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Potsdam-Mittelmark: Hotelboom oder Eigenheime ?

Streit um die Zukunft der Seewiese in Ferch / Zweifel an Zusagen des Investors

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Schwielowsee · Ferch - Um die geplante Bebauung der Seewiese in Ferch mit sechs Einfamilienhäusern hat sich am Mittwochabend in der Gemeindevertretung Schwielowsee ein handfester Streit entbrannt. Gemeindevertreter Thomas Hartmann (SPD) meldete sich zu Wort, als die Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplanes beschlossen werden sollte. Früher stand in diesem Bereich ein FDGB-Heim (ganz früher Kurhaus). Es wurde vor 15 Jahren für einen Hotelneubau abgerissen, der aufgrund der Pleite von Investor Hartmut Berg nie über den ersten Spatenstich hinaus kam. Eine Brache, die viele Fercher wurmt.

Der Fercher Ortsbeirat hatte bereits einstimmig befürwortet, dass Investor Günter Matz zwischen Seeweg und Potsdamer Platz den Bau von sechs Einfamilienhäusern planen darf. Unterhalb des Hanges soll er als Gegenleistung Baurecht für eine Gaststätte mit Saal sichern, die er selbst bauen und betreiben soll. Für den Fercher Karneval und andere größere Dorfveranstaltungen fehlt zurzeit ein geeigneter Saal. Doch Thomas Hartmann (SPD) zweifelte an, dass ein solcher Handel Erfolg haben wird. Frühere Zusagen des Investors, der sich auch in der Umgebung der Seewiese betätigt hat, seien nicht eingehalten worden: Am Gebäude seiner „Marina Ferch“ sei kein Wasserwanderrastplatz mit Duschen und Kiosk entstanden, so Hartmann. Die Festwiese auf der Seewiese sei nicht, wie zugesagt, grundbuchlich an die Gemeinde übertragen worden. Und der Parkplatz an der Marina sei kein Parkplatz, sondern ein unansehnliches Gewerbeareal geworden, auf dem Boote und Maschinenteile lagern.

Als früherer Bürgermeister von Ferch bemängelte er auch, dass der attraktivste Platz von Ferch, direkt am Schwielowsee, mit Einfamilienhäusern bebaut werden soll. „Wir haben ausreichend Baugebiete für Zuzugswillige.“ Für die Fläche an der Seewiese sollte weiter eine Hotelnutzung angestrebt werden, wie sie der frühere Bebauungsplan vorgesehen hatte. „Dass das nicht einfach ist, haben wir gemerkt. Aber wir sind in einer Zeit, wo der Tourismus in Brandenburg boomt und neue Standorte gesucht werden.“

Ferchs Ortsbürgermeister Roland Büchner (BBS) glaubt derweil nicht, dass eine Bank im Umfeld vieler anderer Hotels ein neues Hotelprojekt finanzieren würde. „Das haben wir 15 Jahre versucht, jetzt ist das Areal einfach kein Aushängeschild mehr.“ Mit dem gefundenen Kompromiss könne der Ortsbeirat gut leben, zumal die Gefahr einer reinen Wohnbebauung bestanden hätte. „Dann könnten wir eine Nutzung der Festwiese ganz vergessen.“

Was den Wasserwanderrastplatz angeht, so seien wie versprochen zehn Liegeplätze für Wasserewanderer entstanden, sagte Büchner. Zudem sei es eine Leistung von Günter Matz, dass am Parkplatzrand jetzt ein neuer Wasserrettungsstützpunkt der DLRG entsteht. „Der Orstbeirat ist sich einig, dass nach so vielen Jahren endlich eine Entwicklung stattfinden muss.“ Dazu sei man auf einen Investor angewiesen, der vorherige Großinvestor, Hartmut Berg, der einst 200 Millionen Mark in Ferch verbauen wollte, sei schließlich ein Fehlgriff gewesen.

Thomas Hartmann reagierte sauer: Berg habe viele Projekte anschieben können, vom Seniorenheim bis zu den drei Stadtvillen, von denen zwei im sozialen Wohnungsbau errichtet wurden. Er sei zu einer Zeit zahlungsunfähig geworden, als es im Sog des Jürgen Schneider vielen Investoren im Osten ähnlich gegangen war.

Der Streit wollte kein Ende nehmen. Auf Antrag der CDU / FDP-Fraktion gab es eine Sitzungsunterbrechung, danach wurde der Punkt von der Tagesordnung genommen. Fraktionschef Heiko Hüller regte an, erstmal einen städtebaulichen Vertrag mit Günter Matz auszuhandeln. Der Bau der Einfamilienhäuser soll dann mit den Zusagen zum Wasserwanderstützpunkt, der Seewiese, dem Parkplatz und dem Restaurant mit Saal verknüpft werden. Dass das Gebäude an der Marina inzwischen als Wochenendbungalow benutzt wird, beschäftigt derweil auch die Bauaufsicht. Die Baugenehmigung wurde für ein öffentlich genutztes Gebäude erteilt. Henry Klix

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