Hofläden.
Das Verlustjahr 2011 sei aber auch durch ein erfolgreiches Erntejahr 2012 nicht wettzumachen, betont Lindicke. „Werder ist keine isolierte Lage mehr, der Preisdruck ist immer da.“ Andreas Jende, Geschäftsführer des Gartenbauverbandes, bestätigt, dass der Druck auf die Bauern enorm ist. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind große Investitionen erforderlich“, betonte er. Mit neuen Sorten müsse sich dem wandelnden Geschmack der Verbraucher angepasst werden. „Der züchterische Vorlauf erfordert aber zum Teile jahrelanges Durchhaltevermögen.“
Auch wenn sich eine gute Ernte ankündigt: Was die Zukunftsinvestitionen angeht, gab es für Werders Obstbauern einen empfindlichen Rückschlag „Was viele in ihren Gärten an Rosen oder Kirschlorbeer beobachtet haben, hat auch den Obstbauern zu schaffen gemacht“, sagt Stefan Lindicke. Die strengen Fröste im Februar hätten jungen Obstgehölzen erheblich zugesetzt. Junge Kirsch-, Apfel- oder Birnenanlagen wären kaum noch oder gar nicht mehr ausgetrieben. „Die größten Schäden gab es bei Kulturen, die erst im Herbst gepflanzt wurden.“
Verluste von bis zu drei Prozent seien bei den Obstbauern bei solchen Neupflanzungen einkalkuliert. Jetzt müssten sie damit rechnen, das 10 bis 40 Prozent der Bäume nicht überleben. „Das Problem waren der milde Dezember und Januar. Die Bäume waren nicht richtig in der Winterruhe und haben zum Teil schon wieder Saft geschoben“, so Lindicke. Den Temperatureinbruch von plus zehn auf Minus zwanzig Grad hätten dann einige Gehölze nicht verkraftet. Der Landesgartenbauverband ist dabei, landesweit die Schäden zu dokumentieren. (mit dpa)
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