Potsdam-Mittelmark: Hort mit Gourmetkoch
Für 4,8 Millionen Euro soll an der Teltower Stubenrauch-Schule neu gebaut und gesund gekocht werden
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Teltow - Es ist eng, viel zu eng im alten Hort der Teltower Stubenrauch-Grundschule. Während die Kinder anderer Horte der Stadt am Nachmittag töpfern, sich in Bewegungsräumen verausgaben oder in Musikräumen auf die Pauke hauen, reicht der Platz im Stubenrauch-Hort nur für einen Flötenkurs, sagt Solveig Haller. Für größere Instrumente gibt es keinen Platz, so die Chefin des städtischen Kitaeigenbetriebes. Die Nutzung der Schulräume am Vor- und Nachmittag – die eigentlich die Ausnahme sein soll – ist an der Teltower Grundschule die Regel. Zwischen Schulbänken und Stühlen sollen die Kinder im Hort den Lernalltag vergessen und sich austoben? Das geht nicht, sagt Haller. „Die Situation ist untragbar.“ Ein Hortneubau ist überfällig und nun soll es so weit sein.
Die Kinder der Ernst-von-Stubenrauch-Grundschule in Teltow sollen einen neuen Hort bekommen. Im Januar können die Stadtverordneten über den 4,8 Millionen teuren Neubau auf dem Schulhof der Grundschule in der Moldaustraße entscheiden. Stimmen sie zu, könnte im Sommer der Grundstein gelegt und das zweigeschossige, quadratisch geplante Gebäude zum Schuljahr 2015/16 eröffnet werden. Das sagte Solveig Haller jetzt gegenüber den PNN. Die lange Wartezeit auf den neuen Bau soll sich gelohnt haben, denn der Hort wird mit allerlei Raffinessen aufwarten: Dazu gehören unter anderem eine eigene Bibliothek zum Schmökern, eine Werkstatt zum Basteln, ein Musikraum zum Musizieren, lichtdurchflutete Innenhöfe zum Ausruhen, ein Bewegungsraum zum Toben und auch ein Raum mit Boxsack, in dem die Kinder Aggressionen rauslassen sollen, ohne andere dabei zu verletzen. Das Beste jedoch könnte eine Lehrküche werden, in der dann der Stahnsdorfer Fernsehkoch Ronny Pietzner Kindern als auch Eltern und Erziehern gesundes Kochen und Essen beibringen will. Derzeit werde mit Pietzners „Yumme-Stiftung für Ernährung, Bildung und Gesundheit“ über ein entsprechendes Engagement und Fördergelder zum Bau der Lehrküche verhandelt, sagte Kitabetriebsleiterin Haller.
„Gerade im Hort-Alter sind die Kinder offen und neugierig für solche Angebote“, sagte Haller. Die Lehrküche soll über vier Herde verfügen und auch über höhenverstellbare Arbeitsflächen, damit auch mit Erwachsenen gekocht werden kann. „Wir wollen die Eltern zu den Kochkursen einladen.“ Denn wenn sie sich und ihre Kinder zu Hause gesund ernähren, trägt das zur Gesundheit bei. Auf dem Speiseplan sollen nicht nur Nudeln und Grießbrei stehen, sondern auch ein gebratenes Steak und frisches Gemüse. „Es wird ein Schmankerl“, sagte Haller. So wie das gesamte neue Gebäude.
Der quadratische Bau soll auf dem Schulhof an der Seite zur Paul-Singer-Straße entstehen, dort wo einst eine Sporthalle stand. Das neue Haus soll die gleichen Grundmaße einnehmen wie die frühere Halle. Ein europaweiter Architektenwettbewerb zum Neubau ist bereits beendet, der Gewinner wird im Januar bekannt gegeben. Die Form des Hauses und was es alles bieten soll, steht indes schon fest – vor allem wird es viel mehr Platz als im alten Hort geben.
Reichen die Räume in der Grundschule derzeit für etwa 210 Hortkinder, soll es künftig 350 Hortplätze geben. Ein Angebot, das seine Nutzer finden wird, sagte Haller. Denn die Zahl der Grundschüler in Teltow wird weiter steigen – so weit, dass schon bald eine vierte kommunale Grundschule in der Stadt benötigt werde. Auch die Stubenrauch-Schule werde künftig noch mehr Kinder aufnehmen müssen, dann eben auch der Hort.
Auch beim Hortbetrieb selbst soll sich mit dem Neubau einiges ändern, kündigte Haller an. Eine Einteilung der Kinder in feste Gruppen werde es nicht mehr geben, stattdessen sollen sie frei aus den vielfältigen Möglichkeiten wählen können: Kochen in der Lehrküche, Schauspielern im Theater, Experimentieren im Fotolabor oder Lernen im Hausaufgabenzimmer. „Die Kinder sollen lernen, ihren Nachmittag eigenverantwortlich zu gestalten.“ Die Eigenverantwortung der Hortkinder werde übrigens auch schon beim Bau des neuen Hortes gefragt sein, sagte Haller. Nämlich dann, wenn die Kleinen über die Wandfarben in ihrem neuem Hort abstimmen können. Tobias Reichelt
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